Die Konzentration der europäischen Luftfahrt erhält in Spanien einen Dämpfer. Der Konzern IAG um British Airways und Iberia zieht ein Übernahmeangebot zurück.
Die spanische Fluggesellschaft Air Europa blickt nach dem Platzen der geplanten Übernahme durch den Luftverkehrskonzern IAG optimistisch in die Zukunft. Diese sei weiter „nachhaltig und ermutigend“, hieß es in einem Kommuniqué. Trotz der Instabilität des Marktes sei das Geschäftsmodell von Air Europa „solide und lebensfähig“. Am Vorabend hatte die British-Airways- und Iberia-Mutter IAG das Übernahmeangebot zurückgezogen. Der Grund seien unüberwindbare Hürden wegen der Bedenken der EU-Kommission.
Die europäischen Wettbewerbshüter waren bis zuletzt trotz einiger Zugeständnisse von IAG weiter der Ansicht, dass der Zusammenschluss den Wettbewerb auf dem Markt für Passagierflüge auf mehreren Inlandsstrecken sowie Kurz- und Langstrecken von und nach Spanien verringern könnte. Eine endgültige Entscheidung war in Brüssel bisher aber nicht getroffen worden. Dem Besitzer von Air Europa, dem spanischen Konzern Grupo Globalia, will IAG nun eine Entschädigung von 50 Millionen Euro zahlen.
IAG, dem auch Vueling, Aer Lingus und Level angehören, und Air Europa betreiben ein umfangreiches Netzwerk an Inlandsstrecken in Spanien, Kurzstrecken innerhalb der EU und mit Norwegen, Island und Liechtenstein – sowie Langstrecken, insbesondere von und nach Lateinamerika. Sie sind Wettbewerber unter anderem auf Strecken zwischen dem spanischen Festland und den Kanarischen Inseln und den Balearen und auch auf Strecken in Spanien, auf denen Hochgeschwindigkeitszüge keine Alternative bieten.
Im Rahmen der vor rund eineinhalb Jahren verkündeten Übernahmepläne wollte IAG die restlichen 80 Prozent des Kapitals von Air Europa für 400 Millionen Euro erwerben. 20 Prozent des Air-Europa-Kapitals hält der Konzern bereits. Die Marke Air Europa sollte unter der Leitung von Iberia weiterbestehen bleiben.
Mit 52 Maschinen und circa 4400 Beschäftigten erzielte Air Europa 2023 einen Umsatz von gut 2,7 Milliarden Euro – rund 18 Prozent mehr als 2022. Der Nettogewinn betrug 165 Millionen Euro. 2022 war man mit einem Gewinn von 472.000 Euro knapp den roten Zahlen entgangen.