Anna Ermakova hat sich langsam aber sicher ins Rampenlicht geschlichen – und in die Publikumsgunst. Bei „Let’s Dance“ zeigte sie, wie grandios sie tanzt. Jetzt macht sie auch Musik.
Viele Jahre lang war Anna Ermakova in erster Linie „die Tochter von“. Ihrem Vater Boris Becker wie aus dem Gesicht geschnitten, sahen viele wohl zuerst das Tennis-Idol – und sie, wenn überhaupt, erst auf den zweiten Blick. Das hat sich schleichend und zunehmend geändert.
Die inzwischen 24-Jährige arbeitet als Model, tanzte sich in der RTL-Show „Let’s Dance“ in die Zuschauerherzen und gewann die 16. Staffel der Sendung. Nun will sie auch als Sängerin Karriere machen. Heute erscheint ihr erstes Album mit dem Titel „Behind Blue Eyes“.
Erinnerung an „Magic Moment“ bei „Let’s Dance“
Der Titel-Song ist ein Cover des Liedes, mit dem sie bei „Let’s Dance“ die Zuschauer wohl am meisten verzauberte. „Behind Blue Eyes“ steht auch für das, was hinter ihren eigenen blauen Augen in den vergangenen Jahren vorgegangen ist.
„Ich wollte unbedingt „Behind Blue Eyes“ covern. Der Song hat mir viel bedeutet – sowohl beim Hören früher als ich noch jünger war als auch wegen des magischen Moments bei „Let’s Dance““, sagt Ermakova im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Das war ein Moment, in dem ich mich akzeptiert fühlte als die, die ich bin – von mir selbst und auch von der deutschen Bevölkerung“, erzählt sie weiter. Diesen Moment werde sie nie vergessen.
Das ganze Album besteht aus bekannten Film-Songs, die Ermakova mit ihrer warmen, sanften, gefühl- und trotzdem kraftvollen mit Wiedererkennungswert ausgestatteten Stimme neu interpretiert hat. Sie klingt dabei deutlich reifer und ausdrucksstärker, als man das der Newcomerin vielleicht zugetraut hätte.
Ermakova: Musik und Filme waren „Safe-Space“
„Als ich aufgewachsen bin, waren Musik und Filme unglaublich wichtig für mich. Sie waren mein Safe-Space“, schwärmt Ermakova. Sie wollte wieder eine Verbindung mit diesem jüngeren Teil aufbauen und sich selbst entdecken, um ihren musikalischen Sound zu finden – und ihr Genre, sagt sie. „Es ist eine große Lern-Heilungs-und-Dankbarkeits-Reise für mich und ich freue mich darauf, sie zu teilen.“
15 Songs sind auf dem Album gelandet, darunter auch ein Duett mit Schlagersänger Florian Silbereisen. Mit ihm wandelt sie auf den Spuren von Frank und Nancy Sinatra, Robbie Williams und Nicole Kidman und singt „Somethin‘ Stupid“. Außerdem sind Lieder wie „Son of a Preacher Man“ oder „Venus“ dabei.
„Es ist eine Variation der unterschiedlichsten Sachen und Sounds aus unterschiedlichen Zeitperioden und Genres. Männliche Interpreten, weibliche – das ist völlig egal. Wir haben alles dabei“, beschreibt die 24-Jährige ihr Album, das ihr viel bedeutet.
„Bin mit so viel Beurteilung aufgewachsen“
„Ich bin mit so viel Beurteilung aufgewachsen, dass ich schon zurückgeschreckt bin“, erinnert sich Ermakova. „Dann bedeutete das Tanzen eine Verbindung zu meinem Körper – und das Singen hat mich jetzt in Verbindung gebracht zu meiner Stimme, zu meinen Worten und dazu, Dinge auszusprechen und auszudrücken, wie man sich fühlt“, erzählt sie.
Lange habe Ermakova keine Interviews gegeben. „Als ich aufgewachsen bin, wollte ich wegbleiben davon. Aber man sollte sich nicht vor dem Leben verstecken und davor, man selbst zu sein.“ Und das will sie auch musikalisch weiter ausbauen, wie sie im dpa-Interview sagt. Sie könne sich vorstellen, dass es nicht ihre einzige Arbeit als Sängerin bleibe: „Ich fange definitiv an, es zu mögen.“