Der deutsche Pferdesport liefert reichlich Medaillen. Ein Springreiter sorgt bereits für das vierte Gold. Darauf musste das deutsche Team in der Sparte lange warten.
Christian Kukuk verbrachte nach seinem Gala-Auftritt im Schlossgarten von Versailles bange Minuten auf dem Abreiteplatz, ehe das erste deutsche Springreiter-Gold seit 24 Jahren perfekt war. Der 34-Jährige hatte mit Checker bei strahlendem Sonnenschein einen fehlerfreien Ritt im Stechen der Olympischen Spiele vorgelegt. Dann patzte erst der Niederländer Maikel van der Vleuten – und auch Europameister Steve Guerdat blieb auf dem Parcours nicht ohne Fehler.
Damit sind die deutschen Reiter-Festspiele in königlicher Umgebung perfekt. Kukuk sorgte bereits für den vierten Olympiasieg der deutschen Reiter bei den Sommerspielen. Das ist die Hälfte der bisherigen Goldmedaillen für das deutsche Team in Paris. Zuvor hatte Michael Jung in der Vielseitigkeit triumphiert, ehe es in der Dressur sowohl in der Mannschaft als auch im Einzel durch Jessica von Bredow-Werndl Gold gab.
Für die Springreiter ging eine lange Durststrecke zu Ende: 2000 in Sydney gab es das letzte Gold in der Mannschaft, im Einzel liegt der letzte Olympiasieg durch Ulrich Kirchhoff gar 28 Jahre zurück. Es war zudem das 100. deutsche Pferdesport-Gold bei Olympia, wie der Weltverband FEI errechnete.
„War einfach genial“
„Die Performance, die wir hier abgeliefert haben, war einfach genial“, sagte Kukuk. In der Tat zeigte er als einziger Reiter sowohl im ersten Umlauf als auch im Stechen einen fehlerfreien Ritt. Entsprechend groß war der Jubel im deutschen Team. Und Kukuk hatte reichlich Unterstützung dabei, seine ganze Familie und viele Freunde waren vor Ort. „Die einzige, die nicht da ist, ist meine Oma“, sagte Kukuk. „Aber die sitzt vor dem Fernseher und ist – glaube ich – am Heulen.“
Es war ein extrem schwieriges Springen, nur drei Reiter hatten es überhaupt ins Stechen geschafft. „Ich habe noch nie so einen Parcours gesehen“, kommentierte Kukuk den schweren ersten Umlauf. Dort sicherte er sich schon vor dem Stechen Edelmetall. „Das ist echt irre“, sagte der Medaillengewinner. Weltmeister und Topfavorit Henrik von Eckermann, früher Kukuks Kollege, stürzte mit seinem Pferd King Edward und schied aus.
Weishaupt vom Teamkollegen begeistert
Sein Teamkollege Philipp Weishaupt schwärmte über Kukuk: „Der ist unheimlich fokussiert, immer sehr konzentriert und immer 100 Prozent vorbereitet. Der überlässt nichts zum Zufall. Der plant seinen Tag von morgens bis abends, gibt alles für den Sport – und der Erfolg gibt ihm recht.“
„Abnormal“, sagte Weishaupt nach der ersten Runde über seinen Kollegen, mit dem seit Jahren zusammen im Sport- und Handelsstall des viermaligen Olympiasiegers Ludger Beerbaum arbeitet. „Beide haben gekämpft“, sagte Weishaupt, der selber ausgeschieden war. „Er ist mega geritten, Checker ist mega gesprungen.“
Kukuk habe „die Ehre der Springreiter gerettet“, so Weishaupt. Er habe Kukuk vor dessen erster Runde „noch mal ein bisschen meine Eindrücke gesagt, wo er ein bisschen drauf achten muss“. Aber daran habe es nicht gelegen. Den Sieg musste er schließlich selbst nach Hause bringen.
Bereits in der ersten Runde war Weishaupt ausgeschieden. Der 39-Jährige, der ebenfalls in Riesenbeck bei Ludger Beerbaum arbeitet, kassierte mit Zineday fünf Strafpunkte. „Die Olympischen Spielen haben wir uns ein bisschen anders vorgestellt“, sagte der Reiter. „Wir sind super in das Turnier gestartet. Leider habe ich ein bisschen abgebaut.“
Keine Erklärung
Er könne es „nicht erklären, es war ein dummer Fehler, der normalerweise nicht passiert“, sagte der Vize-Europameister. Er hatte nach dem enttäuschenden fünften Platz mit der Mannschaft angekündigt, sich im Einzel eine Medaille zu holen – doch er scheiterte deutlich. „Ja das war hoch gegriffen. Deshalb war es diese Woche für mich sehr bitter“, sagte der Reiter: „Ich habe absolut mehr erwartet. Es ist aber so.“ Die Woche in Versailles sei „okay, aber nicht extra“.
Bereits in der Qualifikation war am Vortag Richard Vogel ausgeschieden. Der 27-Jährige aus Marburg sammelte mit United Touch zwölf Strafpunkte und verfehlte das Finale deutlich.