Der Rücktritt von Florian von Brunn rückt seine bisherige Co-Landesvorsitzende Ronja Endres in den Fokus. Sie gibt sich trotz der jüngsten Krisen kämpferisch bis optimistisch.
Nach dem Rücktritt von Florian von Brunn als SPD-Landeschef in Bayern will die neue alleinige Landesvorsitzende Ronja Endres den Kompass der Sozialdemokraten neu justieren. „Ich habe mir die Partei jetzt drei Jahre lang genau angeschaut und habe großartige Ideen, die nun in einer neuen Strategie enden sollen“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in München.
Details wolle sie aber ohne Rücksprache mit dem Vorstand noch keine nennen, betonte Endres. Aber für den Parteitag im Oktober dürfe „etwas Positives erwartet werden. Natürlich will ich da jetzt auch meine eigene Duftmarke setzen.“ Ihr habe die Arbeit in der Doppelspitze viel Spaß gemacht. Dies bedeute aber auch immer, dass man Kompromisse machen müsse. „Ich werde deshalb jetzt auch einiges anders machen, da ich alleine bin.“
Endres ist seit 2008 Mitglied der SPD und seit April 2021 Vorsitzende der Bayern-SPD, bisher in der Doppelspitze zusammen mit von Brunn, der aber auch wegen seines Landtagsmandats immer mehr im Vordergrund agierte und auch Spitzenkandidat bei der Landtagswahl war. Am Sonntag hatte von Brunn erklärt, am Montagnachmittag als SPD-Landeschef zurücktreten zu wollen.
Sachpolitik wichtiger als Personaldebatten
Für die Partei sei es wichtig, jetzt einen Schlussstrich unter die Personaldebatten zu setzen und endlich zur Sachpolitik zurückzukommen. „Die Menschen wollen, dass wir uns für eine sozialere Politik, günstigere Mieten und die Lösung ihrer Sorgen, die Interessen der Arbeitnehmer einsetzen, sagte Endres.
Mit Blick auf die Querelen um ihren bisherigen Co-Vorsitzenden von Brunn zeigte sich Endres zwiegespalten: „Es ist schade, dass er aufgehört hat. Ich schätze ihn als Politiker und Mensch sehr.“ Aber es sei für die Partei jetzt auch wichtig, dass „weißer Rauch“ aufgezogen sei und die Partei mit einem funktionierenden Landesvorstand nach vorn schauen könne.
Partei muss zusammenrücken und sich unterhaken
„Jetzt können wir uns darum kümmern, neu zusammenzurücken, uns unterzuhaken“, sagte Endres. Dies sei besonders wichtig in Situationen, in denen nicht alles geklappt habe. Dass es Landesvorsitzende in der bayerischen SPD in den vergangenen Jahren alles andere als einfach hatten, sieht Endres nicht. „Wir diskutieren immer gerne viel, weil unsere Mitglieder aus ganz unterschiedlichen Bereiche der Gesellschaft kommen.“
Angst, dass die jüngste Krise auch ihren Rückhalt in der SPD beschädigt hat, empfindet Endres nicht. „Es geht doch jetzt nicht um die Person Ronja Endres, sondern um unsere Partei.“ Vielleicht sei es auch ein gutes Zeichen, dass mit ihr jemand an der Spitze stehe, die sich nicht persönlich profilieren wolle. „Ich kann gut zusammenführen, das ist eine meiner großen Stärken.“ Klar sei aber auch, dass der Vertrauensvorsprung, den sie bei der Vorstandswahl 2023 erhalten habe, nun zurückgezahlt werden müsse.“
Keine bundespolitischen Ambitionen
In die Bundespolitik und die dort kränkelnde SPD will sich Endres zunächst nicht einmischen. „Ich konzentriere mich jetzt voll und ganz auf Bayern, da will ich etwas bewirken.“
Nach dem Studium arbeitete Endres als politische Referentin in Berlin und München und engagierte sich beim Deutschen Gewerkschaftsbund und in der IG Bergbau, Chemie, Energie. Seit 2019 ist sie Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) in der Bayern-SPD.
Zwar hatte Endres im vergangenen Jahr bei der Vorstandswahl mit 89,9 Prozent eines der besten Ergebnisse in der Parteigeschichte erhalten – alles rund lief für die Wahl-Regensburgerin aber dennoch nicht. Eigentlich hatte sie bei der Europawahl im Juni antreten wollen, die eigene Parteibasis verhinderte im vergangenen Herbst aber ihre Kandidatur.