Nach ersten Fällen in Italien und Spanien hat es das Oropouche-Fieber nun auch nach Deutschland geschafft. Das Robert-Koch-Institut warnt schon länger vor einer Ausbreitung des Tropenvirus.
Tropenkrankheiten sind in Europa auf dem Vormarsch. Nachdem sich zuletzt vor allem das Dengue-Fieber ausgebreitet hatte, ist nun von einem neuen Tropenvirus die Rede – dem Oropouche-Virus. Das breitet sich derzeit in Süd- und Mittelamerika aus, aber auch Italien und Spanien meldeten in den vergangenen Wochen einige wenige Fälle. Dabei habe es sich um Reiserückkehrer aus Kuba und Brasilien. gehandelt, so informiert das Robert-Koch Instituts (RKI) im aktuellen „Epidemiologischen Bulletin“. Nun hat das Virus auch Deutschland erreicht. Das RKI berichtet von zwei Infizierten.
Was ist das Oropuche-Fieber für eine Krankheit? Wie gefährlich ist das Tropenvirus? Und ist eine Ausbreitung des Virus in Europa zu erwarten? Ein Überblick über den aktuellen Wissensstand.
Was ist das Oropouche-Fieber?
Das Oropouche-Fieber ist eine Infektionskrankheit, die durch das tropische Oropouche-Virus verursacht wird und beim Menschen grippeähnliche Symptome auslöst. Die Erkrankung ähnelt dem Dengue-Fieber.
Wie wird das Oropouche-Virus übertragen?
Das Virus wird durch Insekten, insbesondere Mücken und Stechmücken, auf den Menschen übertragen. Das Virus kann sowohl in städtischen wie ländlichen Gebieten vorkommen. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion steigt während der Regenzeit.
In Europa gebe es diese speziellen Mücken nicht, so das RKI. Auch eine Übertragung sei bisher in Europa nicht beobachtet worden, und es sei unklar, ob das Virus überhaupt durch eine europäische Mückenart übertragen werden könnte. Nach jetzigem Kenntnisstand sei eine Weiterverbreitung in Deutschland sehr unwahrscheinlich, betont die Behörde.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bisher nicht bekannt.
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Wo ist das Tropenvirus verbreitet?
Das Oropouche-Virus ist hauptsächlich im Amazonasgebiet verbreitet. Identifiziert wurde es in Ländern Zentral- und Südamerikas sowie in Teilen der Karibik. In Südamerika zählt es zu den am weitesten verbreiteten Viren, den Arboviren. Offiziell wurden seit 1955 eine halbe Million Fälle von Oropouche-Fieber diagnostiziert. Die Dunkelziffer liegt aber wahrscheinlich weit höher.
Einer epidemiologischen Aktualisierung zufolge sind in diesem Jahr von Januar bis April mehr als 5000 Fälle von Oropouche-Fieber in Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Peru und auf Kuba aufgetreten. Neuere Zahlen zeigen, das die Ausbreitung zunimmt. Allein in Brasilien wurden 2024 bis jetzt mehr als 7000 laborbestätigte Oropouche-Fälle registriert. Darunter waren auch zwei Todesfälle, die im Zusammenhang mit dem Virus stehen.
Nach den ersten bekannten Fällen in Italien und Spanien ist das Oropouche-Fieber jetzt auch erstmals in Deutschland registriert worden. „In Europa wurden bisher nur reiseassoziierte Fälle bekannt“, schreibt das RKI. Auch bei den beiden deutschen Fällen aus Sachsen und Baden-Württemberg handelt es sich um Reiserückkehrer aus Kuba.
Wie gefährlich ist das Oropouche-Fieber?
Typischerweise genesen Infizierte laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) binnen sieben Tagen. In seltenen Fällen streckt sich die Erkrankung aber auch über Wochen. Obwohl das Oropouche-Fieber im Normalfall nicht tödlich ist, kann eine Infektion in Einzelfällen insbesondere bei immungeschwächten Personen auch schwere Symptome verursachen.
Welche Symptome treten bei einer Infektion auf?
Etwa drei bis acht Tage, nachdem ein Mensch von einem Überträgerinsekt gestochen wurde, treten in der Regel erste Symptome auf. Diese Krankheitssymptome sind weitgehend mit denen anderer tropischer Virusfieber wie Dengue, Zika oder Chkungunya vergleichbar, was die eindeutige Diagnose erschwert.
Zu den Krankheitssymptomen gehören hohes Fieber, allgemeines Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schüttelfrost und Lichtempfindlichkeit. Schwere Symptome sind selten, berichtet wird aber auch von Einzelfällen, in denen das zentrale Nervensystem betroffen war wie bei Meningitis und Enzephalitis.
Möglicherweise könne das Virus Fehlbildungen bei Ungeborenen verursachen. Deshalb sollten Schwangere unter Umständen auf Reisen in aktuelle Ausbruchsgebiete verzichten.
Bei mehr als der Hälfte der Fälle (etwa 60 Prozent) kommt es nach einer ersten Akutphase zu einer zweiten. Dabei treten die Symptome nach zwei bis zehn Tagen, manchmal auch erst nach einem Monat, in schwächerer Form noch einmal auf.
Wie wird das Oropouche-Fieber behandelt?
Für das Oropouche-Fieber gibt es aktuell keine spezifische Behandlung oder Impfung. Die Therapie zielt derzeit auf die Linderung der Symptome ab.
Ist eine Ausbreitung des Tropenvirus in Europa zu erwarten?
Das Robert Koch-Institut (RKI) warnt seit einigen Jahren davor, dass durch die Klimakrise, die steigenden Temperaturen und länger anhaltenden Wärmephasen die Gefahr der Ansiedlung von Überträgern wie Tigermücke und Gelbfiebermücke und der Ausbreitung von Tropenkrankheiten in Deutschland steigt. Dazu gehören unter anderem Malaria, das West-Nil-Virus, Zika und Dengue.
Dieser Text wurde am 24.Juni 2024 erstmals veröffentlicht und aufgrund der neuen Entwicklungen ergänzt.
Quelle: Meldung des IRCCS, Weltklimarat, Studie, NIH,RKI, WHO, WHO2, Epidemical Report, Epidemisches Bulletin, DPA