Sabotage am Eröffnungstag der Olympischen Spiele legt französische Bahn lahm

Am Tag der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris haben Sabotage-Akte an Glasfaserkabeln weite Teile des französischen Bahnverkehrs lahmgelegt. „Diese Operation wurde vorbereitet und koordiniert, es wurden neuralgische Punkte ins Visier genommen“, sagte Premierminister Gabriel Attal am Freitag. Er rief zur Vorsicht bei Spekulationen über das Profil der Täter auf. Zunächst bekannte sich niemand zu den Aktionen.

Fest stehe, dass diese sich im französischen Bahnnetz gut auskennen müssten, um zu wissen, wo sie angreifen, fügte Attal hinzu. Der Premierminister, der derzeit nur geschäftsführend im Amt ist, hatte am Mittag das Krisenzentrum im Verkehrsministerium aufgesucht. Geheimdienste und Sicherheitskräfte seien mobilisiert, um die Täter zu finden, sagte er. 

Nach Angaben der französischen Bahn SNCF sind über das Wochenende insgesamt etwa 800.000 Fahrgäste betroffen. An mehreren Pariser Bahnhöfen harrten zahlreiche Reisende stundenlang aus, um Informationen über ihre Verbindungen zu erhalten. 

Am Bahnhof Montparnasse fuhr den gesamten Vormittag lang kein einziger Zug. Der Zugang zu den Gleisen war teils durch Gitter abgesperrt. Am Nachmittag sollte auf der Strecke zwischen Paris und Bordeaux nur etwa jeder dritte Zug fahren. Etwa ein Viertel der Eurostar-Verbindungen von Paris nach Brüssel oder London sollten ausfallen.  

Nach Angaben der Bahn waren drei Orte auf den TGV-Strecken nach Lille im Norden, Straßburg im Osten und Bordeaux im Westen betroffen. Ein weiterer mutmaßlicher Sabotageakt auf der Strecke nach Marseille wurde verhindert. 

An den betroffenen Orten wurden jeweils in der Nähe der Gleise Leitungen mit Glasfaserkabeln durch Feuer beschädigt, die für die Sicherheit der Züge und die Weichenstellungen wichtig sind. „Es wird eine mühsame Arbeit sein, die Kabel zu reparieren“, sagte SNCF-Netzchef Matthieu Chabanel. 

Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen Schädigung von Staatsinteressen auf. Es bestehe zudem der Verdacht auf Sachbeschädigung mit gefährlichen Mitteln sowie Angriffe auf Datenverarbeitungssysteme. Im Fall einer Verurteilung drohen den Tätern lange Haftstrafen. 

Ähnliche Sabotage-Akte hatte es bereits in der Vergangenheit gegeben. Im Januar 2023, während der Proteste gegen die Rentenreform, hatten Unbekannte durch Feuer 600 Kabel beschädigt, was zu zahlreichen Zugausfällen führte. In Deutschland hatten sich Linksradikale im vergangenen September zu Brandstiftung in Kabelschächten der Bahn bekannt, um gegen „neokoloniale Ausbeutung“ zu protestieren.

SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou sprach von einem „traurigen Tag“. „Es ist ein Anschlag auf die Urlaubsreisen, auf die Franzosen“, sagte er mit Blick auf den Termin drei Wochen nach Beginn der Sommerferien, an dem mit starkem Ferienverkehr zu rechnen war. Eine „Bande von Spinnern“ habe diesen verübt. Tausende von SNCF-Mitarbeitern seien im Einsatz, um die Schäden zu reparieren. „Heute hätte ein großes Fest sein sollen, die Urlaubsreisen, die Eröffnung der Olympischen Spielen (…), all das ist nun dahin“, erklärte er. 

Die Bahn rief dazu auf, für den Freitag geplante Reisen nicht anzutreten. Die Fahrkarten würden zurückerstattet. Der Bahnverkehr werde das ganze Wochenende über beeinträchtigt sein, hieß es weiter. 

Davon dürften auch Besucher der Eröffnungsfeier für die Olympischen Spiele betroffen sein, die im Laufe des Tages mit der Bahn anreisen wollten. Auch manche Olympiateilnehmer müssen umplanen. So wollte etwa das US-Basketballteam der Herren per Bahn nach Lille reisen wollen, um am Sonntag dort auf Serbien zu treffen. 

In Paris findet am Abend die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele statt, zu der 326.000 Zuschauer erwartet werden, unter ihnen auch rund hundert Staats- und Regierungschefs.