Fußgänger und Radfahrer statt Autos; Begrünung und Bänke statt Parkplätzen. In München und ganz Bayern gibt es mehrere Test-Projekte zur Straßenumgestaltung. Doch nicht selten hagelt es Klagen.
Sitzbänke und Hochbeete auf früheren Autoparkplätzen – in der Münchner Innenstadt gibt es von Montag an eine neue temporäre Fußgängerzone. Allerdings kommt die Verkehrsberuhigung im Stadtteil Haidhausen mit gut zwei Wochen Verspätung: Nach einem Eilantrag von Anwohnern der Weißenburger Straße gegen die Fußgängerzone musste die Stadt die Einrichtung von Ende Juli auf den 12. August verschieben.
Holpriger Start in der Weißenburger Straße
Ein Jahr lang sollen nach dem Willen der Stadt Autos von dem Straßenabschnitt verbannt werden. Außer Lieferverkehr und Radelnden mit Schritttempo dürfen dort laut Mobilitätsreferat nur Fußgänger unterwegs sein. Statt Parkplätzen sind unter anderem Sitzbänke und Hochbeete vorgesehen – in der einjährigen Testphase müssen Gehweg und Fahrbahn demnach aber erhalten bleiben.
Der Start der Fußgängerzone verlief – wie schon bei ähnlichen Vorhaben im vergangenen Jahr – nicht ohne Schwierigkeiten. Man habe die Testphase möglichst schnell starten wollen, sagte eine Sprecherin des Mobilitätsreferats. Die Stadt plante die Eröffnung am 29. Juli schon deutlich vor der rechtlichen Wirksamkeit der Umwidmung der Straße. Kritiker des Projekts gingen aber mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgericht München dagegen vor – und die Stadt ruderte zurück. Nachdem die Umwidmung am Samstag in Kraft getreten sei, werde die temporäre Zone nun am Montag eingerichtet, teilte das Rathaus mit.
Schon im vergangenen Jahr hatten Anwohner per Gerichtsverfahren für ein vorzeitiges Ende zweier sogenannter Sommerstraßen gesorgt. Beide Straßen waren als Teil eines Forschungsprojekts der TU München für Autos gesperrt sowie begrünt und umgestaltet worden. Bei mehreren Anwohnern hatte das scharfe Kritik ausgelöst.
Ähnliche Projekte auch in anderen Städten geplant
Nicht nur München tut sich mit der Einrichtung neuer Fußgängerzonen schwer. In Aschaffenburg wurde Autofahrern die Fahrt durch einen Teil der Frohsinnstraße verboten. Doch ein Jahr Probezeit zeigte nach Angaben der Stadt, dass die neue Regelung „weitgehend ignoriert“ wurde. Helfen sollen nun automatisierte Poller, der Baubeginn sei Anfang 2026 geplant, sagte eine Sprecherin der Stadt.
In anderen bayerischen Städten setzt man ebenfalls auf die Umgestaltung von Straßen – allerdings nicht immer mit einem kompletten Autoverbot. So startete die Stadt Coburg nach eigenen Angaben Ende Juli einen verkehrsberuhigten Bereich in einem Straßenabschnitt in der Innenstadt. Autos dürfen während der Testphase bis Ende 2026 demnach dort zwar noch fahren, aber nur im Schritttempo, und müssen sich Fußgängern und Radfahrern unterordnen.
Im schwäbischen Wertingen (Landkreis Dillingen an der Donau) habe ein privater Arbeitskreis Ideen zu Umgestaltungen unter anderem in der historischen Innenstadt gesammelt, teilten zwei Sprecher des Arbeitskreises mit. Der Stadtrat beschloss demnach temporär mehrere verkehrsberuhigte Bereiche und teilweise Einbahnstraßen. Der geplante Start Anfang Juni konnte den Sprechern zufolge nicht eingehalten werden, da die Stadt schwer vom Hochwasser getroffen worden sei. Der Start sei nun auf das Jahr 2025 verschoben worden.
„Nachbarschaftsviertel“ nach spanischem Vorbild
München will auch im kommenden Jahr weitere Straßen autofrei machen. Unter dem Titel „Nachbarschaftsviertel“ will das Mobilitätsreferat in zwei Münchner Stadtteilen nach dem Vorbild der „Superblocks“ in Barcelona großräumig verkehrsberuhigte Viertel einrichten, in denen hauptsächlich Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind. Konzeptvorschläge dafür sollen dem Stadtrat demnach voraussichtlich Anfang 2025 vorgelegt werden.