Er war CDU-Parteichef in Schleswig-Holstein. Jetzt möchte Christian von Boetticher in den Bundestag. Zuletzt hatte er aber einen Misserfolg.
Kiel (dpa/lno) Der CDU-Politiker Christian von Boetticher (53) möchte 2025 als Direktkandidat im Wahlkreis Pinneberg für den Bundestag kandidieren. „Ich habe es mir nicht leicht gemacht, aber ich bin davon überzeugt, dass es richtig ist, trete an und werde versuchen, meine Stimmen zu bekommen“, sagte von Boetticher der Deutschen Presse-Agentur. Den Wahlkreis Pinneberg hatte bei der vergangenen Bundestagswahl der SPD-Politiker Ralf Stegner gewonnen. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über seine Pläne berichtet.
„Das ist ein bisschen getrieben sozusagen aus der Lage der letzten Jahre und auch aus dem, was ich in den letzten Jahren in meinen verschiedenen Funktionen mitbekommen habe“, sagte von Boetticher. Die Lage sei derzeit wirklich schlecht und daran sei eine langfristige Entwicklung schuld. Bürokratie und Genehmigungszeiten hätten mittlerweile Ausmaße angenommen. „Das hat alles Auswirkungen, auch auf Unternehmen. Und die haben ein Maß überschritten, die einfach dazu führen, dass sie jetzt wirklich einen Exodus erleben, wie ihn die deutsche Wirtschaft in dieser Form, glaube ich, noch nicht gekannt hat.“ Ganze Lieferketten würden nicht mehr bedient.
Letzter Schuss für die Union?
Die Union sei mit ihrer langen Regierungszeit auch zu einem Teil mitverantwortlich für die Entwicklung, sagte von Boetticher. „Und mein Eindruck ist, dass die Union, sollte sie die nächsten Wahlen wirklich deutlich gewinnen und Regierungsverantwortung bekommen, dann ist das der letzte Schuss, den sie wirklich hat, bevor noch deutlich mehr Mitglieder sie enttäuscht verlassen werden.“
Derzeit ist von Boetticher Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. Als Landwirtschaftsminister und später als Sozialminister arbeitete von Boetticher unter dem früheren Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen, später war er auch Fraktionschef im Kieler Landtag und CDU-Landesvorsitzender. 2011 trat von Boetticher von diesem Amt zurück, nachdem er eine frühere Affäre mit einer damals 16-Jährigen publik gemacht hatte.
Eigene Erfahrungen
„Ich weiß, mit welchen harten Bandagen in der Politik gekämpft wird, übrigens auch in der eigenen Partei“, sagte von Boetticher. Das habe er selbst erfahren. Nach Angaben von Boettichers gibt es bereits weitere Kandidaturen in Pinneberg. Eine Entscheidung falle im Oktober, sagte er.
Im Oktober hatte von Boetticher nach einer leidenschaftlichen Bewerbungsrede mit einem achtbaren Ergebnis eine Kampfabstimmung um die Spitzenkandidatur zur Europawahl verloren. Die Landesvertreterversammlung der Nord-CDU setzte den EU-Abgeordneten Niclas Herbst auf Platz eins der Landesliste und folgte damit dem Vorschlag des Landesvorstandes.