Schlechte Nachrichten für die Flensburger Werft des Investors Windhorst: Der Bund widerruft 62 Millionen Euro Fördermittel für einen Auftrag. Ein Sprecher widerspricht einer Darstellung aus Berlin.
Der Bund hat eine Förderung über 62 Millionen Euro für den Bau von Flüssiggas-Bunkerschiffen bei der Flensburger-Schiffbau-Gesellschaft (FSG) widerrufen. „Wir haben wirklich alles unternommen, damit die FSG die Förderung tatsächlich erhalten kann“, sagte der Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft, Dieter Janecek (Grüne). „Leider wurde das mehrfach zugesicherte Eigenkapital zur Besicherung der Aufträge bis heute nicht zur Verfügung gestellt.“ Zuvor hatte der NDR berichtet.
„Mir ist klar, dass das für die Beschäftigten auf der Werft ein harter Schlag ist. Wir hätten uns gewünscht, dass die Schiffe gebaut werden“, sagte Janecek. Die Werft gehört zur Tennor-Gruppe von Investor Lars Windhorst.
FSG weist Darstellung zurück
Ein FSG-Sprecher sagte auf Anfrage, „die Behauptung ist falsch, Tennor habe die erforderlichen Nachweise über die Bereitstellung des Eigenkapitals nicht erbracht“. Alle erforderlichen Unterlagen seien fristgerecht übergeben worden. Der Förderungsantrag sei vom Auftraggeber Nordic gestellt worden. „Zu Details können wir daher nichts sagen. Die FSG hat den Nordic-Antrag nach Kräften unterstützt und entsprechend gehandelt.“ Es sei aber die Möglichkeit einer Absage nicht ausgeschlossen worden. „Deshalb ist parallel an anderen Aufträgen gearbeitet worden, die zeitnah bekanntgegeben werden.“
Die Nordic Hamburg Gruppe bedauerte den Erhalt des Ablehnungsbescheids. „Aufgrund dieser nun fehlenden Mittel stellt sich das Neubau-Projekt in seiner jetzigen Planung als nicht umsetzbar dar“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Das Unternehmer arbeite weiter daran, die Dekarbonisierung der Schifffahrt voranzutreiben.
62 Millionen Euro Fördermittel
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte Ende 2022 drei Förderbescheide über insgesamt 62 Millionen Euro für drei Bunkerschiffe an ein Konsortium um Nordic Hamburg übergeben. Aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine kam es nach früheren Angaben der FSG allerdings „zu dramatischen Preissteigerungen bei Material und Energie, weshalb zwei Schiffe beauftragt wurden“. Die Reederei Nordic Hamburg und die FSG unterzeichneten Ende November einen Vertrag für den Bau von zwei 110 Meter langen LNG-Bunkerschiffen.
„Ein Abruf der Fördermittel ist jedoch nur bei gesicherter Gesamtfinanzierung zulässig“, sagte ein Ministeriumssprecher zu dem nun erfolgten Widerruf. Der erforderliche Nachweis, inklusive der werftseitigen Finanzierung, sei trotz mehrmaliger Fristverlängerung nicht erbracht worden.
Neuausrichtung der Werft
Das Bundeswirtschaftsministerium und der Koordinator für die maritime Wirtschaft Janeck stünden mit der schleswig-holsteinischen Landesregierung in Austausch zur Stabilisierung und Neuausrichtung der FSG, sagte der Sprecher. Auch für die Werft biete der Aufbau von Produktionskapazitäten für Offshore-Konverterplattformen Potenziale.
Die FSG und auch die ebenfalls zur Tennor-Gruppe gehörende Werft Nobiskrug in Rendsburg haben seit Monaten Probleme; Gehälter wurden verspätet gezahlt, neue Aufträge waren Mangelware. Auch Windhorst persönlich wurde für sein Verhalten und mangelnde Kommunikation kritisiert.