In fast allen Bereichen der Wirtschaft wird händeringend nach Berufsnachwuchs gesucht. Oft vergeblich, wie sich zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres auch in MV erneut zeigt.
Zum Start des Ausbildungsjahres halten Unternehmer und Handwerksmeister in Mecklenburg-Vorpommern vielerorts vergeblich Ausschau nach Berufsnachwuchs. Nach Angaben der Regionaldirektion Nord der Bundesarbeitsagentur waren Ende Juni landesweit rund 3.900 Lehrstellen nicht besetzt.
Damit fand sich für knapp die Hälfte der von Unternehmen und Einrichtungen gemeldeten 8.400 Ausbildungsplätze kein geeigneter Bewerber. Zugleich waren 2.500 junge Leute, die sich in der Berufsberatung gemeldet hatte, noch nicht vermittelt.
Während die Mehrzahl der Schulabgänger am 2. September ihre Lehre beginnt, startet das Ausbildungsjahr in einigen Branchen schon am 1. August. Angaben zur aktuellen Lage auf dem Ausbildungsmarkt werden für den 31. Juli erwartet, wenn die neuesten Arbeitsmarktdaten veröffentlicht werden.
Doch zeichnet sich ab, dass sich die größten Lücken erneut im Handel und in der Gastronomie zeigen. So waren zuletzt noch etwa 600 Lehrstellen im Handel vakant. Es fehlten 125 Bewerber für die Ausbildung zum Koch und rund 200 künftige Hotel- und Restaurantfachleute. In begehrten Berufen wie Kfz-Mechatroniker waren etwa 70 Stellen unbesetzt.
Angebot und Nachfrage klaffen auseinander
Der Ausbildungsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern biete mit freien Ausbildungsstellen in fast allen Bereichen viele Chancen, bis zum Herbst einen passenden Ausbildungsberuf und – betrieb zu finden, sagte Regionaldirektor Markus Biercher. Doch sei es gerade in einem Flächenland herausfordernd, Angebot und Nachfrage bestmöglich zusammenzubringen.
Biercher rief junge Leute auf, sich bei den Jugendberufsagenturen und der Berufsberatung zu melden: „Dort erhalten sie wertvolle Tipps und Hinweise zur erfolgreichen Bewerbung.“
Industrie – und Handelskammer zuversichtlich
„Bedarfe gibt es generell in fast allen Betrieben, insbesondere jedoch in den Branchen Logistik, Maschinenbau und Tourismus“, sagte Peter Todt, amtierender Hauptgeschäftsführer der Industrie – und Handelskammer Schwerin. Die in den IHKen organisierten Unternehmen böten eine berufliche Zukunft in mehr als 140 Ausbildungsberufen. Todt zeigte sich zuversichtlich, dass es gelingen werde, ähnlich viele Ausbildungsverträge abzuschließen wie im Vorjahr.
Handwerk in MV gegen den Bundestrend mit Zuwachs
Nach Angaben der beiden Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern konnten die Handwerksbetriebe des Landes bislang 1.140 neu Lehrverträge abschließen. Das sei im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Steigerung, während bundesweit der Trend rückläufig sei.
„Im Handwerk stehen noch alle Türen zum Ausbildungsplatz weit offen. Der größte Teil der Auszubildenden startet am 1. September, und bis dahin wird noch eine Reihe von Verträgen geschlossen“, zeigte sich Gunnar Pohl, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern MV, zuversichtlich.
Die neue Praktikumsprämie des Landes helfe bei der Nachwuchsgewinnung, da es diese ausschließlich im Handwerk gebe, sagte Pohl. Nach seinen Angaben wird die Hitliste der handwerklichen Berufe nach wie vor vom Kfz-Mechatroniker angeführt, gefolgt vom Elektroniker und dem Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.
Pohl rief Jugendliche ohne Lehrstelle auf, die Sommerferien zu nutzen, einen passenden Ausbildungsbetrieb zu finden. In den Online-Lehrstellenbörsen der Handwerkskammern seien noch mehr als 500 freie Ausbildungsplätze zu finden. Berater würden helfen, passgenaue Betriebe zu finden.