Um das Auerhuhn steht es weiter sehr schlecht. Daran ändert auch der leicht erholte Bestand im Schwarzwald wenig.
Das vom Aussterben bedrohte Auerhuhn hat jahrelang Federn gelassen im Nationalpark Schwarzwald, nun scheint sich der stark geschrumpfte Bestand leicht erholt zu haben. Nach Angaben des Landesjagdverbands Baden-Württemberg wurden in diesem Jahr 111 balzende Hähne beim Monitoring erfasst. „Der Tiefstand vor zwei Jahren, als nur 97 Hähne gezählt wurden, scheint somit erst einmal überwunden“, teilte der Verband mit. Im Vergleich zum Jahr 2014 mit 260 Hähnen liege die Zahl aber noch um mehr als die Hälfte niedriger. Auch ist das Verbreitungsgebiet des Tieres nach Angaben der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in den vergangenen fünf Jahren kleiner geworden.
Zum Vergleich: Während im Jahr 2012 in der Balzzeit noch rund 315 Hähne im Schwarzwald gezählt wurden, waren es im Jahr 2021 nur noch 114. Gezählt werden die Vögel anhand der Hähne in der Brunstzeit. Ausgehend vom arttypischen Geschlechterverhältnis von 1:1 wird also mit landesweit rund 222 Hähnen und Hühnern gerechnet. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass mindestens 500 Tiere notwendig sind, um den Bestand und das Überleben des Auerhuhns zu sichern.
Nicht alle machen mit bei der Balz
In Baden-Württemberg leben Auerhühner nach Angaben von Umweltschützern mittlerweile nur noch im Schwarzwald. Die Hähne verteilen sich nach Angaben des Auerwildhegerings Freudenstadt und der Verwaltung des Nationalparks Schwarzwald fast gleichmäßig auf die Regierungsbezirke Karlsruhe mit 51 erfassten Tieren an den Balzplätzen und Freiburg. Dort leben 60 gezählte Hähne. Beim Zählen der Auerhähne am Balzplatz wird allerdings auch nur ein Teil der Tiere erfasst. Vor allem junge Hähne nehmen nicht regelmäßig am Geschehen teil, wie Raffael Kratzer vom Nationalpark Schwarzwald sagte. „Somit besteht Hoffnung, dass sich diese in den nächsten Jahren an der Balz beteiligen werden“, ergänzte er.
Es fehlt an sicheren Verstecken
Forstwirtschaft und Tourismus setzen den sensiblen Vögeln ebenso zu wie zum Beispiel der Bau von Windrädern, den das Land und etliche Gemeinden beschleunigen wollen. Wälder mit hochgewachsenen Bäumen bieten ihnen zudem keine sicheren Verstecke, Wandernde stören die Tiere beim Brüten und Balzen. Zur Balz- und Brutzeit werden bestimmte Gebiete abgesperrt, um den Auerhühnern so Schutzgebiete zu verschaffen. Außerdem ist das scheue Auerhuhn nach Einschätzung der Tierexperten direkt vom Klimawandel betroffen. Durch die zunehmend kürzeren Winter beginnt die Balzzeit durchschnittlich schon über eine Woche früher als noch vor 15 Jahren.
Seit 2008 gibt es in Baden-Württemberg einen Aktionsplan Auerhuhn als umfassendes Artenschutzkonzept zum Erhalt der unter strengem Schutz stehenden Tierart im Schwarzwald. Im Nationalpark werden zudem unter anderem die Entwicklung der Auerhuhnpopulation und der Reproduktionsrate überwacht. Ziel des Landes ist es, den Bestand bis zum Jahr 2028 wieder zu stabilisieren. Dazu soll unter anderem der Wald gelichtet werden, um den Lebensraum auerhuhngerechter zu gestalten. Außerdem sollen bestimmte Abschnitte für Touristen gesperrt werden, damit die Tiere nicht gestört werden.
„Das Auerhuhn ist für uns ein Stück Heimat“, sagte der baden-württembergische Agrar- und Forstminister Peter Hauk (CDU). Es sei zwar erfreulich, dass die Zahl der balzenden Hähne steige. „Aber wir sind natürlich noch lange nicht über dem Berg.“