Einzelhandel: Berlin verabschiedet sich von den Galeries Lafayette

Am letzten Tag der Galeries Lafayette zieht es Neugierige und Schnäppchenjäger noch mal ins Kaufhaus. Die Diskussion um die Nachnutzung nimmt wieder Fahrt auf. Dem Senat bleibt nicht viel Zeit.

Am letzten Tag des Luxuskaufhauses Galeries Lafayette in Berlin hat es Berliner und Touristen noch mal in den Glasbau in der Friedrichstraße gezogen. Manche wollten die Chance nutzen, um auf den bereits fast leeren Verkaufsflächen ein übersehenes Schnäppchen zu ergattern. Andere kamen, um einen vorerst letzten Blick in das Gebäude zu werfen oder sich zu verabschieden. 

Ein Foto vom „Ende des Kapitalismus

„Ich selber bin im Kaufhaus nur einmal gewesen vor vielen Jahren“, sagt eine Besucherin. „Ich dachte aber jetzt, zum Ende des Kapitalismus, mache ich mal ein paar Fotos.“ Seit fast 30 Jahren waren die Galeries eine feste Größe im Zentrum von Berlin. Nun machen sie zu und gelten als weiteres Beispiel für die wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen der stationäre Einzelhandel in deutschen Innenstädten seit Jahren steht.

Im Herbst vergangenen Jahres verkündete die französische Warenhauskette das Aus für den einzigen deutschen Standort in Berlin. Seither tobt eine Debatte darüber, wie der Glasbau des französischen Stararchitekten Jean Nouvel künftig genutzt werden soll. 

Kultursenator strebt Einzug der Landesbibliothek an

Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) strebt an, dass die Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) in den Bau ziehen soll. Die Einrichtung mit dringendem Sanierungsbedarf ist bereits seit Jahren auf der Suche nach einem neuen Standort. Befürworter für Chialos Idee gibt es viele. Doch noch ist nicht einmal die Finanzierung geklärt. 

Zudem läuft dem Senator die Zeit davon. Zwar steht der Eigentümer, die Firma Tishman Speyer, einem Einzug der ZLB durchaus offen gegenüber, wie ein Sprecher auf Anfrage betonte. Derzeit liefen darüber Verhandlungen mit der landeseigenen Immobilienmanagement-Gesellschaft (BIM). Doch gleichzeitig treibe das Unternehmen eigene Pläne für eine gemischte Nutzung des Gebäudes für Gastronomie, Einzelhandel und Büroflächen voran, hieß es. 

Erste Abrissarbeiten bereits im September

Tishman Speyer bestätigte einen Bericht des „Tagesspiegel“, wonach bereits im September mit ersten Abbrucharbeiten im Innenbereich des Gebäudes begonnen werden soll. Für das erste Quartal des kommenden Jahres sind demnach weitergehende Umbaumaßnahmen für die gemischte Nutzung geplant. Trotz des Beginns dieser Arbeiten und selbst nach einer Vermietung erster Flächen käme der Einzug der ZLB weiterhin infrage, betonte der Sprecher. 

„Wir wissen, dass sie parallel planen“, sagte eine ZLB-Sprecherin. Die Bibliothek selbst dringt deshalb auf eine Entscheidung der Stadt. „Das ist einfach ein Moment für diese Stadt, den sollte sie ergreifen, aber der wird immer kleiner.“

Ein Sprecher der Senatsverwaltung teilte auf Anfrage mit, dass die Verhandlungen zwischen der BIM und Tishman Speyer seit dem 22. Juli liefen. Über die geplanten Umbaumaßnahmen sei der Senat informiert, hieß es. Ein konkretes Datum, bis wann die Verhandlungen abgeschlossen sein müssten, liege zwar nicht vor, allerdings gebe es ein „begrenztes Zeitfenster“ bis ungefähr zum Ende des Sommers, betonte der Sprecher.

Handelsverband ist für ZLB-Einzug

Dass ein reines Einzelhandelskonzept für den Standort funktionieren kann, sieht der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, kritisch. „Es gibt aus unserer Sicht keinen Händler, der auf diese Fläche gehen würde“, sagte er dem RBB-Inforadio. Eine Nutzung des Gebäudes durch die ZLB sei daher als Grundidee „eine sehr, sehr gute“. „Das sind genau diese Verschränkungen von urbanen Nutzungen, wie wir sie während Corona als existentiell kennengelernt haben für die Innenstädte“, sagte Busch-Petersen.

Das sieht auch die Lafayette-Besucherin so. „Ich bin sehr dafür, dass dort die Bibliothek reinkommt“, sagt sie. „Weil die Bibliothek unheimlich wichtig ist.“ Doch das Gebäude sei marode und oft überfüllt. „Ich bin sehr dafür, dass das Geld investiert wird, um hier die neue Bibliothek zu errichten.“