Sie tourt nicht gerne, also lässt sie ihre Fans anreisen: Adele hat sich in München ein eigenes Stadion bauen lassen. Samt Volksfest als Zuckerl für die Gäste. Die Fans sind begeistert.
Das Konzept „Pop-up-Stadion plus Volksfest“ geht auf: Fans aus dem In- und Ausland haben die ersten beiden Konzerte von Superstar Adele in München genossen. Auch die Polizei zieht eine positive Bilanz: „Es gab keine nennenswerten Vorkommnisse. Selbst das Verkehrsthema, das am ersten Tag etwas schwieriger war, weil doch viele mit dem eigenen Pkw angereist waren, hatten wir am zweiten Tag besser im Griff“, sagte ein Sprecher. München ist also bereit für die noch anstehenden acht Konzerte (9., 10., 14., 16., 23., 24., 30. und 31. August) von Adele („Rolling in the Deep“, „Hello“, „Easy on me“).
Es ist eine außergewöhnliche Konzertreihe: Adele – die bekanntermaßen nicht gerne auf Tour geht und zuletzt 2016 auf dem europäischen Festland auftrat – hat sich in der bayerischen Landeshauptstadt ein eigenes Stadion bauen lassen. Komplett auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten und komplett schwarz-weiß im Adele-Look gehalten.
Größter Video-Screen der Welt
Die Arena bietet Platz für 73.000 Menschen und ist in der Form an ein Amphitheater angelehnt, um von allen Plätzen aus eine möglichst gute Sicht zu ermöglichen. Dominiert wird sie von einer 220 Meter langen und 17 Meter hohen LED-Wand, laut Veranstaltern die größte der Welt. Ein Laufsteg und ein Rundweg bringen die 36-Jährige näher zu ihren Fans.
Diese folgten dem Ruf der Oscar-, Golden-Globe- und Grammy-Gewinnerin trotz Ticketpreisen von teils über 400 Euro und kamen aus der ganzen Welt nach München – aus Schweden und Südafrika, Kalifornien und Chile.
Die seit Monaten laufende Werbemaschinerie versprach nicht nur eine gigantische Konzertshow, sondern auch ein ganz besonderes Drumherum: Außen vor dem Stadion lockte noch die „Adele World“ zum Zeitvertreib vor und nach dem Konzert.
Blasmusik und Freibier in der Adele World
Es ist eine Art Volksfest, bei dem vieles ans Oktoberfest erinnert: So gibt es neben Essens- und Getränkeständen etwa ein Riesenrad und ein Kettenkarussell. Blasmusik erklingt, und bei der Premiere am Freitagabend gibt es selbst Freibier aus einem Fass, das von einer festlich geschmückten Brauerei-Kutsche gebracht und von Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner gekonnt mit zwei Schlägen angezapft wird.
Die Stadt München, die sich finanziell nicht an den Kosten im dreistelligen Millionenbereich beteiligt, verspricht sich von der Konzertreihe viel Geld: Mehr als eine halbe Milliarde Euro sollen Adeles Shows der Region bringen – durch Einnahmen in der Gastronomie, in Hotels, aber auch durch die Miete des Messegeländes.
Fans mögen das neue Konzept
Auch die Veranstalter dürften sich über die zusätzlichen Umsätze durch die Adele World freuen. Dort finden sich neben den bayerischen Elementen auch britische Elemente, oft mit Bezügen zu Adeles Karriere und ihren Vorlieben. So gibt es eine typisch rote Telefonzelle, wie sie auch in einem Video der 36-Jährigen vorkommt, und den Nachbau des Pubs, in dem sie ihre ersten Auftritte hatte. Ihre Lieblingsdrinks werden auch ausgeschenkt. Bei vielen Details habe sich Adele persönlich eingebracht, hört man aus Veranstalterkreisen.
Die Fans goutieren das neue Konzept. „Das ist ja wie auf einem Festival“, kommentiert etwa eine Besucherin die auffallend entspannte Stimmung vor Konzertbeginn. Ebenfalls auffallend, aber ganz im Gegensatz zu einem Festival: Viele Besucherinnen und Besucher sind sehr elegant gekleidet. Männer tragen Jackett, Frauen Abendkleider oder elegante Oberteile zu weiten Stoffhosen – angelehnt an Adeles Stil oft in Schwarz.
Noch acht Shows, dann wird abgebaut – für immer
Schwarz sind auch die Blumenkästen, die Verkleidungen um die Mülleimer und die Sonnenschirme, was dem Gelände in Summe einen hochwertigen Anstrich gibt. Doch die ganze aufwendige Anlage soll nach dem letzten Konzert Ende August umgehend abgebaut werden – unwiederbringlich. „Never before und never again – es gibt diese Show nur hier, nur in München und nur in dieser Form“, hatte Veranstalter Marek Lieberberg versichert.
Bis 31. August also noch acht Konzerte: Noch sind Restkarten erhältlich – für Glückskinder sogar zum Billigpreis von 35 Euro. Jeweils montags um 10.00 Uhr wird ein Kontingent an sogenannten Lucky-Dip-Tickets freigeschaltet. Wo dann der eigene Platz ist, weiß man aber erst vor Ort: Er kann in der letzten Reihe genauso sein wie ganz vorne.
Egal wo, sollten Konzertbesucherinnen und -besucher aber einen Regenschutz einpacken, wie die Erfahrungen des ersten Wochenendes zeigen: Der Münchner Sommer ist heuer – dieses Jahr – sehr unbeständig. So sorgte ein Platzregen unmittelbar vor dem ersten „Hello“ für eine Verzögerung der Premiere und durchweichte die Zuschauerinnen und Zuschauer.