Der erste Olympiasieg eines deutschen Zehnkämpfers seit 1988 ist für Leo Neugebauer in Reichweite. Bei der WM 2023 fiel er nach der Nacht von Rang eins auf fünf zurück. In Paris macht er Dinge anders.
Auf dem Kurs zu Olympia-Gold spielt die Freude über die Halbzeitführung für Zehnkämpfer Leo Neugebauer keine Rolle. „Die Arbeit ist noch nicht mal nahezu fertig“, sagte der 24-Jährige. Der Weltjahresbeste führt die Konkurrenz im Stade de France nach dem ersten Tag mit 4.650 Punkten an.
„Nach dem Stabhochsprung weiß man so ungefähr, wo man ist“, sagte Neugebauer. Er gab die Devise für die heutigen fünf Disziplinen vor: „Ganz normal cool bleiben und einfach sein Ding machen.“
Der deutsche Rekordhalter hat einen Vorsprung von 42 Punkten auf Ayden Owens-Delerme aus Puerto Rico und von 62 Punkten auf den norwegischen EM-Zweiten Sander Skotheim. „Mein Körper fühlt sich sehr gut und ich freue mich schon. Die Stimmung hier im Stadion hat echt Bock auf mehr gemacht“, sagte der für den VfB Stuttgart startende Leichtathlet. Vor dem Schlaf standen am Freitagabend viele Kohlenhydrate auf dem Speiseplan.
Volle Konzentration auf den zweiten Tag
Bei der WM vor einem Jahr in Budapest führte Neugebauer auch nach Tag eins – doch dann fiel er auf Platz fünf zurück. Aus den Fehlern, das betonte er wiederholt, habe er gelernt. Und in Paris lief auch einiges anders.
War er bei den Weltmeisterschaften gerne mit Autogrammeschreiben beschäftigt und erfüllte freundlich jede Menge Fotowünsche, so trat er in Saint-Denis noch fokussierter auf. Auch den Gang durch die Interviewzone absolvierte er im Eil-Tempo – Regeneration stand an. „Neues Mindset, ich werde aus meinen Fehlern lernen und dann sehen wir mal, was ich machen kann“, sagte Neugebauer.
Das war „scheiße“
Für den ehemaligen Welt- und Europameister Niklas Kaul wird es in Paris keine Medaille geben. Als „scheiße“ fasste der 26-Jährige seinen ersten Wettkampftag zusammen. „Das ist eine sehr kurze und sehr treffende Zusammenfassung“, sagte Kaul. „Ich hoffe, dass ich mich in den Einzeldisziplinen irgendwie noch mal selbst ein bisschen begeistern kann.“ 4.041 Punkte bedeuten nur Platz 20.
Ein Fast-Urlauber schlägt sich gut
Der nachnominierte und kurzfristig angereiste Till Steinforth freut sich über einen zwölften Platz beim überraschenden Olympia-Debüt. Alleine schon die Anreise war für ihn kurios. Er hatte nach einem kurzen Abstecher mit Freundin Emma nach Prag das Wohnmobil für eine kleine Rundreise unter anderem an Ostsee, nach Hamburg und Amsterdam vorbereitet, als der Olympia-Ruf kam. Er reiste kurzerhand nur mit kleinem Gepäck nach Paris, die Eltern brachten den Rest mit. Auch dabei: die Freundin.