Es fährt kein Zug nach nirgendwo – zumindest drei Wochen lang zwischen Rastatt und Baden-Baden. Hintergrund ist der Ausbau der Rheintalbahn. Was müssen Pendler wissen?
Ausfälle und Ersatzverkehr sind an mindestens drei Wochen lang auf der wichtigen Rheintalbahn-Strecke zwischen Rastatt und Baden-Baden angesagt. Von 21.00 Uhr an bis zum 30. August zur gleichen Zeit soll dieser Abschnitt wegen Bauarbeiten im Zuge des milliardenschweren Ausbaus der Rheintalbahn (Karlsruhe-Basel) gesperrt werden. Statt Zügen fahren Busse. Danach sind bis zum 9. September, 5.00 Uhr, weitere Einschränkungen geringeren Ausmaßes zu erwarten.
Während der dreiwöchigen Sperrung soll unter anderem das südliche Ende des Tunnels in Rastatt an das Streckennetz angebunden werden. Ferner sind nach Angaben der Deutschen Bahn Arbeiten an Weichen, Stellwerken und Signalanlagen geplant.
In Baden-Baden haben Ersatzbusse Anschluss an stündlich fahrende ICE-Züge Richtung Schweiz. Fernverkehrszüge von und nach Frankreich sollen über Kaiserslautern und Saarbrücken umgeleitet werden. Der ECE auf der Strecke Frankfurt–Mailand entfalle auf dem deutschen Abschnitt.
Im Regionalverkehr fallen etwa die Linien RE 2 und RE 7 zwischen Karlsruhe und Baden-Baden aus. Fahrgäste könnten zwischen Karlsruhe und Rastatt die RE 40 nutzen. Von Rastatt nach Baden-Baden und in die Gegenrichtung sollen Busse fahren.
Die Bahn empfiehlt Reisenden, die Reiseauskunft auf www.bahn.de zu nutzen und in der App DB Navigator nachzuschauen. Sie hat die Arbeiten absichtlich auf die pendlerarme Ferienzeit in Baden-Württemberg gelegt. „Die Alternative zur dreiwöchigen Sperrung wären rund 50 Einzelsperrungen gewesen, das heißt beispielsweise ein Jahr lang fast jedes Wochenende.“
Umleitungskonzept auch für Güterverkehr
Der Verband Die Güterbahnen betonte die Relevanz der Strecke, auf der Güter zwischen den Nordseehäfen, wichtigen westdeutschen Industrieregionen, der Schweiz und Norditaliens Ballungsräumen transportiert werden. „Täglich fahren dort bis zu 250 Züge im Personen- und Güterverkehr.“ Erstmals gebe es während der Vollsperrung ein Konzept, nach dem bis zu 37 Güterzüge täglich über Frankreich umgeleitet werden. Das könne für Güterbahn-Unternehmen Schäden in Millionenhöhe verhindern, erklärte Verband-Geschäftsführer Peter Westenberger. So könne die Rastatt-Sperre von bis zu 582 Güterzügen passiert werden.
„Ein reibungsloses Funktionieren des Umleiterkonzepts würde dem Schienengüterverkehr, der momentan durch die Vollsperrung der Riedbahn und nun auch durch den Rastatter-Tunnel-Wiederaufbau-Marathon stark belastet und des Dauer-Marathon-Laufens müde ist, Entlastung bereiten“, sagte Westenberger laut Mitteilung. „Wir hoffen, dass das theoretisch gut geplante Umleiterkonzept nun auch in der Praxis funktioniert.“
Tunnel-Havarie wirkt lange nach
Er bezog sich dabei darauf, dass es vor fast sieben Jahren – am 12. August 2017 – beim Bau der Unterquerung der bestehenden Rheintalbahn eine Havarie im Tunnel gegeben hatte. Die Gleise darüber sackten ab, der Schienenverkehr stand viele Wochen still. Um den Schaden zu begrenzen, hatten Arbeiter große Mengen Beton in die Röhre gepumpt, in der noch die Tunnelbohrmaschine steckte. Diese wird seit einigen Monaten freigelegt.
Zudem war ein umfangreiches Konzept erarbeitet worden, um die Oströhre im Zuge des milliardenschweren Ausbaus der Rheintalbahn zwischen Karlsruhe und Basel weiter bauen zu können. Sie soll in offener Bauweise, also von oben, bis 2026 fertiggestellt werden.
Äußerst befremdlich ist für Westenberger, dass immer noch keine abschließende Klärung der Einsturzursache benannt wurde. „So entstehen berechtigte Sorgen unsererseits, das entstandene Mehrkosten am Ende nicht vom Verursacher der Havarie selbst, sondern vom Bund übernommen werden. Und ob die richtigen Konsequenzen für andere Tunnelprojekte gezogen wurden, ist ebenfalls keine Nebensächlichkeit.“