Elektroautos verkaufen sich nicht mehr so gut. Staatlich gefördert werden sie auch nicht mehr. Wie begeistert man Käufer jetzt noch für die E-Mobilität? BMW hat Ideen.
Die meisten Autohersteller haben arge Probleme, ihre Elektrofahrzeuge zu verkaufen. Spätestens seit die staatliche Förderung wegfällt, fehlen vielen Kunden die Argumente, sich gegen einen Verbrenner zu entscheiden. Dazu kommt, dass die Preise für E-Autos im Vergleich oft wesentlich höher sind, als für Benziner oder Diesel der gleichen Klasse. Auch das Aufladen kostet – je nach Tarif und Anbieter kommt man nicht merklich günstiger weg, als mit fossilen Kraftstoffen an der Tankstelle.
Wie in so einer Situation Bewegung in den Markt kommen soll, ist also eine gute Frage. Antworten gibt es abseits von Appellen an das Umweltbewusstsein der Menschen nur wenige. Stattdessen: Verbote, Einschränkungen, härtere Auflagen. Das schreckt ab.
Keine Verbote, sondern Anreize
BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic hat bessere Ideen: Mehr Anreize und Privilegien für Elektroautos – klare Vorteile im Alltag. Im Gespräch mit dem „Merkur“ wurde er auf mögliche Kaufanreize und eine Rückkehr der staatlichen Subventionen angesprochen. Letztere hält er auf Dauer für „nicht sinnvoll“, brachte aber neue Ideen ins Gespräch.
„Es gibt andere Möglichkeiten, um E-Autos attraktiver zu machen: Etwa der privilegierte Zugang zu Innenstädten, kostenlose Parkmöglichkeiten oder eine eigene Spur auf der Autobahn“, sagte Nedeljkovic in dem Interview.
Die Idee hätte vermutlich tatsächlich einen Effekt: Während E-Autos an Staus vorbeiziehen dürften, könnten die Fahrer in den stehenden Verbrennern überlegen, ob es nicht an der Zeit wäre, den fahrbaren Untersatz zu wechseln.
Vorteile für Elektroautos schon heute
Kostenlose Parkmöglichkeiten für E-Autos gibt es ohnehin schon: In Hamburg dürfen sie schon seit dem 1. November 2015 an allen Parkscheinautomaten bis zur jeweiligen Höchstparkzeit gebührenfrei geparkt werden. Oft sind auch Ladesäulen in begehrter Innenstadtlage vorhanden, sodass man – manchmal aber nur für die Dauer des Ladevorgangs – in erster Reihen stehen kann.
Trotz der aktuell schleppenden Verkaufszahlen will Milan Nedeljkovic dem Untergangstenor, der aktuell sehr häufig zu vernehmen ist, aber nicht zustimmen. „Deutschland ist ein starker Wirtschaftsraum und Industriestandort, das sollte man nicht pauschal schlechtreden. Unser Land hat viele leistungsbereite und gut ausgebildete Menschen, tolle Forschungseinrichtungen, innovative Zulieferer und einen stabilen rechtlichen Rahmen – diese Pluspunkte darf man nicht unterschätzen“, erklärt er.
Dennoch bemängelt das BMW-Vorstandsmitglied, dass Bürokratie, hohe Energiepreisen und teure Standortkosten der deutschen Wirtschaft schaden – ähnlich wie ein alterndes Straßennetz und eine ausbaufähige digitale Infrastruktur.