Tourismus: Wofür Gästebeiträge in Niedersachsen genutzt werden

Wer an den Strand will oder im Harz-Urlaub eincheckt, muss einen Tourismusbeitrag zahlen – an einigen Orten mehr, an anderen weniger. Was wird mit dem Geld gemacht?

Ob an der Küste, auf den Inseln oder im Harz. Wer in Niedersachsen Urlaub macht, muss oft einen Tourismusbeitrag zahlen. Je nach Urlaubsziel unterscheiden sich die Preise dabei merklich, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt. Die Spanne geht demnach von einem bis fünf Euro. Unterschiede gibt es auch darin, wie die Orte das Geld nutzen. 

Im Harz erheben nahezu alle Orte ganzjährig einen Gästebeitrag. Je nach Ort und Jahreszeit schwanken die Preise zwischen 1 und 3,50 Euro pro Tag, wie die Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carola Schmidt, sagte. Für Kinder und teilweise auch Geschäftsreisende oder Schwerbehinderte gebe es ermäßigte Tarife.

Busticket im Harz inklusive

Viele Orte denken demnach über eine Erhöhung um 20 bis 50 Cent nach, weil die Kosten für den Unterhalt der touristischen Infrastruktur gestiegen seien. Ein Abschaffen des Gästebeitrages sei im Harz indes sehr unwahrscheinlich. Ohne den Beitrag gebe es nicht genug Geld, um die touristische Infrastruktur zu finanzieren. In einigen Orten verdoppele sich die Einwohnerzahl durch Touristen in Ferienzeiten annähernd. Die Infrastruktur dafür könne nicht nur aus den jeweiligen Haushalten finanziert werden. 

Das Geld wird je nach Ort anders genutzt. Neben der Infrastruktur fließen die Beiträge in der Mittelgebirgsregion unter anderem in Veranstaltungen oder das Besucherticket Hatix. Mit dem Ticket können Urlauber im Gegenzug für den Gästebeitrag die meisten Harzer Buslinien ohne weitere Kosten nutzen. Das Angebot ist laut dem Fahrgastverband Pro Bahn in Niedersachsen bisher einmalig.

Damit Orte den Tourismusbeitrag erheben dürfen, müssen sie ganz oder teilweise als Kur-, Erholungs- oder Küstenbadeort staatlich anerkannt sein. Das geht aus dem Niedersächsischen Kommunalabgabengesetz hervor, nach dem das Geld auch nur zweckgebunden für den Tourismus ausgegeben werden darf. Anders ist die Lage bei Beherbergungssteuern, auch Bettensteuern genannt, die zuletzt in mehreren niedersächsischen Städten eingeführt wurden. Sie fließen in den allgemeinen Haushalt.

Preise an der Küste bereits gestiegen 

An der Nordseeküste mussten sich Urlauberinnen und Urlauber an einigen Orten schon zu Jahresbeginn auf höhere Beiträge einstellen. Auf der ostfriesischen Insel Borkum etwa fällt 2024 die Unterteilung zwischen Neben- und Hauptsaison weg. Seit Januar liegt der Gästebeitrag über das Jahr einheitlich bei 4,80 Euro pro Übernachtung für Erwachsene. Zuvor waren Übernachtungen in der Nebensaison etwas günstiger.

Auch auf dem Festland wurde es an einigen Orten teurer: Auf der niedersächsischen Halbinsel Butjadingen etwa zahlen Erwachsene und Kinder ab 13 Jahren in der Hauptsaison von April bis Oktober ab diesem Jahr pro Übernachtung künftig 3,20 Euro statt bislang 2,90 Euro. In der friesischen Gemeinde Wangerland nördlich von Wilhelmshaven stieg der Gästebeitrag in Horumersiel, Schillig und Hooksiel ebenfalls.

In der Hauptsaison liegt nach Auskunft der Tourismus-Agentur Nordsee GmbH aktuell die Spanne in der Region zwischen zwei Euro (Hage in Ostfriesland) und fünf Euro (Spiekeroog) für Erwachsene pro Nacht in der Hauptsaison. Genutzt werden die Gelder den Angaben zufolge unter anderem für öffentliche WC-Anlagen, bewachte Badestrände, Strandreinigung, Grünpflege der Kurparks, Veranstaltungen oder Konzerte, Spielplätze oder öffentliches und kostenfreies WLAN. 

Hohe Zahlungsmoral in Cuxhaven

In Cuxhaven zahlen Tagesgäste in der Hauptsaison bis zu 3,90 Euro Eintrittsgeld für den Strandbereich. Für Übernachtungsgäste ist der Beitrag zehn Cent günstiger. Mit den Einnahmen würden unter anderem der Strand- und Wattrettungsdienst organisiert, touristische Einrichtungen erhalten und erweitert sowie Veranstaltungen angeboten, sagte ein Sprecher der Stadt. Die Zahlungsmoral sei hoch. „Die steigenden Gästezahlen verdeutlichen auch, dass die Besucherinnen und Besucher bereit sind, diese Beiträge zu bezahlen, da sie dafür auch bestimmte Leistungen erwarten können“, betonte er. 

Im Kurort Bad Bevensen in der Lüneburger Heide werden drei Euro pro Tag direkt von Hotels und Pensionen eingezogen. Zusätzlich müssen auch Gewerbetreibende eine prozentuale Abgabe leisten – bis zum Handwerksbetrieb. „Alle Einnahmen fließen in die touristischen Einrichtungen wie Kurpark und Kurhaus sowie unser Veranstaltungsprogramm“, sagte Bürgermeister Martin Feller. Finanziell habe man eine große Unterdeckung, die auch daran liege, dass viele Einrichtungen wie die Therme während Corona geschlossen waren.