Menschen lassen sich nicht wie Spielsteine auf der Landkarte verschieben, sagen die Linken im Sächsischen Landtag. Sie sehen die „Umzugspläne“ von Bundesbauministerin Geywitz kritisch.
Die Linken im Sächsischen Landtag sehen allein in guten Lebensbedingungen auf dem Land eine Motivation, warum Menschen von der Stadt in die Provinz umziehen sollten. Die Abgeordnete Juliane Nagel ging damit auf Pläne von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) ein. Geywitz will Menschen aufgrund der Wohnungsnot in den Großstädten zu einem Umzug ins Umland oder in kleinere Städte bewegen. „Menschen lassen sich aber nicht wie Spielsteine auf der Landkarte verschieben. Sie ziehen dorthin, wo sie die größten Chancen für ein gutes Leben haben“, erklärte Nagel.
„Die Bundesbauministerin lenkt von ihrer Mitverantwortung dafür ab, dass nur noch Menschen mit dickem Geldbeutel frei entscheiden können, wo sie leben wollen. Und Sachsens Bauminister Thomas Schmidt (CDU) erwartet mal wieder mehr Engagement von der Bundesebene. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik, nachdem die CDU es in fast dreieinhalb Jahrzehnten an der Macht nicht geschafft hat, das Leben auf dem Land attraktiver zu machen“, betonte die Linken-Abgeordnete.
Bund und Land müssen Leben auf dem Land attraktiver machen
Laut Nagel könnten der Bund und das Land Sachsen mit vielen Mitteln dafür sorgen, dass mehr Menschen den Weg in kleinere oder mittlere Städte finden. „Das gelingt mit wohnortnaher Kita-Versorgung, genug Schulplätzen und Arbeitsmöglichkeiten, guter Verkehrsanbindung und sozialer Infrastruktur – von Arztpraxen und Krankenhäusern über Einkaufsmöglichkeiten bis hin zur Kultur.“
Ohne schnellen Netzzugang sei alles Hoffen auf Arbeit im Homeoffice vergeblich. All das lasse sich staatlich fördern. Die Koalition von CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer sei dabei allerdings nicht wirklich vorangekommen. Gleichzeitig stagniere der soziale Wohnungsbau in den Städten, während bis in die Speckgürtel hinein Miet- und Bodenpreise steigen.
Geywitz hatte am Wochenende angekündigt, bis Jahresende eine Strategie gegen Leerstand vorzulegen. „Gerade in kleinen und mittelgroßen Städten ist das Potenzial groß, weil es dort auch Kitas, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte gibt“, sagte die SPD-Politikerin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Knapp zwei Millionen Wohnungen in Deutschland stünden leer. Homeoffice und Digitalisierung würden inzwischen ganz neue Möglichkeiten für das Leben und Arbeiten im ländlichen Raum bringen.