Halle zweifelt die Ergebnisse des Zensus 2022 an. Eine eigene Erhebung soll nun die tatsächliche Einwohnerzahl ermitteln.
Nach den Ergebnissen der Volkszählung 2022, die einen Bevölkerungsrückgang in Halle festgestellt haben, will die Stadt jetzt Maßnahmen ergreifen und ruft die Bürgerinnen und Bürger zur Beteiligung auf. „Ich bin der Auffassung: Die Zahlen des Zensus sind nicht plausibel“, sagte Halles Bürgermeister Egbert Geier (SPD). Laut der statistischen Berechnung des Zensus 2022 leben nur noch 226.586 Menschen in Halle – etwa sechs Prozent weniger als ursprünglich angenommen. Das Melderegister weist jedoch 243.453 Einwohner aus.
„Halle (Saale) zählt selbst“
„Um das eindeutig nachzuweisen, startet die Stadt nun ihre eigene Bevölkerungszählung über eine Vollerhebung“, erklärte Geier. Die Initiative „Halle (Saale) zählt selbst“ soll zeigen, dass dem städtischen Melderegister vertraut werden könne und „dass die vom Zensus statistisch hochgerechnete, um 6,93 Prozent geringere Einwohnerzahl unrealistisch ist“.
Der Finanzausschuss des Stadtrates soll am 20. August über die Finanzierung dieses Vorhabens abstimmen. Bei Zustimmung wird die Stadt Ende August beginnen, alle im Melderegister eingetragenen Einwohner per Brief zu kontaktieren. Anhand der Anzahl nicht zustellbarer Briefe und deren Überprüfung soll eine sehr genaue Zahl der in Halle mit Hauptwohnsitz gemeldeten und tatsächlich erreichbaren Menschen ermittelt werden. Die Bürger müssen nach Erhalt der Briefe nicht selbst aktiv werden.
Finanzielle Auswirkungen der Zensus-Ergebnisse
Hintergrund dieser Maßnahmen sind die Auswirkungen der jüngsten Zensus-Ergebnisse auf den Finanzausgleich für Sachsen-Anhalts Kommunen. Der Zensus 2022 ergab, dass in Sachsen-Anhalt fast 40.000 Menschen weniger leben als bisher angenommen. Sollte diese Zahl bestätigt werden, drohen der Stadt Halle dauerhafte Einnahmeverluste von rund 15 Millionen Euro pro Jahr.
Für den Finanzausgleich 2024 werden jedoch noch die Einwohnerzahlen basierend auf dem Zensus 2011 verwendet. Die neu erhobenen Zahlen sollen den Finanzausgleich für Sachsen-Anhalts Kommunen erst ab 2025 beeinflussen. Für das kommende Jahr erwartet Halle Zuweisungen aus dem Finanzausgleichsgesetz des Landes in Höhe von rund 289,6 Millionen Euro.
Das Finanzausgleichsgesetz regelt die finanziellen Beziehungen zwischen dem Land und den Kommunen mit dem Ziel, eine gerechte Verteilung der Gelder zu gewährleisten und Benachteiligungen zu vermeiden.