Paris ist nicht nur die Stadt der Liebe, sondern in diesem Jahr auch die der olympischen Sommerspiele. Eine schönere Einstimmung als mit den Fotos von Robert Doisneau ist kaum denkbar.
Wahrscheinlich ist es das Wort „Straßenleben“, das die Arbeiten des Pariser Fotografen Robert Doisneau (1912–1994) am ehesten beschreiben kann. Er wuchs in der grauen, tristen Banlieue, der Randzone der Großstadt, auf und ist dieser multikulturellen Arbeitergegend sein Leben lang im Herzen treu geblieben. Sein erstes Foto machte er von einem Haufen Pflastersteine, weil er zu schüchtern war, Menschen ins Gesicht zu sehen.
„‚Für einen Fotografen sind die ersten siebzig Jahre ziemlich mühsam, danach geht es bergauf‘, scherzte unser Vater immer, der hinter seiner eleganten Lässigkeit den hartnäckigen Arbeiter verbarg“, erzählen Francine Deroudille und Annette Doisneau, seine Töchter, im Vorwort des Bildbandes „Paris„, der gerade rechtzeitig zum Beginn der Olympischen Spiele im Taschen Verlag erschienen ist.
Robert Doisneau „Paris, Taschen, Hardcover, 440 Seiten, 50 Euro. Hier bestellbar.
© Taschen
Paris, die große Liebe
„Den wilden Haufen meiner Kameraden aus den Elendsquartieren fand ich großartig, mit ihnen hatte ich riesigen Spaß. Da gab es Italiener, Russen, Polen und Eigengewächse aus Gentilly“, heißt es in dem Buch in einem Zitat über seine Jugend. Doisneau hatte ein Auge für die Straße und gab ihr den nötigen Schmunzeleffekt, indem er seltene Begebenheiten zu Geschichten machte. Sein „kleines Theater“, das er damit schuf, findet auch Jahrzehnte später noch ein großes Publikum.
Jean Claude Gautrand (1932–2019) ist der Autor dieses liebevollen Buches, ein langjähriger Freund von Doisneau. Er schafft es, dem Leser einen Einblick in das Herz des Fotografen zu vermitteln, der in Frankreich zu den Vertretern der Photographie humaniste, einer dem Menschen zugewandten Fotografie, gezählt wird. Doisneau hat ikonische Porträts aufgenommen, egal ob gestellt oder als Schnappschüsse, die das Savoir-vivre der französischen Hauptstadt vermitteln, wie es kaum einem anderen Fotografen gelungen ist. Wer zu den Olympischen Spielen nach Paris fährt, wird es auch heute noch spüren.