Das wird teuer: Die Mega-Yacht von Steve Jobs krachte kürzlich vor Neapel in die „Lady Moura“. Deren Eigner ist außer sich. Wie konnte es zu dem Unfall kommen?
Schicksal in Zeitlupe: Ein Video, welches der mexikanische Milliardär Ricardo Salinas auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichte, zeigt einen sehr langsamen, aber wohl umso kostspieligeren Unfall. Im Meer vor Neapel krachte die „Venus“, die berühmte Yacht, die Steve Jobs vor seinem Tod bauen ließ und deren Fertigstellung er nicht mehr erlebte, in sein Schiff, die „Lady Moura“. Der Unfall ereignete sich Ende Juli, die „Venus“ gehört derzeit Laurene Powell Jobs, der Witwe des Apple-Gründers.
Im Video hört man zunächst lautes Geschrei, während sich die „Venus“ langsam, aber unaufhaltsam der „Lady Moura“ nähert. Doch die lauten Rufen verhallen – nach schier endlosen Sekunden krachen die Schiffe ineinander und drücken sich voneinander ab. Das Video endet mit einem zweiten Kontakt und einem fast verzweifelten „Noooo“. Es fällt auf, dass sich, während die Crew der „Lady Moura“ unaufhörlich rumschreit, niemand auf der „Venus“ zu befinden scheint. Jedenfalls gibt es von Bord der Steve-Jobs-Yacht keine Reaktion.
Der Eigner der gerammten Yacht, Ricardo Salinas, veröffentlichte das Video auf seinem Instagram-Profil und schrieb dazu einen ziemlich derben Text: „Ihr werdet es nicht glauben, aber wir wurden von einer Yacht angefahren, als wir in Neapel waren. Ich sage euch… die Yacht von Steve Jobs, dem Gründer von Apple (jetzt die seiner Frau Laurene), hat uns gerammt, als wir vor Neapel vor Anker lagen.“
Ricardo Salinas schäumt vor Wut
Er fährt fort: „Ich wüsste gerne, was der Kapitän und die Besatzung gemacht haben, dass sie eine Yacht von der Größe der meinen vor sich nicht gesehen haben. Das Gute ist, dass nicht mehr als ein Kratzer passiert ist, aber es ist ein großer Kratzer, der viel kosten wird, um ihn zu reparieren, ha ha ha ha. Also kauft Apple-Produkte in meinen Läden, um die Kosten für diesen kleinen Schabernack zu decken.“
Dann wird Salinas etwas ausfällig: „Hier ist das Video, damit du siehst, dass es keinen Mangel an Arschlöchern (wörtlich „Pendejos“, Anm. d. Red.) auf der Welt gibt und verstehst, wie wichtig es ist, einen verantwortungsvollen und aufmerksamen Kapitän an der Spitze zu haben! Wie auch immer, lasst uns weiter die Urlaubstage genießen.“
Geheimnisse Yacht Mega-Luxus 11.45
Auch Yachten-Experte „Esysman„, der seit über 20 Jahren in der Branche arbeitet, hat sich mit dem Unfall jüngst beschäftigt. Denn die Frage, wie es zu so einem Zusammenstoß auf offener See kommen kann, stellt sich durchaus. Er erklärt: „Es scheint, als hätten beide Schiffe vor Anker gelegen. Im Video sieht man die Kette. Erst nach dem Zusammenstoß fährt die ‚Lady Moura‘ von der Stelle. Die ‚Venus“ scheint mir nicht bewohnt gewesen zu sein, denn die Möbel waren abgedeckt und die Antennen auf dem Dach drehten sich nicht. Das ist für mich ein Zeichen, dass niemand auf der Brücke war.“
„Aber was ist nun passiert?“, fragt „Esysman“, und fährt fort: „Es scheint, als sei die ‚Venus‘ durch einen sehr starken Wind in die ‚Lady Moura‘ gedrückt worden. Die beiden Schiffe lagen also wohl zu nah aneinander. Es ist sehr einfach, sich das Video anzuschauen und voreilige Schlüsse zu ziehen, aber man muss bedenken, dass solche Schiffe keine Autos sind, deren Schlüssel man dreht und sofort losdüsen kann.“
Schlechtes Wetter und „zu lange“ Kette an der Yacht
„Esysman“ kommt zu dem Schluss, dass die „Venus“ offenbar nicht bewacht war und die Kreisbögen um den Anker zu eng aneinander lagen oder sich sogar überlappten. Denn durch das „Schwojen“ der Schiffe, sprich deren Bewegung an der Ankerkette, brauchen derart groß Yachten genug Platz, um nicht mit anderen Objekten zu kollidieren, wenn der Wind deren Position verändert – die sogenannten Kreisbögen. Deren Falschberechnung ist ein klarer Fehler, den die Crew des zuletzt angekommenen Schiffs hätte vermeiden müssen.
Im Fall des Unfalls gab es vor Neapel offenbar sehr starke Winde, was dazu führte, dass die „Venus“ ihren Kreisbogen wohl ausreizte. Gerissen war die Leine nicht, denn im Video ist sie sichtbar auf Spannung.
Im Fachmagazin „Boat International“ findet sich mittlerweile eine Erklärung zu dem Fall, die von einer Quelle stammen soll, die mit dem Fall vertraut ist. Diese bestätigt den plötzlichen Windwechsel, der die „Venus“ wohl in Bewegung versetzt hat. Es heißt allerdings auch, dass deren Kette „doppelt so lang war, als man es bei der Tiefe, wo das Schiff lag, erwarten würde“.
Experte „Esysman“ gibt keine Prognose ab, wie teuer der entstandene Schaden nun eigentlich war – auch die Schuldfrage stellt er nicht. Dem Instagram-Beitrag von Salinas nach zu urteilen, ist sich der Eigner der „Lady Moura“ relativ sicher, wem die Schuld zu geben ist. Die Erklärung von „Esysman“ deutet allerdings auch auf mögliche Verfehlungen des anderen Schiffes hin, da der Kreisbogen vielleicht nicht korrekt eingeschätzt wurde – die zu lange Kette der „Venus“ wiederum hätte das Ergebnis dieser Berechnung natürlich stark verändert.
Es ist unwahrscheinlich, dass die beiden Milliardäre diesen Streit noch weiter in die Öffentlichkeit tragen und man erfahren wird, wer den Unfall verursacht hat. Fakt ist, dass beide Yachten offenbar keinen größeren Schaden zu beklagen haben, da sowohl die „Lady Moura“ als auch die „Venus“ laut Trackingdienst „Marinetraffic“ unterwegs sind, somit keine im Dock liegt oder Richtung Werft unterwegs ist. Die „Venus“ befindet sich aktuell vor der Westküste Korsikas, die „Lady Moura“ schippert um Kreta.