Im Obstanbau in Brandenburg herrscht Krisenstimmung: Es gibt wegen der Frostschäden fast keine Äpfel und Kirschen. Angesichts der Einnahmeverluste setzt der Gartenbauverband auf Hilfen des Landes.
Wegen der großen Ernteausfälle und Einnahmeverluste dringen die Obstbetriebe in Brandenburg auf die Hilfe des Landes. Viele Obstbauern stehen in diesem Jahr fast mit leeren Händen da: Sie konnten kaum Kirschen und Äpfel ernten, weil die Obstblüten in Frostnächten im April erfroren waren.
„Die Situation für viele Brandenburger Obstbetriebe mit hohem Baumobstanteil ist sehr ernst“, teilte der Gartenbauverband Berlin-Brandenburg mit. Neben den fehlenden Einnahmen drohten zudem Vertragsstrafen, wenn ausgehandelte Liefermengen für den Handel nicht eingehalten werden könnten.
Land ermöglicht Millionen-Hilfe wegen Frostschäden
Das Land sagte angesichts der Frostschäden bereits Millionen-Hilfe zu. „Mit den finanziellen Soforthilfen müssen geschädigte Betriebe schnell und unbürokratisch unterstützt werden, um Betriebsaufgaben zu verhindern und die unmittelbaren finanziellen Belastungen zu mildern“, so der Verband. Auf seine Initiative hin seien insgesamt sieben Millionen Euro Entschädigungszahlungen in Aussicht gestellt worden. Demnach sollen dieses Jahr drei Millionen Euro, ab 2025 noch einmal vier Millionen Euro an die geschädigten Betriebe ausgezahlt werden.
„Wir erwarten von allen Entscheidungsträgern, dass diese Zusagen auch nach der Landtagswahl gelten“, forderte der Präsident des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg, Klaus Henschel. Der Schaden durch Frost liege in Berlin-Brandenburg bei 15 bis 16 Millionen Euro und es sei davon auszugehen, dass die 7 Millionen Entschädigungszahlungen vollständig ausgeschöpft würden.
Verband: Entwicklung frostresistenter Obstsorten nötig
Als bessere Absicherung fordert der Verband auch „eine staatliche Zuwendung zur Klima-Risiko-Versicherung von 50 Prozent, die beispielsweise zur Hälfte vom Bund und zur Hälfte von den Ländern getragen wird“. Zudem sollte verstärkt in die Forschung zur Entwicklung frostresistenter Obstsorten sowie innovativer Technologien zum Schutz der Pflanzen investiert werden. Langfristige Strategien zur Anpassung des Gartenbaus an die klimatischen Veränderungen seien nötig. Brandenburgs Agrarminister Axel Vogel (Grüne) hält es auch für notwendig, dass sich für den Frostschutz auf den Obstplantagen Bewässerungssysteme durchsetzten, wie er im Juni sagte.
Kaum Äpfel und Kirschen in dieser Saison
Einige Apfelbetriebe haben laut Verband 80 bis 95 Prozent weniger Früchte. „Die ohnehin kaum vorhandenen Kirschen wurden von den Staren weiter dezimiert oder durch den Regen zum Platzen gebracht.“ Obstbetriebe, die sonst 7 bis 14 Tonnen Kirschen ernteten, seien in diesem Jahr nur auf 180 Kilo gekommen, nannte der Verband Beispiele. „Bei Pflaumen hält sich der Schaden mit „nur“ etwa 50 % in Grenzen, aber auch hier kommt es durch den Frost zu Deformationen.“ Aronia und Johannisbeeren seien zu 90 bis 100 Prozent geschädigt.