Über Taiwan ist der schwerste Taifun seit acht Jahren hinweggezogen und hat schwere Schäden verursacht. Mindestens vier Menschen kamen durch den Wirbelsturm „Gaemi“ ums Leben, 500 weitere wurden verletzt, wie die taiwanischen Behörden am Donnerstag mitteilten. Nach dem Untergang eines Frachters vor der Küste des Landes galten sechs Seeleute als vermisst. Betroffen von den Auswirkungen des Wirbelsturms waren auch die Philippinen, wo mindestens 20 Menschen starben. Unterdessen traf „Gaemi“ in China auf Land, wie örtliche Medien meldeten.
„Gaemi“ war am Mittwochabend (Ortszeit) mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 190 Kilometern pro Stunde in Taiwan auf Land getroffen. In der zweitgrößten Stadt Kaohsiung im Süden der Insel verwandelten sich Straßen in Flüsse, einige Häuser und Wohnungen wurden überschwemmt.
Ein Autofahrer wurde von einem umstürzenden Baum erschlagen. Ein Mensch starb, als ein Erdrutsch zwei Häuser unter sich begrub. In der östlichen Stadt Hualien starb eine Frau, als Trümmer eines Hauses auf ihr Auto fielen. Auch in der südlichen Stadt Tainan wurde ein Mann durch den Taifun getötet.
In Taiwans Hauptstadt Taipeh und mehreren anderen Städten blieben Schulen, Behörden und die Börse den zweiten Tag in Folge geschlossen. Hunderte Flüge wurden abgesagt. Auch die jährliche Militärübung „Han Kuang“ wurde vorzeitig beendet, wie Taiwans Verteidigungsministerium mitteilte.
„Gaemi“ war der schwerste Taifun in Taiwan, seit der Sturm „Nepartak“ vor acht Jahren auf der Insel gewütet hatte. Er zog ab den frühen Morgenstunden in Richtung Meer, wie die taiwanische Meteorologiebehörde mitteilte. Zur gleichen Zeit sank südlich der Insel ein Frachter, wie die Feuerwehr mitteilte.
Zunächst galt die gesamte neunköpfige Besatzung aus Myanmar als vermisst. Später wurden laut der Küstenwache der Erste Offizier und der Koch des Schiffs auf eine Polizeistation gebracht. Auch ein weiterer Matrose wurde demnach gefunden. Die Küstenwache weitete die Suche nach den verbliebenen sechs Besatzungsmitgliedern aus.
Von Taiwan aus zog der Taifun weiter in Richtung China, wo er laut dem staatlichen Sender CCTV in der östlichen Provinz Fujian am Donnerstagabend (Ortszeit) auf Land traf. In Erwartung des Sturms war dort bereits der Zugverkehr eingestellt worden. Zudem galt die zweithöchste Hochwasser-Warnstufe. Das Ministerium für Wasserressourcen warnte angesichts von extremen Regenfällen vor anschwellenden Flüssen und Seen.
Auch auf den Philippinen war der Taifun zu spüren. Zwar lag der Inselstaat nicht direkt auf der Route des Wirbelsturms, „Gaemi“ verstärkte jedoch die in der Jahreszeit üblichen Monsunregenfälle. In der Hauptstadt Manila und umliegenden Provinzen starben mindestens 20 Menschen durch Ertrinken, Erdrutsche, Stromschläge oder umstürzende Bäume.
In der Bucht von Manila sank Behördenangaben zufolge am frühen Donnerstagmorgen ein Tanker mit 1,4 Millionen Litern Schweröl an Bord. Ein Besatzungsmitglied kam dabei ums Leben. Es drohe die schwerste Ölpest in der Geschichte des Landes, wenn das ganze Öl ins Meer gelange, warnten die Behörden. Ein 3,7 Kilometer langer Ölteppich war bereits zu sehen. Die Küstenwache bereitete den Einsatz schwimmender Barrieren vor.
Zwischen Juli und Oktober kommt es in der Region häufig zu Taifunen. Experten zufolge erhöht der Klimawandel die Intensität der Wirbelstürme, die mit heftigen Regenfällen, flutartigen Überschwemmungen und starken Windböen einhergehen.