Vom Kritiker zum Kandidaten: J.D. Vance ist Trumps Vize. Ins wichtigste politische Rennen der Vereinigten Staaten startet er mit viel rhetorischem Geschick – und Verbündeten mit tiefen Taschen.
Wagniskapitalgeber, gefeierter Buchautor, Senator – und bald Vizepräsident der Vereinigten Staaten? J.D. Vance tritt im Rennen um das Weiße Haus als „Running Mate“ von Donald Trump an. Das ist nicht nur wegen seiner kurzen und steilen politischen Karriere ungewöhnlich, sondern auch, weil er einst kein gutes Wort an seinem neuen Chef ließ.
Vance wurde 1984 als James Donald Bowman im US-Bundesstaat Ohio geboren. Er absolvierte ein Jurastudium an der amerikanischen Eliteuniversität Yale und arbeitete später als Wagniskapitalgeber unter anderem im kalifornischen Silicon Valley. 2016 feierte er mit seinen Memoiren „Hillbilly-Elegie“ Erfolge. Der Bestseller, der auch verfilmt wurde, gibt Einblick in eine Schicht, die damals Trumps Wahlsieg mit möglich machte.
Zu Beginn von dessen Präsidentschaft war Vance ein ausgesprochener Kritiker, bezeichnete Trump als „gefährlich“. Diese Meinung hatte sich allerdings gewandelt, als er sechs Jahre später selbst ins politische Scheinwerferlicht trat – und dafür auch Trump als Unterstützer umwarb.
Seit seinem Sieg bei den Kongresswahlen 2022 vertritt er seinen Heimatbundesstaat Ohio im Senat, wo er als Anhänger der republikanischen Rechten eine populistisch-nationalistische Agenda verfolgt. Seinen Wahlerfolg dürfte Vance auch äußerst spendablen Geldgebern zu verdanken haben, die er aus seiner Zeit an der Westküste kennt.
Im Falle eines Siegs im November wäre Vance mit 39 Jahren einer der jüngsten Vizepräsidenten in der US-Geschichte. Wegen seiner guten Verbindungen in die Finanzwelt einerseits und seiner rhetorischen Stärken andererseits gilt er als vielversprechender Partner im Wahlkampf.
Welchen Ton er dabei anschlagen könnte, machte Vance bereits nach dem Trump-Attentat vergangenes Wochenende deutlich: Anstatt wie andere Politiker zu Einigkeit im Land zu mahnen, gab er US-Präsident Biden persönlich die Schuld für die Attacke. Auf der Plattform X schrieb Vance, die Wahlkampagne des Demokraten sei komplett darauf ausgerichtet, Trump als autoritären Faschisten darzustellen, der um jeden Preis gestoppt werden müsse. US-Medien bezeichnen Vance deshalb schon jetzt als „Bulldogge“, also einen Vize, der für Trump in die Bresche springt – komme was wolle.