Die Folgen einer Infektion mit der Afrikanischen Schweinepest sind weitreichend und treffen nicht nur unmittelbar betroffene Betriebe. Für die Bekämpfung der Seuche braucht es einen langen Atem.
Nur wenige Kilometer von der baden-württembergischen Landesgrenze entfernt, bangen hessische Schweinezüchter wegen der grassierenden Afrikanischen Schweinepest (ASP) um ihre Existenz. Im benachbarten Bundesland wurden bereits mehr als 70 infizierte Tiere gemeldet. Allein im Kreis Groß-Geraus musste in den vergangenen Tagen auch der achte betroffene Betrieb seinen gesamten Bestand keulen – etwa 1.800 Hausschweine fielen der ASP dort zum Opfer. Ein Fall in Baden-Württemberg ist zwar noch nicht bekannt. Aber Jäger, Betriebe und Bauern sind alarmiert. Einige Fragen und Antworten zur aktuellen Situation:
Was ist die Afrikanische Schweinepest?
Die Afrikanische Schweinepest ist eine schwere, hochansteckende und unheilbare Virusinfektion, die ausschließlich Haus- und Wildschweine befällt. Es ist nicht möglich, Schweine durch eine Impfung zu schützen. Das Virus wird über den direkten Kontakt zwischen infizierten und nicht infizierten Tieren übertragen, vor allem über Blutkontakt. Es kann aber auch indirekt über verschmutzte Gegenstände wie Werkzeuge, Autos, Schuhe, Lebensmittel oder über kontaminiertes Futter von einem Tier aufs nächste übergehen. Eine Infizierung führt fast immer zum Tod der betroffenen Schweine.
Wie kommt die Afrikanische Schweinepest nach Deutschland?
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums wurde das Virus 2007 aus Afrika vermutlich über den Schwarzmeerhafen von Poti nach Georgien eingeschleppt. Es hat sich seither über mehrere Trans-Kaukasische Länder nach Russland, Weißrussland und die Ukraine ausgebreitet und ist seit 2014 auch in Europa. In Deutschland wurde die Tierseuche erstmals 2020 bei einem Wildschwein in Brandenburg nachgewiesen, ein Jahr später brach sie auch zum ersten Mal bei Hausschweinen aus. Der erste und zuvor auch letzte Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Baden-Württemberg passierte in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Forchheim (Landkreis Emmendingen) Ende Mai 2022.
Ist die Tierseuche für Menschen gefährlich?
Nein, das Virus befällt nur Wild- und auch Hausschweine. Es ist nicht auf den Menschen übertragbar – weder durch den Verzehr von Schweinefleisch, noch über direkten Tierkontakt. Der baden-württembergische Landesjagdverband betont zudem, der Verzehr von ASP-infiziertem Wildschweinefleisch sei für Menschen nicht gefährlich. Jedes geschossene Wild werde zudem mehrfach untersucht und Blutproben geprüft.
Welche Symptome hat ein infiziertes Schwein?
Erkrankte Hausschweine und auch Schwarzwild leiden an Fieber, sind schwach oder haben keine Lust zu fressen, sie bewegen sich weniger, ergreifen seltener die Flucht und haben Atemprobleme. Auch Durchfall und Desorientiertheit sind nicht selten.
Warum ist die Afrikanische Schweinepest ein so großes Problem?
Die ASP verläuft fast immer tödlich, über 90 Prozent der infizierten Haus- und Wildschweine sterben innerhalb von rund einer Woche. Sie breitet sich nur vergleichsweise langsam aus, verschwindet aber auch nicht von selbst wieder. Der Erreger ist in der Umwelt und besonders im Blut extrem lange haltbar, weshalb sich beispielsweise lebende Wildschweine sehr lange an Kadavern infizierter Artgenossen anstecken können. Die Kadaversuche und -bergung ist daher ein zentrales Element bei der Seuchenbekämpfung. Bei Hausschweinen steht nach der Keulung ebenfalls das Beseitigen der toten Tiere und die intensive Reinigung und Desinfektion des Bestandes an.
Mit welchen Maßnahmen soll eine weitere Ausbreitung verhindert werden?
Nach den Fällen in Südhessen hat Baden-Württemberg erste Sperrzonen ausgewiesen (Sperrzone II für die infizierte Zone und Sperrzone I, die sogenannte Pufferzone). Derzeit liegen Teile der Stadt Mannheim und des Rhein-Neckar-Kreises innerhalb dieser Zonen. In der Sperrzone II gilt laut Ministerium unter anderem eine strikte Leinenpflicht für Hunde, überdies dürfen die Wege nicht verlassen werden. Es darf auch nicht gejagt werden, Arbeiten mit Maschinen auf landwirtschaftlichen Flächen müssen von den örtlichen Veterinärbehörden genehmigt werden. Schweinehalter in der betroffenen Region sollen ihre Bestände täglich auf Krankheiten untersuchen und diese dem Veterinäramt des Kreises melden. Bewährt hat sich aus Sicht von Agrarminister Peter Hauk (CDU) auch der Einsatz von Suchhundeteams.
Welcher Schaden entsteht betroffenen Betrieben?
Ein Eintrag in einem Hausschweinebestand und eine damit verbundene Keulung ist für jeden Betrieb eine enorme Belastung – „finanziell wie emotional“, sagt Andrea Bauer vom Landesbauernverband Baden-Württemberg. Mastbetriebe könnten schnell zukaufen und wieder einsteigen, Züchter hingegen verlören ihr Genmaterial und benötigten länger, um wieder einen Bestand aufzubauen. Bei Seuchenfällen werden Betriebe zudem nur für den sogenannten gemeinen Tierwert entschädigt, nicht für die kostspielige Haltung oder Zucht. Auch Ackerbauern sind betroffen, sagt die Verbandsreferentin. „Wird in einer Zone die Ernte verboten, ist das in der Erntephase im Sommer bitter.“
Ist die ASP gefährlich für meinen Hund?
Nein, die ASP ist nur für Schweine und Wildschweine gefährlich. Andere Tierarten und der Mensch können sich nicht mit dem Virus anstecken.
Kann man weiterhin im Wald spazieren gehen?
Grundsätzlich schon und ohne Bedenken. In eng begrenzten Gebieten einer Sperrzone kann es allerdings auch vorübergehend verboten werden, den Wald oder zumindest bestimmte Wege zu benutzen.
Und was muss man tun, wenn man ein totes Wildschwein findet?
Am besten ist es, man berührt den Kadaver nicht und meldet ihn unter Angabe der Geokoordinaten des Fundortes in der sogenannten Tierfund-App (www.tierfund-kataster.de). Dann wird der Fund automatisch der zuständigen Behörde gemeldet. Man kann auch die örtliche Veterinärbehörde anrufen oder per Mail informieren. Am besten ist es natürlich immer, man nennt den Fundort so genau wie möglich.
Was kann man tun, um die Ausbreitung der ASP zu bremsen?
Das Virus ist äußerst robust. Bis zu 30 Tage überlebt es laut Stuttgarter Landwirtschaftsministerium in Schweinesalami, sogar 399 Tage in Parmaschinken. „Daher sollten Wurst- und Schinkenreste nur in verschlossenen Mülleimern entsorgt werden“, rät das Ministerium. Außerdem sollten Reste zum Beispiel beim Picknick nicht weggeworfen werden, weil sich das Virus so auf Wildschweine übertragen könnte. „Dies ist der Hauptübertragungsweg über größere Entfernungen bei Neuausbrüchen in bis dahin ASP-freien Gebieten“, warnt das Ministerium.