„Kinder und Jugendliche können nur dann gut lernen, wenn sie gesund und glücklich sind“, sagt Grünen-Politikerin Christin Melcher. In einem Papier legt sie Missstände offen und bietet Lösungen an.
„Bulimie-Lernen“, überfrachtete Lehrpläne, Noten- und Leistungsdruck, Stress und Mobbing: Die Grünen im Sächsischen Landtag sorgen sich um die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. „Unser Ziel muss es sein, den Wissensdurst, die Kreativität und die Lernfreude der Kinder, die sie mit in die Schule bringen, über die gesamte Schulzeit zu erhalten. Wir wollen Schulen, in denen gleichermaßen gelernt, gelebt und gelacht wird“, schreibt die grüne Bildungsexpertin Christin Melcher in einem Positionspapier.
Christin Melcher: Schule kann krank machen
Doch die Realität sei für viele Schülerinnen und Schüler eine andere, erklärte die Abgeordnete aus Leipzig. Obwohl der Erziehungs- und Bildungsauftrag im Schulgesetz ganzheitlich formuliert sei, werde fachlichem Wissen ein höherer Stellenwert eingeräumt als persönlichem Wohlbefinden und psychischer Gesundheit. „Schule kann krankmachen. Die Corona-Pandemie wirkte wie ein Brandbeschleuniger und war für junge Menschen eine Zäsur. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar.“ Fehlende Ressourcen wie der Lehrkräftemangel verschärften die Situation.
Melcher verwies auf Studien, wonach junge Menschen insgesamt immer unglücklicher seien. Die Zeit der Jugend sei heutzutage geprägt durch „Ängstlichkeit, Unsicherheit und wenig Zuversicht für die Zukunft“. Als Gründe nenne die Glücksforschung die globalen Krisen und den ständigen Vergleich mit anderen, befördert durch soziale Medien.
Melcher: Mentale Gesundheit stärker in den Fokus rücken
„In Anbetracht der Vielzahl und der Schwere der Krisen unserer Zeit muss das Thema mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stärker in den Fokus rücken. Wir müssen Schule anders machen“, erklärte Melcher. Die Aufgabe von Schule sollte darin bestehen, junge Menschen stark und resilient zu machen für ihren Weg in einer zunehmend komplexeren Welt. „Kinder und Jugendliche können nur dann gut lernen, wenn sie gesund und glücklich sind.“ Um das zu erreichen, schlagen die Grünen ein ganzes Bündel an Maßnahmen vor.
Konkret geht es ihnen um eine „neue Lern- und Prüfungskultur mit weniger Leistungsnachweisen und alternativen Feedback-Formaten“. Der vorherrschende Leistungsdruck helfe nachweislich wenig, Kompetenzen und Selbstvertrauen aufzubauen. Mehr Kindern und Jugendlichen sollte ein längeres gemeinsames Lernen ermöglicht werden, etwa in Gemeinschaftsschulen. Das Thema mentale Gesundheit – der Umgang mit Stress, Ernährung, Schlaf und Bewegung – sollte aus ihrer Sicht direkt im Unterricht behandelt werden, zum Beispiel in einem Schulfach „Glück“ oder „Psychische Gesundheit und Schule“.
Unterricht später beginnen lassen und mehr Forschung zum Thema betreiben
Die Grünen sprechen sich dafür aus, den Unterricht später beginnen zu lassen. Erhebungen zum Lernstand ließen sich mit einer Erfassung der mentalen Gesundheit verbinden. „Bei PISA-Studien wird auch das Schulklima und das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schülern erfasst – weil es wichtig für den Lernerfolg ist. Es ist an der Zeit, diese Ergebnisse ebenso ernst zu nehmen und in den Fokus zu rücken wie die ermittelten Leistungsstände.“ Zudem befürwortet die Grünen-Fraktion mehr Forschung zu diesem Thema. Zugleich gelte es psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu verbessern.