Bugsy Siegel war schön, charmant und ungeheuer gewalttätig. Doch er verprasste das Geld der Mafia. Also unterschrieb Lucky Luciano selbst das Todesurteil.
Bugsy Siegel ist der schillerndste Gangster der USA. Unberechenbar und gewalttätig lebte der Killer – doch mit Stil. Und er mischte in Hollywood mit. Er protzte und kleidete sich so aufwendig wie die Stars.
Andere Gangster wirkten auch mit riesiger Limousine und maßgefertigter Kleidung immer nur wie hochgekommene Kriminelle, doch Bob „Bugsy“ Siegel verkörperte die Verbindung von Traumfabrik und Verbrechen. Eine neue Biografie über Bugsy Siegel von Michael Shnayerson erzählt, wie der berüchtigte Gangster mit Hollywood-Stars verkehrte und davon träumte, Schauspieler zu werden (Bugsy Siegel: „The Dark Side of the American Dream“).Meeks Heroin 20.25
Nach der Prohibition nach Hollywood
Siegel kam erst nach den goldenen Zeiten der Prohibition nach Hollywood. Dort hatte er Affären mit Jean Harlow, Ketti Gelman und Wendy Barrie. Seine große Liebe war aber Virginia Hill, eine gescheiterte Schauspielerin. Er zählte Gary Cooper, Cary Grant und Clark Gable zu seinen Freunden und wollte selbst Schauspieler werden.
Bugsy Siegel war weit gekommen: von den trostlosen Mietshäusern der Lower East Side. Meyer Lansky war gerade 16, als er den 12-jährigen Siegel bemerkte, der nach einer Waffe griff, die ihm bei einer Straßenschlacht aus den Händen gerutscht war. Lansky schrie „die Waffe fallen lassen“ – und rettete Siegel so vor einer Verhaftung. Die Freundschaft der beiden hielt ein Leben lang. Gemeinsam mit Meyer Lanksy gründete Siegel das Killerkommando „Murder Inc.“. 1000 Morde gehen auf das Konto der Gruppe. In den 1920er-Jahren brachten Siegel und Lansky mehr Schnaps in die Vereinigten Staaten als alle anderen Schmuggler im Land. Damit war 1933 Schluss als die Prohibition endete und das organisierte Verbrechen musste sich nach anderen Einnahmequellen umsehen.WISSEN Black Widow
Der richtige Gangster für die Stars
Siegel verließ New York, um ein Imperium an der Westküste aufzubauen. Er wurde als „Mann an der Küste“ in Kalifornien installiert. „Ein Schachzug, für den Siegel geboren wurde,“ schreibt Shnayerson. Er war der „Bilderbuchgangster für die romantischen, emotionalen, fast kindlichen Erwachsenen, die die Filmkolonie bevölkern“, so die Klatschkolumnistin Florabel Muir.
Doch der aufmerksame Lover blieb immer auch ein unberechenbarer Killer. Sein Spitzname Bugsy – die Wanze – spielt auf sein Temperament an. Wenn Siegel in Wut geriet, starben meist auch Menschen. Das FBI meinte, in gewisser Weise sei er „geisteskrank“. Er war „sowohl schön als auch gewalttätig“, so Shnayerson. „Er liebte Pistolen. Sein großes Problem war, dass er immer bereit war, als Erster irgendwo hineinzurennen und zu schießen. Keiner reagierte schneller als er.“
Siegel wusste, dass der große Auftritt in Hollywood alles war. Also mietete er ein riesiges Haus in Beverly Hills. Sich selbst nannte er einen „Sportsmann“ – das stand für Glücksspiel, Erpressung und Auftragsmord. Siegel baute das Schutzgeldgeschäft auf, doch er machte Ausnahmen. Von den Studiobossen verlangte er nur kleine Beträge. „Siegel wollte etwas anderes von diesen Studiobossen. Er wollte ein Schauspieler sein. Er hatte sogar Filmmaterial von sich selbst als Schauspieler, falls die Studiochefs sich das ansehen wollten.“
Zahllose Affären
Siegel war ungeheuer eitel. Ein Friseur berichtet, er habe sich im Laden einfach ausgezogen und auf den Tisch gestellt, um seinen trainierten Körper im Spiegel zu bewundern. Sein Schönheitsregiment war so ausgefeilt wie das einer Hollywooddiva. Aber aus den großen Rollen wurde nichts, alle hatten zu viel Angst vor dem Bluthund der Mafia. Siegel zog die Konsequenz, auch ohne Rollen trat er wie ein Star auf und lebte auch so.
Seine kränkliche Frau Esther ließ er an der Ostküste zurück und hatte nun freie Bahn in den Betten Hollywoods. Jean Harlow verschaffte er einen Vertrag über zwei Filme, indem er dem Studiochef Harry einfach das benötigte Geld gab, um diese zu drehen. Dann kam die Gräfin Dorothy di Frasso, die sich gerade von Gary Cooper getrennt hatte. „Bugsy war so glatt, so charmant, dass er in der Gesellschaft von Beverly Hills akzeptiert wurde“, schrieb der Drehbuchautor Charles Bennett. Die Filmstars waren begeistert von dem lässigen Gangster. Jimmy Stewarts Frau Gloria sagte zum Aufstieg Siegels: „Stars mochten noch größere Stars; für sie waren die einzigen Leute, die glamouröser sein konnten als Filmstars, die Royals und die großen Gangster.“WISSEN Razor Blade Morde 21.00
Aber irgendwann zog die Masche nicht mehr. Der Sohn jüdischer Einwanderer hatte ein Vermögen von 100 Millionen Dollar durch Schmuggel, Glücksspiel, Schutzgelderpressung und Auftragsmord gemacht. Aber er gab noch mehr Geld aus. Geld, das er sich bei seinen neuen Freunden lieh und niemals zurückzahlte. Nein durfte man zu Bugsy Siegel nicht sagen, aber begeistert waren die unfreiwilligen Geldgeber auch nicht.
Schließlich stürzte sich Siegel in das Geschäft mit Nachtklubs. Zusammen mit William Wilkerson, dem Besitzer von The Hollywood Reporter, kaufte er 33 Hektar Wüste, auf denen das „Flamingo Hotel“ in Las Vegas entstehen sollte. Wilkerson musste seinen Anteil schnell wieder abgeben. Siegel drohte, ihn sonst umzubringen.
Das Geld zerrann
Für Siegel sollte das Flamingo der Ausstieg aus dem organisierten Verbrechen und der Beginn einer legitimen Existenz werden. Doch ihm fehlte das Geld, also lieh er es sich bei der Mafia. Doch die bemerkte schnell, dass ihr Statthalter alles andere als ein solider Geschäftsmann war. Siegel verprasste das Geld, der Bau schritt nicht voran.
Als dann auch noch die vorgezogene Eröffnung ein Flop wurde, weil die Starfreunde von Siegel nicht in dem halb fertigen Hotel erschienen, war das sein Todesurteil. Angeordnet wurde der Mord von Lucky Luciano. Siegel ahnte nichts, als er sich am Abend des 20. Juni 1947 auf die Couch setzte, um Zeitung zu lesen. Durch das Fenster wurde er von den Kugeln eines Militärkarabiners durchsiebt. Bugsy Siegel war auf der Stelle tot. Der Täter wurde bis heute nicht ermittelt.
Quelle: Michael Shnayerson, Bugsy Siegel: „The Dark Side of the American Dream“
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