Chirurg, Katzenliebhaber – und ein leidenschaftlicher Demokrat: Der SPD-Politiker Thomas Hartung verlor mit nur 53 Jahren den Kampf gegen den Krebs.
Auf seiner Website steht noch die Wahlwerbung zum 1. September in Thüringen: Da kandidierte der SPD-Politiker für seinen Wahlkreis in Weimar. „Ich bitte Sie, gehen Sie wählen! Und bitte, wählen Sie eine demokratische Partei! Jede Stimme für die rechtsextreme Höcke-Truppe wird Thüringens Ansehen, aber auch jeder praktischen Politik schaden. Ich verspreche Ihnen, mich mit ganzer Kraft für Weimar und Thüringen einzusetzen.“ Dieses Versprechen kann Hartung nicht mehr einlösen. Mit nur 53 Jahren erlag er einem Krebsleiden, wie die SPD Thüringen am Dienstag bekannt gab.
Gesundheit, Bildung, Kultur und Integration, das sind die Themen, die Thomas Hartung am Herzen lagen. Hartung ist selbst Chirurg von Beruf und machte regelmäßig Dienste als Bereitschaftsarzt. Er beschrieb sich auf seiner Homepage selbst als Gartenliebhaber, Bücherwurm und Katzenfreund: Mit insgesamt sechs Katzen lebte er zusammen, ernährte sich vegetarisch. Und spendete nach eigenen Angaben zehn bis zwölf Prozent seines Einkommens für eine ganze Reihe von Organisationen wie Nabu, Rotes Kreuz oder Amnesty International.
Zunächst im Neuen Forum, dann PDS, dann erst SPD…
Politisch legte er einen längeren Weg zurück. Mit zwanzig war der Thüringer zur Wendezeit im Neuen Forum aktiv, das dann in die Grünen aufging. Dort blieb er zwei Jahre. Von 2000 bis 2010 war er dann Mitglied in der PDS, später Linkspartei, bevor er 2010 in die SPD eintrat, für die er sich bis zuletzt engagierte.STERN PAID 37_23 AfD Sonneberg 18.25
Seit 2004 saß er im Stadtrat von Weimar. 2009 wurde er das erste Mal in den Thüringer Landtag gewählt. 2017 dann erneut, diesmal für die SPD. Nun strebte er zum 1. September die Wiederwahl für seinen Weimarer Wahlkreis an.
„Schockiert und traurig“ über Thomas Hartungs Tod
„Ich bin schockiert und unfassbar traurig“, sagt Georg Maier, der Landesvorsitzender der SPD Thüringen. „Thomas Hartung war ein leidenschaftlicher Politiker mit Haltung – ein Sozialdemokrat mit Leib und Seele. Sein Verlust ist unglaublich schmerzhaft.“
Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) äußerte sich erschüttert über den Verlust: „Thomas Hartung war so voller Lebensmut, hat sich tapfer gegen den Krebs gestellt und mit viel Kraft alle Behandlungen auf sich genommen.“
„Trotz allem überwog seine Zuversicht“
Politiker von Grünen und CDU nahmen ebenfalls Anteil an Hartungs Tod. „Ich habe Thomas Hartung vor meinen Augen, als wir am Rande des letzten Plenum über den Krebs und alles drumherum gesprochen haben“, erzählt der CDU-Landespolitiker Mike Mohring. „Trotz allem überwog seine Zuversicht. Das bleibt mir in Erinnerung.“ Mohring hat vor fünf Jahren selbst gegen den Krebs kämpfen müssen. Doku Thüringen ZDF 14.57
Madeleine Henfling von den Grünen schreibt auf X, zuletzt hätten Hartung und sie vor einer Schulklasse noch gegen „krude Aussagen“ der AfD argumentiert: „Machs gut Thomas, das ist viel zu früh…“
