Open-AI-Gründer Altman gilt als großer Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens. Er steckte Millionen in eine Studie dazu, die nun enttäuschende Ergebnisse liefert.
Von einem bedingungslosen Grundeinkommen für finanzschwache Haushalte versprechen sich Befürworter viel Positives für die Gesellschaft: mehr freiwilliges Engagement, mehr Zeit für die Familie, mehr Zeit, um sich weiterzubilden und einen besser bezahlten Beruf zu ergreifen und insgesamt eine größere Chancengleichheit.
Größen des Silicon Valley wie Twitter-Mitgründer Jack Dorsey und Open-AI-Gründer Sam Altman zählen zu den prominenten Verfechtern. Altman war es auch, der den Anstoß gab für eine umfassende Studie zu den Auswirkungen eines garantierten Einkommens auf die Beschäftigung. Die nun erschienenen Ergebnisse sind allerdings wenig ermutigend: Die Studienteilnehmer und ihre Partner arbeiteten weniger und das Jahreseinkommen reduzierte sich insgesamt. Positive Auswirkungen auf die Bildung konnten hingegen nicht festgestellt werden.
Auch Befürworter des Grundeinkommens und der New-Work-Blase müssen wohl zugeben, dass der Realitätscheck enttäuschend ist.
Studienteilnehmer nutzen gewonnene Zeit für Freizeit
Für die Studie stand laut „New York Times“ ein Budget von 60 Mio. Dollar zur Verfügung. Altman gründete dafür die Organisation Open Research, in die er 14 Mio. US-Dollar aus seinem eigenen Vermögen gesteckt haben soll. Weitere 10 Mio. Dollar kamen von OpenAI und 15 Mio. Dollar aus Dorseys Fonds für globale Covid-Hilfe.
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Das Geld floss dann unter anderem an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie. 1000 zufällig ausgewählte Personen mit einem niedrigen Einkommen von weniger als 28.000 Dollar im Jahr in den Bundesstaaten Illinois und Texas erhielten drei Jahre lang jeden Monat bedingungslos ein Einkommen von 1000 US-Dollar. Eine Kontrollgruppe von 2000 Personen erhielt nur 50 US-Dollar pro Monat.
Ein zentrales Ergebnis: Im Vergleich zur Kontrollgruppe sank das Gesamteinkommen der Personen mit bedingungslosem Grundeinkommen um etwa 1500 Dollar im Jahr. Das korrespondiert mit der verringerten Arbeitszeit von 1,3 bis 1,4 Arbeitsstunden weniger pro Woche. Auch die Partnerinnen und Partner der Personen reduzierten ihre Arbeitszeit. Dass das passieren kann, ist auch Befürwortern des Grundeinkommens klar.
Die Studie gibt nun allerdings Hinweise darauf, was die Personen mit ihrer gewonnen Zeit anfangen: Sie bilden sich nicht etwa weiter oder nehmen sich mehr Zeit für die Kinderbetreuung, sondern nutzen sie vor allem für Freizeitaktivitäten.
Etwas mehr Zeit wendeten sie auch für Finanzen und Transport auf, für Sport oder Bildung hingegen nicht. Nur einzelne Personen nutzten demnach die zusätzlichen Möglichkeiten, um zum Beispiel ihre Ausbildung fortzusetzen. „Wenn die Teilnehmer mehr in Bildung investieren, können wir erwarten, dass sie bei sonst gleichen Bedingungen langfristig bessere Beschäftigungsergebnisse erzielen“, heißt es. Das konnten die Autoren allerdings nicht bestätigen ebenso wie eine bessere Qualität der Beschäftigung.
Einen Anstieg gab es allerdings bei der Dauer der Nichtbeschäftigung. So waren die Personen mit Grundeinkommen im Durchschnitt 1,1 Monate länger ohne Beschäftigung als die Personen der Kontrollgruppe. Die Ergebnisse zur Jobsuche deuten außerdem darauf hin, dass Personen mit Grundeinkommen zwar eher nach einem Arbeitsplatz suchen, bei der Auswahl der Stellen aber wählerischer sind.
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Befürworter fordern mehr Ehrlichkeit
Obwohl besonders US-Medien positiv über die Studie berichteten, sind sich viele Experten einig, dass die Ergebnisse eher negativ sind. „Wir brauchen hier mehr intellektuelle Ehrlichkeit“, schreibt etwa Rutger Bregman auf der Plattform X. Er befürwortet das Grundeinkommen und vertritt die These, „weniger arbeiten, um mehr zu tun“. „Es geht nicht darum, für oder gegen das Grundeinkommen zu sein. Es geht darum, was im Kampf gegen Armut, Ungerechtigkeit und so weiter funktioniert.“
Sam Altman hatte vor Jahren ebenfalls geäußert, dass es ohne eine Art garantiertes Einkommen keine echte Chancengleichheit geben könne. Er interessierte sich auch vor seinem großen Durchbruch als Tech-Investor für das Grundeinkommen. Nun teilte er die Studienergebnisse auf X mit einem Lob für das Team, aber ohne eine inhaltliche Einordnung.
Interessant ist, dass die geförderten Teilnehmer der Studie stärkere unternehmerische Absichten zeigten – zu tatsächlicher unternehmerischer Aktivität führte es allerdings nicht. Die Studienautoren glauben deshalb, „dass nur sehr wenige Menschen generell die Neigung haben, Unternehmer zu werden“.