Der Charakter der Bundesjugendspiele an Grundschulen beschäftigt den Landtag. Bildungsministerin Prien ist für den Leistungsgedanken auch in Klasse 3 und 4. Eines sei in der aktuellen Debatte falsch.
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien will den Leistungsgedanken bei den Bundesjugendspielen an den Grundschulen stärken. „Der Wettkampfcharakter ist ein wichtiges Element der Bundesjugendspiele“, sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Neben dem Wettbewerb sollte in den Klassen 3 und 4 wie bis zum Schuljahr 2022/2023 auch künftig wieder der Wettkampf möglich sein.
Nach einer umstrittenen Reform der Bundesjugendspiele sollen Grundschulen ab dem kommenden Schuljahr verpflichtet werden, Leichtathletik und Schwimmen in den Klassenstufen 3 und 4 ausschließlich in Wettbewerbsform auszurichten. Eine Übergangsregelung erlaubte für das Schuljahr 2023/24 weiterhin auch den Wettkampf.
Beim Wettbewerb treten die Schülerinnen und Schüler laut Ministerium nur innerhalb einer Klasse oder Jahrgangsgruppe gegeneinander an. Beim Wettkampf müssen sie sich dagegen gegenüber Leistungsdaten einer bundesweiten Punkteliste behaupten. Diese entscheidet, ob sie eine Ehren-, eine Sieger- oder nur eine Teilnahmeurkunde erhalten.
Prien: Beste im Freundeskreis zu sein reicht nicht
„Ich halte den Wettkampf für eine gute Sache, weil es eben nicht nur darum geht, innerhalb einer Gruppe die besten Leistungen zu zeigen, sondern auch wichtig sein sollte, nach objektiven Kriterien die sportlichen Leistungen der Schülerinnen und Schüler zu messen“, sagte Prien. „Es muss auch ein Verständnis dafür erzeugt werden, dass es meistens nicht ausreicht, wenn ich die Beste in meinem Freundeskreis bin, sondern dass ich mich noch mehr anstrengen und Höchstleistungen erreichen kann.“
Auf Antrag der FDP befasst sich der Landtag voraussichtlich am Donnerstag mit den Bundesjugendspielen an Grundschulen. Die Liberalen fordern, dass der Leistungsgedanke auch an den Grundschulen in altersangemessener Form eine Rolle spielen soll.
Prien betonte, „so zu tun, als ginge es beim Wettbewerb nicht um Leistung, ist aber falsch“. Sowohl beim Wettkampf als auch dem Wettbewerb würden sich die Schülerinnen und Schüler im sportlichen Wettstreit messen. „Es geht darum, Freude an Sport und Bewegung zu fördern, Kinder an Leistung heranzuführen und insbesondere die 8-10-jährigen Kinder für die Leichtathletik- und Schwimmdisziplinen zu begeistern.“ Oft ginge es heute um Kinder, die in ihrer Freizeit nicht im Verein trainieren und hierfür erst noch gewonnen werden sollen.
„Die Kultusministerkonferenz stellt das Leistungsprinzip mitnichten infrage“
„Hier sollte durch die Opposition nicht zu schrill übertrieben werden, weil wir natürlich die Arbeit der Schulen schätzen, die auf die eine oder andere Form Kinder an ihre sportlichen Höchstleistungen heranführen“, sagte Prien. „In einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche sich viel zu wenig bewegen und der organisierte Breitensport Nachwuchsmangel beklagt, muss uns das Ziel einen, mehr Kinder in die Sportvereine zu bringen.“ Deshalb sollten wie in den beiden vergangenen Jahrzehnten die Schulen vor Ort entscheiden können.
„Die Kultusministerkonferenz stellt das Leistungsprinzip mitnichten infrage, ganz im Gegenteil“, sagte Prien. Als Koordinatorin der B-Länder erwarte sie, dass zukünftig wieder beide Formen, Wettkampf und Wettbewerb, ab der dritten Klasse möglich sind. Sie erkenne dazu auch große Einigkeit im Präsidium.
Die Sportkommission habe auf Drängen der Minister zuletzt sehr dafür gekämpft, die Ausschreibung der Bundesjugendspiele zum kommenden Schuljahr wieder zu ändern. „Jedenfalls wünsche ich mir, dass alle politisch Verantwortlichen hier in eine fachliche Debatte gehen und der populistischen Versuchung widerstehen.“