Jedes Jahr werden in Thüringen tausende Fahrräder gestohlen. Das an sich ist für die jeweiligen Besitzer schon eine schlechte Nachricht. Eine andere: Aufgeklärt werden solche Fälle immer seltener.
Fahrraddiebe werden in Thüringen immer seltener gestellt. Die schon in der Vergangenheit geringe Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen ist im vergangenen Jahr noch weiter gesunken, wie aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Dirk Bergner hervorgeht. Von den landesweit etwa 3.500 von der Polizei erfassten Fahrraddiebstählen hätten die Beamten nur zwölf Prozent aufklären können. 2020 bis 2022 lag die Quote noch zwischen 18,5 und 16,8 Prozent.
Professionelle Täter und mangelnde Spuren
Landesweit hatte die Polizei 2023 nur für etwa 430 Fahrraddiebstähle Tatverdächtige ermitteln können. Nach Angaben des Innenministeriums gibt es mehrere Gründe dafür, dass diese Fälle nur so selten aufgeklärt werden können. Die Täter würden immer professioneller und zunehmend auch bandenmäßig vorgehen, hieß es. „Zahlreiche Fahrräder wurden ohne auswertbares Spurenaufkommen entwendet und individuelle Merkmale, wie zum Beispiel die Rahmennummer, zeitnah manipuliert, sodass die Zuordnung bei einer späteren Polizeikontrolle deutlich erschwert bis teilweise unmöglich gemacht wurde.“
Zudem könnten die rechtmäßigen Eigentümer der Zweiräder individuelle Merkmale des Diebesgutes manchmal nicht ausreichend beschreiben. Das erschwere die Fahndung nach den Rädern zusätzlich, hieß es. Insbesondere die Rahmennummer könnten die Eigentümer häufig nicht nennen.
Erfurt als Hotspot
Vor allem in Erfurt werden regelmäßig Zweiräder entwendet. Von den laut Polizeistatistik etwa 3.500 im vergangenen Jahr gestohlenen Fahrrädern kamen allein rund 1.000 in der Landeshauptstadt weg. Zum Vergleich: In Gera und Jena gab es etwa 220 beziehungsweise rund 350 Fahrraddiebstähle. Dafür liegt die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen in Erfurt sogar noch unter dem Landesdurchschnitt. Nur für 7,6 Prozent aller in der Landeshauptstadt begangenen Fahrraddiebstähle konnte die Polizei einen Tatverdächtigen feststellen.
In Jena lag die Aufklärungsquote allerdings noch unter diesem Wert: Nur 6,5 Prozent aller Fahrraddiebstähle wurden 2023 dort aufgeklärt, in Gera waren es 15,6 Prozent. Deutlich unterdurchschnittlich waren die Aufklärungsquoten im vergangenen Jahr auch im Landkreis Hildburghausen, im Landkreis Gotha sowie in den Städten Suhl und Weimar.
Frust über steigende Fahrraddiebstähle
In einer Vorbemerkung zu seiner Anfrage hatte Bergner darauf verwiesen, dass Fahrradfahren derzeit im Trend liege. Nicht zuletzt aus Klimaschutzgründen sind inzwischen viele Menschen auch im Alltag mit dem Rad unterwegs. „Umso höher ist meist der Frust, wenn Fahrräder oder Teile davon gestohlen werden“, so Bergner.