Den Schulabschluss in der Tasche, beginnt für viele ein neuer Lebensabschnitt: eine Ausbildung. Zuhause auszuziehen können sich aber nur wenige leisten. Wohnheimplätze sind rar.
Baden-Württembergs Bauministerin Nicole Razavi rechnet in den kommenden Jahren mit zusätzlichen Wohnheimplätzen für junge Menschen. Die CDU-Politikerin sagte der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart, man sei mit 20 Interessenten in konkreten Gesprächen zum Bau zusätzlicher Unterkünfte. „Dahinter stecken 800 Wohnheimplätze.“ Der Bund stellt dem Land durch das Förderprogramm „Junges Wohnen“ jährlich 32,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Das Geld sei für den Bau von Wohnheimplätzen und die Modernisierung bestehender Einrichtungen gedacht. „Ich rechne damit, dass erste Bauprojekte 2025 gestartet werden können und ein Jahr später die ersten Wohnungen oder Zimmer von den Auszubildenden bezogen werden.“
Für den ersten Förderaufruf gab es 74 Interessenbekundungen, wie die CDU-Politikerin mitteilte. Darunter waren auch viele kommunale Wohnungsbauunternehmen. „Insgesamt könnten dadurch 3.300 zusätzliche Wohnheimplätze entstehen, wenn alle Interessenten ihre Vorhaben umsetzen.“ Die jungen Menschen, die gerade in Ausbildung seien oder in den nächsten Jahren damit starteten, seien die Fachkräfte von morgen. „Für junge Leute ist es vor allem in Ballungsräumen schwierig, eine bezahlbare Wohnung zu finden.“ Wie viele Wohnheimplätze es im Südwesten insgesamt gibt, ist nicht bekannt.
Ausbildungshaus in Heidelberg mit Modellcharakter
Derzeit gibt es im Land nach Angaben des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags vor allem Wohnheimplätze an Standorten von Landesberufsschulen, in denen Auszubildende bezahlbare Unterkünfte für den Zeitraum des Besuchs der Berufsschule finden. Günstige Plätze für Azubis, die eine Unterkunft während der gesamten Ausbildungsdauer bieten, sind dagegen eher selten. In Ballungsräumen und Universitätsstädten sehen laut einer IHK-Umfrage zur Aus- und Weiterbildung ein Fünftel der Unternehmen die Wohnraumsituation als Hindernis bei der Gewinnung von Azubis. In Städten wie Freiburg seien es sogar 43 Prozent.
DGB-Landesvize Maren Diebel-Ebers sagte: „Wohnheime für Auszubildende muss man in Baden-Württemberg mit der Lupe suchen.“ Eine positive Ausnahme sei das Ausbildungshaus in Heidelberg. Dort mieten die Arbeitgeber Zimmer für ihre Azubis an. Die Auszubildenden zahlen eine moderate Miete. Das Ausbildungshaus habe Modellcharakter. „Wir brauchen schnell mehr davon. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für Auszubildende ist hoch. Das hören wir sowohl von den Auszubildenden als auch von den Arbeitgebern.“ Man erwarte, dass die Landesregierung endlich eine Förderrichtlinie für das Bundesprogramm auf den Weg bringe. Andere Bundesländer hätten das längst getan.