Inklusion: Mehr Förderschüler – Grüne fordern gemeinsames Lernen

Der Anteil der Förderschüler ist in Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich besonders hoch. Aber über die Frage, was Inklusion in der Schule bedeutet, wird gestritten.

In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Kinder mit Förderbedarf im vergangenen Schuljahr weiter angestiegen. Wie aus Zahlen der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervorgeht, fielen knapp 12.400 Schülerinnen und Schüler darunter. Vor zehn Jahren waren es etwas mehr als 10.600 Kinder und Jugendliche. Der Großteil der Kinder wird nach Angaben des Bildungsministeriums an öffentlichen Schulen unterrichtet. Der Anteil der Kinder, die eine Förderschule besuchen, liegt bei 6,4 Prozent – auf dem gleichen Niveau wie schon vor zehn Jahren. 

Bundesweit vergleichbare Zahlen der Kultusministerkonferenz liegen zuletzt aus dem Jahr 2022 vor. Hier hatte Sachsen-Anhalt, ebenfalls mit 6,4 Prozent, den höchsten Anteil von Schülerinnen und Schülern, die an Förderschulen unterrichtet werden. Bundesweit lag der Schnitt bei 4,2 Prozent. In manchen Ländern wie Schleswig-Holstein (2,3) oder Bremen (0,7) sogar deutlich darunter. 

Kritik an schleppender Umsetzung von UN-Konvention

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Susan Sziborra-Seidlitz, kritisiert daher die Landesregierung. Die Koalition habe vereinbart, mehr Ressourcen in inklusiven Unterricht zu stecken, aber der Anteil der Förderschulen sei immer noch sehr hoch. Sie fordert, dass der gemeinsame Unterricht Vorrang vor Unterricht an Förderschulen haben solle und dies auch im Schulgesetz so formuliert werde. Vor 15 Jahren ist die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Kraft getreten. Sie verpflichtet die Vertragsstaaten unter anderem, ein inklusives Bildungssystem zu schaffen. 

Die Landesregierung verweist darauf, dass Inklusion mehr bedeute, als gemeinsamer Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit oder ohne Förderbedarf. Ein großer Stellenwert werde der Durchlässigkeit zwischen den Schulformen und Bildungsgängen beigemessen, so die Landesregierung in der Antwort auf die Kleine Anfrage.