„Herzensöffner“: Pfarrerin setzt in der Seelsorge auf Lamas und Alpakas

Lamas und Alpakas helfen einer Pfarrerin in der Seelsorge. Die Vierbeiner begleiten sie auch ins Hospiz und ins Altenheim. Dort kommt es oft zu bewegenden Situationen.

Wiltrud Bauer ist eine evangelische Pfarrerin, die bei der Seelsorge auf vierbeinige Helfer vertraut: Regelmäßig nimmt sie Alpakas oder Lamas mit zu Besuchen im Hospiz, in Altenheimen oder bei behinderten Kindern. „Sie sind nicht nur Türöffner, sondern Herzensöffner“, sagt die Theologin im saarländischen Schiffweiler über ihre Tiere der Deutschen Presse-Agentur. Fünf Alpakas und drei Lamas stehen zurzeit in ihrem Stall. 

Bei der Begegnung mit den Tieren komme es oft zu „Sternstunden“ mit bewegenden Erlebnissen. „Leute vergessen, wie krank sie sind, stehen plötzlich aus dem Rollstuhl auf und laufen den Tieren hinterher, um ihnen noch mal nahe zu sein.“ Es gehe darum, Menschen schöne Momente zu verschaffen. „Glück ist gut für die Seele.“ Im Hospiz habe eine Frau große Unruhe und Angst vor dem Sterben gehabt, sei nach dem Besuch der Alpakas aber ganz ruhig eingeschlafen und gestorben. 

„Wir erreichen Herzen“

Mittlerweile gebe es schon einige Personen in der Kirche, die tiergestützte Seelsorge betrieben, sagt die 51-Jährige. Eine evangelische Kollegin in Baden-Württemberg, Ulrike Schaich in Reutlingen, arbeite auch mit Lamas, ein katholischer Pastoralreferent in Köln, Peter Otten, mit Hündin Greta. „Wir tauschen uns über ein kleines Netzwerk untereinander aus. Für uns als Seelsorger ist es ein wertvoller Beitrag. Und wir finden, das müsste mehr werden“, sagt Bauer, gebürtig aus der Pfalz.

Die Seelsorge mit Tieren bewirke Dinge, „die auf andere Art und Weise nicht gehen“, sagt Bauer. „Ja, wir erreichen Herzen.“ Auch in Seelsorge-Gesprächen, nach dem Tod eines Angehörigen oder in einer Lebenskrise. Um das Reden leichter zu machen, bietet die Theologin auch Spaziergänge mit ihren Tieren an. „Es sind so sensible Tiere.“

Tierische Predigtreihe im Sommer

Bauer sagte, sie wünsche sich, dass die Arbeit mit den Tieren offiziell als Teil der Arbeit als Pfarrerin anerkannt werde. „Über die Tiere kann ich Menschen oft besser erreichen als über das Reden und Beten in der Kirche.“ Bauer hatte nach dem Studium am Institut für soziales Lernen mit Tieren in der Wedemark eine Weiterbildung in tiergestützter Therapie und Pädagogik gemacht.

Um Tiere geht es auch in der Sommerkirche der „Hoffnungskirchengemeinde“ in Dörrenbach, Landsweiler-Schiffweiler, Ottweiler und Wiebelskirchen. In Gottesdiensten an Sonntagen beschäftigten sich vier Pfarrerinnen und Pfarrer bis 25. August unter dem Motto „Kamel, Esel & Co“ in ihren Predigten mit verschiedenen Tierarten: von Bienen über Kamele, Kühe, Hunde, Esel und Wale bis zu Schlangen. Im Gottesdienst von Bauer dürften Hunde mitgebracht werden. Und sie nehme wohl ein paar „Alpaka-Kollegen“ mit in die Kirche. Zu der Gemeinde gehören rund 11.000 Protestanten.