Sich aus dem Wahlkampf zurückziehen? Das kam für Joe Biden bisher nicht in Frage. Doch nun finden selbst enge Vertraute wie Barack Obama und Nancy Pelosi, dass es reicht.
US-Präsident Joe Biden denkt Insidern darüber nach, ob er aus dem Präsidentschaftsrennen aussteigt. Biden nehme die Forderungen ernst, als Kandidat der Demokraten zurückzutreten, sagen mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Mehrere Funktionäre der Demokraten gingen davon aus, dass ein Ausstieg nur eine Frage der Zeit sei. „Ich weiß mit Sicherheit, dass er tatsächlich in sich geht“, sagt einer der Insider, der anonym bleiben will. „Er denkt sehr ernsthaft darüber nach.“
Ein weiterer Insider bei den Demokraten sagt, Biden habe nach den Rücktrittsforderungen die Zeichen der Zeit erkannt. „Es fühlt sich so an, als wäre es eine Frage des (…) wann, nicht ob“, so der Insider. Quentin Fulks, stellvertretender Wahlkampf-Leiter Bidens, sagte indes, der Präsident sei nicht unentschlossen und habe seine Entscheidung getroffen: „Joe Biden hat gesagt, dass er für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidiert. Unsere Kampagne schreitet voran.“
Joe Bidens Rückhalt bei den Demokraten bröckelt
Zuvor hatte die US-Zeitung Washington Post und die Nachrichtenagentur Associated Press berichtet, dass Ex-US-Präsident Barack Obama nicht mehr vorbehaltlos hinter einer erneuten Präsidentschaftskandidatur Bidens steht. Obama habe in den vergangenen Tagen gegenüber Verbündeten geäußert, dass Bidens Chancen auf einen Wahlsieg stark gesunken seien und er der Meinung sei, dass Biden sich ernsthaft fragen sollte, ob die Kandidatur noch aufrecht erhalten werden sollte, berichtet die „Washington Post“ unter Berufung auf mehrere Personen, die mit Obamas Überlegungen vertraut seien. Obama ist Mitglied der Demokratischen Partei und zählt zu den engsten Unterstützern Bidens.PAID Analyse Warum Joe Biden in Wahrheit erfolgreich ist – und trotzdem scheitert 11.28
Ähnlich hatte sich auch die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, geäußert. Die einflussreiche Demokratin habe Biden dazu aufgefordert, auf eine erneute Kandidatur zu verzichten. Pelosi sei davon überzeugt, dass die öffentliche Meinung gegen Biden sei und er daran nichts ändern könne. Das Büro von Pelosi reagiert zunächst nicht auf Anfragen.
Auch aus Sicht des denokratischen Senators John Hickenlooper sprechen immer mehr Argumente für einen Rückzug dBidens aus dem aktuellen Wahlkampf. „Das ist seine Entscheidung, aber sicherlich gibt es immer mehr Anzeichen dafür, dass dies im besten Interesse des Landes wäre“, sagt Hickenlooper in einem Telefoninterview. Er schloss sich jedoch nicht der wachsenden Zahl von Parteigenossen an, die explizit fordern, dass Biden das Handtuch wirft. „Wenn es so viel Unruhe und so viel Unzufriedenheit gibt, ist es für niemanden leicht, die Partei zu einen“, sagte er. Biden sei immer noch beliebt, doch die politische Landschaft habe sich im Vergleich zur vorherigen Wahl geändert.
Der demokratische Mehrheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, hat einem Medienbericht zufolge Präsident Joe Biden bei einem Treffen am Samstag geraten, seine Wiederwahlkampagne zu beenden. Schumer habe dem 81-Jährigen gesagt, sein Verzicht auf eine erneute Kandidatur sei besser für das Land und die Demokratische Partei, berichtet der US-Sender ABC News. Eine offizielle Bestätigung dieser Information liegt bislang nicht vor. Weder das US-Präsidialamt noch Schumers Büro äußerten sich zunächst zu dem Bericht.Demokraten wollen, dass Biden Kandidatur überdenkt 21.00
Unterbrechung im Wahlkampf wegen Corona-Infektion
Biden musste seine Walhkampf nun vorerst wegen einer Infektion mit dem Coronavirus abbrechen. Sein Arzt berichtete von Atemwegsbeschwerden, einer laufenden Nase und Husten. Wegen seines hohen Alters zählt Biden zur Risikogruppe.