Es war absehbar, dass Donald Trump Abfälligkeiten über die Identität von Kamala Harris äußern würde. Nun war es soweit – und die Präsidentschaftskandidatin reagiert kühl und klar.
In Chicago, der Stadt, in der die Demokraten demnächst Kamala Harris zur Präsidentschaftskandidatin küren wollen, erschien der Republikaner Donald Trump bei der Vereinigung schwarzer Journalisten, und verdarb es sich schnell. Nicht nur mit den Anwesenden, sondern auch mit vielen Amerikanern, mit Wählern und vor allem mit Kamala Harris.
„Die gleiche, alte Show: Spalterei und Respektlosigkeit“
„Wir alle erinnern uns noch an die vier Jahre. Heute haben wir noch einmal eine kleine Auffrischung bekommen“, kommentierte die Demokratin vor Studentinnen in Houston, Texas Trumps Entgleisung: „Die gleiche, alte Show: Spalterei und Respektlosigkeit. Lasst mich eins sagen: Das amerikanische Volk hat Besseres verdient. Die Menschen verdienen jemanden an der Spitze, der die Wahrheit sagt. Jemanden, der auf Fakten nicht mit Wut und Hass reagiert.“
Donald Trump Auftritt vor schwarzen Journalisten 22:19
Auch Harris sprach an der Sigma Gamma Rho-Frauenverbindung vor einem mehrheitlich schwarzen Publikum, entsprechend groß fiel die Zustimmung aus, als die Anwärterin aufs Weiße Haus mit verbindende Töne anschlug: „Wir verdienen eine Führung, die versteht, dass uns unsere Unterschiede nicht trennen, sondern die Quelle unserer Stärke sind.“
„Harris will als Schwarze bekannt sein“
Auf dem üblichen Routinetermin mit der Presse hatte der frühere US-Präsident Kamala Harris persönlich angegriffen und sich über Herkunft lustig gemacht: „Sie war immer indischer Abstammung und hat nur mit ihrer indischen Abstammung geworben“, sagte er über sie. „Ich wusste nicht, dass sie schwarz ist, bis sie vor einigen Jahren plötzlich schwarz wurde. Und jetzt will sie als Schwarze bekannt sein.“
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Der frühere US-Präsident schob nach. „Also ich weiß es nicht: Ist sie indisch oder ist sie schwarz?“ Er respektiere beides, doch Harris selbst tue es angesichts ihrer „Kehrtwende“ offenbar nicht. „Ich glaube, das sollte sich jemand anschauen.“
Harris Vater aus Jamaika, Mutter aus Indien
Harris ist die erste Frau, die erste Schwarze und die erste Amerikanerin mit asiatischen Wurzeln, die den Eid als US-Vizepräsidentin abgelegt hat. Sie wurde in Oakland im US-Bundesstaat Kalifornien geboren. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter – eine Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin – kam aus Indien.
Ihre Wahlkampfkampagne reagierte schon vor ihrem Auftritt mit einem Post bei X, ehemals Twitter, auf die Aussagen Trumps. Die Feindseligkeit, die er auf der Bühne gezeigt habe, sei „dieselbe Feindseligkeit, die er sein ganzes Leben lang, während seiner Amtszeit und während seiner Kampagne für das Präsidentenamt gezeigt hat“. Chaos und Spaltung würden Trumps gesamten Wahlkampf kennzeichnen.
Donald Trump log bereits über Barack Obama
Auch das Weiße Haus reagierte empört. Sprecherin Karine Jean-Pierre nannte die Äußerungen „beleidigend“ und „abstoßend“. Jean-Pierre – selbst die zweite schwarze Frau auf dem Sprecherposten im Weißen Haus – sagte: „Niemand hat das Recht, jemandem zu sagen, wer er ist, wie er sich identifiziert.“
Trump hatte bereits 2020 vor Harris‘ Amtsantritt rassistischen Verschwörungstheorien über die Demokratin Raum verschafft. Darin wurde angezweifelt, ob sie überhaupt Vizepräsidentin werden dürfe, weil ihre Eltern bei ihrer Geburt noch keine US-Bürger gewesen seien. Jahre zuvor hatte Trump sich an Verschwörungstheorien beteiligt, die Ex-Präsident Barack Obamas Geburtsort und damit seine Qualifikation fürs höchste Staatsamt infrage gestellt hatten. Trump war damals einer der prominentesten Vertreter der Theorie, wonach Obama in Kenia geboren worden sein soll. Obama, erster schwarzer Präsident der Vereinigten Staaten, kam im US-Bundesstaat Hawaii zur Welt.
„Mehr als Lincoln für Schwarze getan“
Im Mai hatte der gebürtige New Yorker Trump mit einem Auftritt in der South Bronx überrascht. Die fast ausschließlich schwarze und Latino-Bevölkerung wählt so gut wie nie republikanisch. Im Crotona-Park sagte er dann selbstbewusst über seine Präsidentschaft: „Wir haben mehr getan für die schwarze Bevölkerung als jeder andere Präsident seit Abraham Lincoln“. Lincoln hatte wegen der Sklaverei einen blutigen Krieg gegen die abtrünnigen Südstaaten geführt, und sie 1865 abgeschafft.
Donald Trumps wichtigste Wahlversprechen 19:09
Schwarze stimmen als Wähler zwar traditionell überwiegend für die Demokraten, doch seit einigen Jahren werden sie auch für die Republikaner interessant. Den letzten Umfragen zufolge kann Trump auf mindestens 20 Prozent schwarze Wählerstimmen bauen. Die Zahlen stammen allerdings noch aus Zeiten vor Joe Bidens Rückzug als Präsidentschaftskandidat. Die Hälfte der Afroamerikaner lehnten ihn ab, genauso viele Donald Trump.
Unterstützung erhält Donald Trump von seinem Vizekandidaten J. D. Vance: Angesprochen auf Trumps Äußerungen sagte er, die Reaktionen darauf seien „hysterisch“. Und weiter: „Ich denke, er hat die grundlegende chamäleonartige Natur von Kamala Harris hervorgehoben. Sie hat sich bei jedem Thema umgedreht. Sie ist eine Schwindlerin. Sie ist eine Lügnerin.“
Quellen: DPA, „The Hill„, „Washington Post„, CNN, Reuters