Kamala Harris macht es weiter spannend: Vor ihrer an diesem Dienstag erwarteten Entscheidung für ihren Vizepräsidentschaftskandidaten hat die designierte Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten ihre Auswahl Medienberichten zufolge auf zwei Männer eingegrenzt – den Gouverneur des Bundesstaates Pennsylvania, Josh Shapiro, und den Gouverneur des Bundesstaates Minnesota, Tim Walz. Harris werde ihre Entscheidung wahrscheinlich in einer Videobotschaft bekanntgeben.
„Ich habe meine Entscheidung noch nicht getroffen“, erklärte Harris am Montagabend (Ortszeit) in einer E-Mail an ihre Unterstützer. Sie will allerdings schon am Dienstagabend zusammen mit ihrem „running mate“ mit einem Auftritt in Philadelphia in Pennsylvania eine fünftägige Wahlkampftour durch besonders umkämpfte und wahlentscheidende Bundesstaaten – sogenannte swing states – beginnen.
Am Mittwoch soll es nach Wisconsin und Michigan gehen, Arizona steht am Freitag und Nevada am Samstag auf dem Programm. Geplant waren zudem Auftritte in den umkämpften südöstlichen Bundesstaaten North Carolina am Donnerstag und Georgia am Freitag. Lokalmedien zufolge wurden diese Termine wegen des Tropensturms „Debby“ verschoben.
Der Kandidat an der Seite von Harris soll ihr helfen, ein breiteres Spektrum an Wählergruppen zu erreichen und in den „swing states“ zu gewinnen.
Als Favorit gilt Josh Shapiro, der Gouverneur von Pennsylvania – dem größten „swing state“. Shapiro ist als sehr beliebter Gouverneur bekannt und könnte Harris den Sieg in diesem für die Wahl als besonders wichtig geltenden Bundesstaat erleichtern. Der 51-Jährige ist ein starker Redner und hatte die Gouverneurswahl 2022 gegen einen ultrarechten Kandidaten gewonnen, der von Ex-Präsident Donald Trump unterstützt wurde.
Shapiro wäre zudem im Falle eines Wahlsiegs des Demokraten-Duos der erste jüdische Vizepräsident der USA – neben der ersten – schwarzen – Frau im Weißen Haus. Seine Unterstützung für Israel und sein Umgang mit propalästinensischen Protesten lösten im linken Lager allerdings Gegenreaktionen aus. Die Demokraten bemühen sich zu versichern, dass der Parteitag in Chicago Mitte August nicht von linken und israelkritischen Aktivisten gestört werden wird.
Shapiros Unterstützer führen Kritik an ihm auf Antisemitismus zurück. Viele Politikexperten gehen aber davon aus, dass Shapiros moderates Profil ihm mehr Stimmen aus der politischen Mitte einbringen wird als es ihn Stimmen am linken Rand kosten dürfte.
Als Generalstaatsanwalt von Pennsylvania war Shapiro gegen katholische Priester vorgegangen, die tausende Kinder sexuell missbraucht hatten, sowie gegen den Pharmahersteller Purdue, der für die Opioid-Krise verantwortlich gemacht wird.
Der 60-jährige Tim Walz, Gouverneur von Minnesota, gilt als Politiker, der mit seiner einfachen Sprache Zugang zu Wählern ohne akademische Bildung findet. Zugleich vertritt der frühere Nationalgardist, Lehrer und Football-Trainer liberale Positionen zu Abtreibung und Cannabis.
Walz erregte Aufsehen, als er den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und dessen Vizekandidaten J.D. Vance als „weird“ („merkwürdig“, „schräg“) bezeichnete. Er gilt als Erfinder dieses Etiketts, das Verbreitung fand und das auch Harris seither häufig für ihre Rivalen anwendet.
Der Mittelweststaat Minnesota zählt zwar nicht zum engeren Kreis der wahlentscheidenden Bundesstaaten, doch könnte Walz womöglich helfen, in „swing states“ der Region wie Wisconsin und Michigan zu gewinnen.
Am Wochenende hatte Harris nacheinander Walz, Shapiro und den Senator Mark Kelly aus Arizona in ihrer Residenz in Washington getroffen, wie US-Medien berichteten.
Als weitere mögliche Vizepräsidentschaftskandidaten galten der amtierende Verkehrsminister Steve Buttigieg; der Gouverneur von Kentucky, Andy Beshear, ein langjähriger Freund von Harris, sowie der Gouverneur von Illinois, J.B. Pritzker.
Harris erfreut sich mehreren Umfragen zufolge steigender Zustimmungsraten. In einer landesweiten Umfrage des Instituts Morning Consult lag sie nun mit 48 Prozent vier Punkte vor Trump. Eine neue Umfrage von CBS News ergab allerdings, dass die Zustimmung für Harris in der schwarzen Wählerschaft geringer ist als für US-Präsident Joe Biden bei seinem Sieg über Trump im Jahr 2020. Einige führende Demokraten warnten deshalb vor Selbstgefälligkeit.
„Sie hat viel Schwung, aber wenn man auf die Umfragen schaut, ist es immer noch ein wirklich enges Rennen“, sagte der ehemalige Stratege von Ex-Präsident Barack Obama, David Axelrod, der Politik-Website „The Hill“. „Das wird für jede Seite ein harter Kampf.“