Heinz Strunk versucht sich an Thomas Mann, Hape Kerkeling denkt über sein Leben nach und die Schauspielerin Caroline Peters bringt ihr Debüt heraus. Die deutschen Literatur-Erscheinungen im Herbst.
Eine Hommage an Thomas Mann und Promis, die über ihr Leben nachdenken: Der literarische Herbst bringt einige große Namen. Während die Entertainment-Veteranen Thomas Gottschalk und Hape Kerkeling persönliche Sachbücher veröffentlichen, bringt die Schauspielerin Caroline Peters ihr Romandebüt heraus. Ein Überblick:
Hape Kerkeling: „Gebt mir etwas Zeit“
Mit seinem tiefsinnig-amüsanten Reisebericht „Ich bin dann mal weg“ gelang Hape Kerkeling 2006 ein Super-Bestseller. Seitdem hat der Entertainer einige weitere erfolgreiche Bücher veröffentlicht, zum Beispiel „Der Junge muss an die frische Luft – Meine Kindheit und ich“. In „Gebt mir etwas Zeit“ taucht der 59-Jährige jetzt in die Geschichte seiner Vorfahren ein. Dazu der Verlag: „Berührend und mit unvergleichlichem Sinn für Komik erzählt er von seiner Kindheit in den Siebzigern und den Glanzzeiten der TV-Unterhaltung, von Liebe, Vorsehung und dem Goldenen Zeitalter der Niederlande.“
Thomas Gottschalk: „Ungefiltert“
Und ein weiterer beliebter Entertainer meldet sich in Buchform zurück: Thomas Gottschalk veröffentlicht das Sachbuch „Ungefiltert“. Der Ankündigung nach geht es um Cancel Culture. Der 74-Jährige denkt darüber nach, was sich beim Sprechen im öffentlichen Raum verändert hat. Wer einfach einen lockeren Spruch raushaue, riskiere heutzutage einen Shitstorm, schreibt der Verlag zum Inhalt des Buchs. „Mit einer guten Portion Selbstironie geht Thomas Gottschalk den Regeln wie den Fallstricken unserer Gesellschaft auf den Grund: Was hat sich verändert und warum? Müssen wir wirklich alle Sprachvorschriften beachten, bevor wir etwas sagen?“
Mithu Sanyal: „Antichristie“
Mit ihrem Roman „Identitti“ sorgte die Autorin und Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal für Aufsehen. Die Geschichte, in der eine vermeintlich nicht-weiße Person als Hochstaplerin enttarnt wird, legte den Finger in gesellschaftliche Debatten der Zeit – und das auf amüsante Weise. Nun erscheint der Nachfolger „Antichristie“. Es geht um eine Drehbuchautorin, die an der Verfilmung eines Agatha-Christie-Krimis mitwirken soll und plötzlich ins Jahr 1906 versetzt wird. Dazu der Hanser Verlag: „Erzählte Mithu Sanyals gefeiertes Debüt „Identitti“ von Identitätspolitik, fragt „Antichristie“ nach dem Kolonialismus und der Gewalt in uns allen.“
Caroline Peters: „Ein anderes Leben“
Zuschauer kennen die Schauspielerin Caroline Peters aus der ARD-Krimireihe „Mord mit Aussicht“. Sie spielt am Wiener Burgtheater und ist auch mit Kinofilmen wie „Der Vorname“ bekanntgeworden. Jetzt debütiert die 52-Jährige als Romanautorin. In „Ein anderes Leben“ denkt eine Tochter über ihre verstorbene Mutter Hanna nach. Diese führte ein unkonventionelles Leben „zwischen Bürgerlichkeit und Boheme“, wie der Rowohlt Verlag über den Inhalt schreibt. Eines Tages entschied Hanna sich, die Familie zu verlassen und ihr Leben allein von vorn zu beginnen.
Anika Decker: „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“
Anika Decker hatte ihren Durchbruch mit dem Drehbuch zu „Keinohrhasen“, später fing sie selbst an, erfolgreich als Regisseurin zu arbeiten, zum Beispiel mit der Komödie „Traumfrauen“. Auch als Romanautorin trat sie schon in Erscheinung. „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ verspricht der Verlagsankündigung nach wie frühere Werke Deckers wieder einen humorvollen Blick auf zwischenmenschliche Liebesdinge zu werfen.
Cordula Stratmann: „Wo war ich stehen geblieben?“
Comedy-Fans kennen Cordula Stratmann aus der Sat.1-Show „Schillerstraße“. Für ihre Auftritte hat die 60-Jährige viele Preise gewonnen, zum Beispiel die Goldene Kamera. Stratmann spielt auch in Fernseh- und Kinofilmen, außerdem hat sie schon mehrere Bücher herausgebracht. Mit „Wo war ich stehen geblieben?“ erscheint nun ihr erstes literarisches Werk seit einigen Jahren. Es soll sich laut dtv Verlag um „Grübeleien und Geistesblitze“ handeln. Stratmann denke in dem Buch über Alltägliches, Politisches und Persönliches nach – über Ameisen und Elternliebe genauso wie über Diversität und Wokeness.
Joachim Meyerhoff: „Man kann auch in die Höhe fallen“
Die autofiktionalen Romane von Joachim Meyerhoff sind mit ihrem lakonischen Witz allesamt Bestseller geworden. In „Man kann auch in die Höhe fallen“ – dem sechsten Band der Reihe, in der der Theaterschauspieler und Autor über sein Leben erzählt – geht es um Meyerhoffs Mutter. Der Verlag Kiepenheuer & Witsch schreibt dazu: „Mit Mitte fünfzig zieht der Erzähler zu seiner Mitte achtzigjährigen Mutter aufs Land, um dort an einem Roman über das Theater mit dem Titel „Scham und Bühne“ zu schreiben. Es werden unvergleichliche, ereignisreiche Wochen, in denen er durch die Hilfe seiner Mutter aus einer tiefen Lebenskrise findet.“
Heinz Strunk: „Zauberberg 2“
Heinz Strunk erlaubt sich in diesem Herbst eine charmante Anmaßung. Er schreibt zum 100-jährigen Jubiläum eine neue Version des Klassikers „Der Zauberberg“ von Thomas Mann. Der Titel: „Zauberberg 2“. Im Zentrum steht diesmal der Protagonist Jonas Heidbrink, der offensichtlich eine Anspielung an Manns Hauptfigur Hans Castorp sein soll. Das Sanatorium, in das er reist, liegt dieses Mal in der mecklenburgischen Einöde. Das Werk soll Ende November bei Rowohlt erscheinen.
Clemens Meyer: „Die Projektoren“
Buchpreis-Träger Clemens Meyer bringt seinen ersten Roman seit über zehn Jahren heraus. Zuletzt hatte der Leipziger („Als wir träumten“) vor allem Erzählungen veröffentlicht. Sein neues Werk soll ein „Epos über die Krisen Europas und die Kunst des Erzählens“ sein, kündigt S. Fischer an. Der Plot klingt wild und reicht von Winnetou-Filmen über Jugoslawienkriege bis zu Rechtsradikalen.
Ulrike Draesner: „zu lieben“
Die Autorin Ulrike Draesner hat diverse Literaturpreise gewonnen. Sie schreibt Prosa, Lyrik und Essays, die britische Zeitschrift „The Times Literary Supplement“ bezeichnete sie als „eine der besten deutschen Schriftstellerinnen der Gegenwart“. Ihr neues Werk „zu lieben“ handelt von einer Frau, die ein Kind adoptiert. Es setzt sich mit Fragen von Elternschaft und ungewohnten Familienkonstellationen auseinander.