In Mannheim leben Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen. Sie alle zu integrieren, ist nicht immer leicht. Der Oberbürgermeister sieht Grund zum Nachsteuern.
Die Integration junger Zuwanderer-Generationen gestaltet sich aus Sicht des Mannheimer Oberbürgermeisters bisweilen schwierig. „Die dritte und vierte Generation mitzunehmen, ist eine große Herausforderung“, sagte Christian Specht dem „Mannheimer Morgen“ (Samstag). Es gebe große Unterschiede zur ersten Generation, die in den 1960er und 70er-Jahren nach Deutschland gekommen ist. „Dazu kommt, dass wir inzwischen nicht mehr nur über türkische Migration sprechen, sondern eine multi-ethnische Migration erleben“, sagte der CDU-Politiker. „Das bedeutet, dass wir ständig hinterfragen müssen, ob Konzepte, die wir nutzen, noch passen.“ Es müsse nachgesteuert werden.
Mit Blick auf den Krieg in Gaza und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Mannheim sagte der Rathauschef: „Es gibt eingespielte Gesprächsstrukturen zwischen einigen Akteuren unterschiedlicher religiöser Gruppen, die auch in der Krise gut funktionieren. Die Frage ist aber, ob wir damit an den eigentlichen Problemen beim Thema Integration dran sind.“ So trauten sich manche Lehrerinnen und Lehrer nicht, den Nahost-Konflikt im Unterricht offen anzusprechen, wenn 75 Prozent und mehr der Kinder Migrationshintergrund hätten.
„Jugendtreffleiter berichten, dass wir teilweise nur einen kleinen Ausschnitt der Jugendlichen erreichen, die wir ansprechen wollen“, sagte Specht. „Wir müssen aufpassen, dass wir die vielen anderen nicht verlieren.“ Auch Moscheevereine verlören nach eigenen Angaben Jugendliche an Gruppen, die die jungen Menschen mit radikalen Parolen köderten. „Darum müssen wir uns stärker damit beschäftigen, wie Jugendarbeit in migrantischen Milieus funktioniert und wie sie vernetzt ist.“ Mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) habe er besprochen, ein Modellprojekt für systemische Radikalisierungsprävention zu entwickeln.