Bei dem tödlichen Unglück waren Überlebende teils stundenlang unter Trümmern eingeschlossen. Zur Verarbeitung braucht es einer Expertin zufolge Zeit und Ruhe.
Für Überlebende von Unglücken wie dem Hoteleinsturz in Kröv ist es laut einer Trauma-Expertin wichtig, eine möglichst ruhige und sichere Situation zu haben. „Ihr Umfeld, ihre Familie, ihre Freunde sollen für sie da sein, ihnen ein sicheres Nest bilden“, sagte Pia Heckel, Leiterin des Instituts für Psychotraumatologie in Hamburg. Überlebende direkt zu ihrer Erfahrung zu befragen, etwa in einem Interview, könne Betroffene retraumatisieren.
Wichtig seien Zeit, Ruhe und entspannende Aktivitäten, wie etwa Spazierengehen, sagte Heckel. „Man redet sich so etwas nicht von der Seele“, sagte die Trauma-Expertin. Für Überlebende sei es wichtig, selbst zu bestimmen, worüber sie sprechen. „Sie war in einer komplett ohnmächtigen Situation. Sie muss entscheiden, was passiert“, sagte die Psychologin in Bezug auf eine Überlebende, die fast 24 Stunden in den Trümmern eingeschlossen war.
Umfeld hilfreich zur Verarbeitung
Nach einer traumatischen Erfahrung ist es der Expertin zufolge wichtig, Freunde oder Angehörige um sich zu haben. Sollte das nicht möglich sein, könnten Kriseninterventionsteams im Rettungsdienst helfen. Zudem sollten Betroffene auf Alkohol und Drogen verzichten: „Das stört die Verarbeitung. Keine Beruhigungsmittel, keine Schlaftablette.“
„Ein Trauma ist immer mit psychischer oder physischer Lebensbedrohung verbunden“, sagte Heckel. „Etwas, das den normalen Lebensbereich völlig übersteigt.“ Dabei handele es sich um Erfahrungen, die das Gehirn nicht ganz verarbeiten könne. In einer solchen Situation komme es vor, dass Menschen nicht präsent sind und in eine Art Tunnelblick gelangen.
„Nicht jedes Trauma braucht eine Therapie. Da kommt es darauf an, wie stabil das Umfeld ist“, sagte die Psychologin. Therapeutisch kämen verschiedene Möglichkeiten in Betracht, etwa eine EMDR-Therapie, bei der das Ereignis emotional erneut durchlebt werde.
Der Einsturz
Bei dem Einsturz des Hotels im Mosel-Ort in der Nacht zum Mittwoch starben ein Mann und eine Frau, sieben Menschen wurden verletzt und waren teils über Stunden in den Trümmern eingeklemmt. Zu den Verletzten gehört auch eine kleine Familie mit einem zweijährigen Kind. Die letzte gerettete Überlebende verharrte fast 24 Stunden unter den Trümmern. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers war die Frau in einer gebückten Haltung von Betonplatten eingeklemmt gewesen.
Den geretteten Verletzten gehe es ebenso wie den anderen Verletzten körperlich relativ gut, sagte Polizeisprecherin Romy Berger am Donnerstag. Es gebe Brüche und Schürfwunden. Das größere Problem werde aber sicherlich die psychische Belastung sein.