Ausgerechnet am ersten Schultag muss die Polizei zu mehreren Schulen wegen Droh-Mails ausrücken. Solche Fälle nahmen zuletzt zu. Minister Holter spricht von niederträchtigem Vorgehen.
An einigen Schulen hat das neue Schuljahr in Thüringen mit einer Ausnahmesituation begonnen: Bombendrohungen machten einen Strich durch die Pläne für den ersten Schultag nach den Sommerferien. An gleich mehreren Schulen waren am Morgen gleichlautende E-Mails von einer identischen Absenderadresse entdeckt worden. Darin wurde laut Polizei mit einer Bombenexplosion gedroht.
In vielen Städten mussten Schüler und Lehrer Gebäude verlassen, die Polizei durchsuchte die Schulhäuser. Landesweit seien dabei auch Sprengstoffspürhunde zum Einsatz gekommen, hieß es seitens der Landeseinsatzzentrale der Polizei. Fündig wurden die Beamten aber nicht.
Betroffen waren unter anderem Schulen in Friedrichroda, Eisenach, Stadtilm und Ilmenau. Auch in Schmölln, Weimar und Erfurt lief der erste Schultag anders als geplant. Manche Schulen verzichteten nach der Entwarnung komplett auf den Unterricht, andere nahmen den Betrieb wieder auf, in Weimar und an einem Gymnasium in Ilmenau etwa. Ein Sprecher der Polizei in Erfurt sagte, dass wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung einer Straftat ermittelt werde.
Minister: Bedrohung von Schulkinder eine Schande
Bildungsminister Helmut Holter (Linke) fand klar Worte: „Es ist eine Schande, dass Schulkinder zum Schuljahresbeginn bedroht werden. Es ist skrupellos und niederträchtig.“ Solche Bedrohungen des Schulfriedens müssten scharf verfolgt und hart bestraft werden. Die Taten richteten sich gegen schutzbedürftige Kinder und ihre Rechte. „Wir müssen auch Nachahmungstäter abschrecken.“ Er bedankte sich bei den Schulen für deren schnelles und umsichtiges Handeln.
Droh-Mails kein neues Phänomen
Die Zahl solcher Drohungen gegen Schulen ist in den vergangenen zwei Jahren nach Angaben des Innenministeriums deutlich gestiegen. Von 2014 bis einschließlich 2021 erfassten die zuständigen Behörden demnach jährlich zwischen 4 und 19 solcher Fälle an Thüringer Schulen. In den Jahren 2022 und 2023 waren es dagegen 28 und 53 gewesen. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der fraktionslosen Landtagsabgeordneten Ute Bergner hervor. In keinem dieser Fälle habe sich eine konkrete Gefährdungssituation ergeben, heißt es darin.
Die drastische Zunahme gerade im vergangenen Jahr sieht das Bildungsministerium in Zusammenhang mit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023. So waren auch einige Thüringer Schulen und andere Einrichtungen von einer bundesweiten Serie von Bombendrohungen betroffen gewesen. Per Mail sollen sich die Täter als Gegner oder Mitglieder etwa der Hamas ausgegeben und gedroht haben, Unschuldige zu töten. Als mutmaßliche Täter ermittelten die Behörden einen 19-Jährigen aus Baden-Württemberg und einen 30-Jährigen aus Ostwestfalen.
Diese Serie habe das Bildungsministerium zum Anlass genommen, um die Abläufe bei solchen Drohungen zusammen mit Schulen und Sicherheitsbehörden zu überprüfen und zu schärfen. Deshalb seien die aktuellen Drohungen nach erster Einschätzung auf gut vorbereitete Schulen getroffen, so ein Ministeriumssprecher.