Knallig und vor allem aus Kunststoff – So kommen die DDR-Möbel der 70er-Jahre oft daher. Eine Ausstellung widmet sich den besonderen Stücken, denn mittlerweile gilt „ostig“ wieder als modern.
„Das steht ja noch in meiner Küche“ oder „Das kenne ich auch noch“ dürfte vielen ehemaligen DDR-Bürgern beim Besuch der neuen Ausstellung im Museum Utopie und Alltag in Eisenhüttenstadt über die Lippen gehen. Das Museum widmet sich dem Boom der knalligen und ungewöhnlich geformten Kunststoffmöbel, der in den 70er-Jahren in der DDR Einzug hielt.
Garten-Ei“ und „Z-Stuhl“
Viele der gezeigten Stücke seien Ikonen des ostdeutschen Designs, sagte einer der Kuratoren der Ausstellung, Axel Drieschner. Zu Beginn der 70er-Jahre seien immer mehr synthetische Werkstoffe für die Möbelproduktion genutzt worden. Neue Formen wurden möglich und es wurde bunt und knallig. Insbesondere der Kunststoff Polyurethan (PUR) – der auch namensgebend für die Ausstellung „PURe Visionen“ ist – wurde exzessiv genutzt.
Die Exponate wurden zunächst von wenigen westdeutschen Firmen produziert. Die DDR bemühte sich um die Technologie und wurde so laut Drieschner in den 70ern zum größten Hersteller von Kunststoffmöbeln. Einfach und günstig in der Produktion versprachen sie eine einheitliche Versorgung der Bevölkerung mit modernen Möbeln. Vor allem im öffentlichen Raum – ob in Kneipen, Restaurants oder Kultureinrichtungen – waren sie nach gesättigter Nachfrage der normalen Bevölkerung fast überall zu sehen.
Zu Tausenden waren die Möbelstücke insbesondere in Schwarzheide und in Schwedt hergestellt worden, so Drieschner. Der „Z-Stuhl“ sei beispielsweise in Schwedt 10.000-fach produziert worden, ebenso wie das „Garten-Ei“. Damals sei Polyurethan das Material der Stunde gewesen mit konstruktiv ähnlichen Eigenschaften wie Holz. Es ist sehr belastbar und wird nicht so sehr durch Sonneneinstrahlung beeinträchtigt.
Erst im Keller und dann Renaissance
Mit der Wende verloren auch die Kunststoffmöbel an Sichtbarkeit, erklärte Drieschner. „In den 90er-Jahren wurden viele dieser Möbel überdrüssig.“ Gegenstände aus der DDR wurden moralisch und ästhetisch diskreditiert, vieles achtlos entsorgt oder im Keller verstaut. „Das betrifft nicht nur dieses Kunststoffmobiliar“, erklärte Drieschner.
Seit einigen Jahren sind die Designs wieder modern. Erst waren die Möbel unter dem Begriff der „Ostmoderne“ in einer sehr designaffinen Szene beliebt, führte der Kurator aus. Mittlerweile hätten die Stücke wieder einen großen Interessentenkreis erobert. Gut erhaltene Möbel seien heute „Goldstaub“ und wechselten für beträchtliche Summen den Besitzer.
Schlecht oder mäßig erhaltene Stücke seien aber recht häufig, betont Drieschner. Diese bekomme man relativ günstig. Einige der Designs würden auch wieder neu aufgelegt: So produziere eine Firma in Chemnitz aktuell wieder den bekannten Z-Stuhl der DDR-Moderne.
Die Ausstellung ist ab Samstag bis zum März in Eisenhüttenstadt zu sehen.