Auf dem Grünen Hügel: Jubel für Bayreuths erste „Ring“-Dirigentin Young

Ein historischer Moment: Zum ersten Mal dirigiert eine Frau bei den Bayreuther Festspielen Wagners „Ring“. Da vergessen einige Wagnerianer sogar ihre Abneigung gegen die Inszenierung.

Großer Jubel, Getrampel und sogar ein paar Standing Ovations: Das Bayreuther Publikum würdigt einen historischen Moment mit viel Applaus. Zum ersten Mal dirigiert eine Frau bei den Bayreuther Festspielen Richard Wagners Mammutwerk „Der Ring des Nibelungen“. Simone Young bestand ihr Debüt beim ersten Teil, dem „Rheingold“, mit Bravour und wurde für ihr stimmiges Dirigat gefeiert. 

Mit Young, Nathalie Stutzmann („Tannhäuser“) und Oksana Lyniv („Der fliegende Holländer“) sind in diesem Jahr mehr Frauen in Bayreuth am Pult als Männer. Das gab es in der Festspielgeschichte noch nie. Lyniv war 2021, vor erst drei Jahren, überhaupt die erste Frau, die jemals eine Oper bei den Bayreuther Festspielen dirigierte.

Abneigung gegen „Netflix-Ring“ gerät in den Hintergrund

Bei der Begeisterung über den musikalischen Teil des „Rheingolds“ schien der ein oder andere Wagnerianer seine Abneigung gegen die als „Netflix“-Ring bekanntgewordene Inszenierung von Valentin Schwarz sogar – zumindest kurzzeitig – vergessen zu haben. Oder vielleicht funktioniert seine Idee, Wagners Oper über das gestohlene Rheingold, bestohlene Rheintöchter, den gierigen Göttervater Wotan, Riesen und Zwerge als moderne Familiensaga im Stil einer Streaming-Serie zu erzählen, auch einfach mit den Jahren immer besser. 

Neben Young wird vor allem Olafur Sigurdarson als Alberich gefeiert, der sich mehr und mehr zu einem neuen, großen Bayreuther Publikumsliebling mausert. Auch für Tomasz Konieczny als Wotan gibt es viel Applaus und für Okka von der Damerau als Erda. 

Schwarz‘ Inszenierung ist überaus umstritten und wurde in den vergangenen beiden Jahren von großen Teilen des Bayreuther Publikums gnadenlos ausgebuht. Das Regieteam zeigt sich traditionell allerdings erst nach dem vierten „Ring-Teil, der „Götterdämmerung“, dem Publikum. Am Montag steht zunächst der zweite Teil der Tetralogie auf dem Spielplan, die „Walküre“. 

„Besonderer „Ring““ im Jubiläumsjahr

Im kommenden Jahr soll der Schwarz-„Ring“ nach dann vier Spielzeiten zum letzten Mal auf dem Spielplan stehen. Dann folgt das große Jubiläumsjahr 2026, in dem die Festspiele 150. Geburtstag feiern und alle zum Bayreuther Standardrepertoire gehörenden Richard-Wagner-Opern sowie das Frühwerk „Rienzi“ aufgeführt werden sollen. Laut Festspiel-Sprecher Herrmann gibt es dafür ganz spezielle Pläne: „Es wird ein besonderer „Ring“ nur im Jubiläumsjahr“, sagte er der dpa. Details verriet er nicht.