Landtagswahl Thüringen: BBR gegen BSW: Ramelow gründet eigenes Bündnis – zumindest virtuell

Bodo Ramelow in Not: Sieben Wochen vor der Thüringer Landtagswahl liegt das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) vor der regierenden Linken. Nun reagiert der Regierungschef.

Nein, er könne das BSW nun wirklich nicht ernst nehmen, sagte Bodo Ramelow frühzeitig. Schließlich besitze die Partei nur sehr wenige Mitglieder und kaum ein Programm: „Sie ist ein Phantom.“ 

Weil Sahra Wagenknecht die Partei nach sich selbst benannt hatte, warf der Thüringer Linke-Ministerpräsident seiner früheren Genossin „Personenkult“ vor. Im stern stellte er sogar diese rhetorisch gemeinte Frage: „Ist das eine Oligarchie oder gar ein Kalifat?“

BSW könnte regieren, und die Linke wäre draußen

Ramelows Problem ist nur, dass das angebliche Phantom in den Umfragen bei 20 Prozent steht – und seine linke Landespartei nur bei 11 bis 14 Prozent. Zumindest rechnerisch ist damit zwar noch kein Wagenknecht-Kalifat in Sicht, aber doch eine potenzielle Mehrheit von CDU, BSW und SPD. Gleichzeitig kommt die bisherige rot-rot-grüne Koalition zusammen auf keine 30 Prozent mehr.

Deshalb scheint der Ministerpräsident das BSW inzwischen doch etwas ernster zu nehmen. Zumindest hat er inhaltlich umgesteuert. Nachdem er als einer der wenigen Amtsträger seiner Partei die Waffenlieferungen an die Ukraine unterstützte, tritt er mittlerweile offensiv für einen Waffenstillstand ein. Zudem unterstützt er die sogenannte Friedensinitiative des ungarischen Regierungschefs Viktor Orban und empört sich über die geplante Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland.

Tomahawk Ramelow 14.41

Das Bündnis Bodo Ramelow

In diesen Punkten unterscheidet er sich nicht von Wagenknecht. Und auch an einer anderen Stelle kopiert Ramelow jetzt seine Konkurrentin. Die Thüringer Linke hat die Internetadresse www.buendnis-bodo-ramelow.de gekauft und mit der Kampagnenseite ihres Spitzenkandidaten verlinkt.

„Es gibt jetzt eben nicht nur das BSW, sondern auch das BBR, das Bündnis Bodo Ramelow“, sagte der Ministerpräsident dem stern. Schließlich werbe seine Linke ja auf vielen Plakaten, Anzeigen und Flyern sowieso nur mit seinem Namen oder Gesicht, aber ohne Parteilogo. „Die Leute werden dann schon die Linke auf dem Wahlzettel finden“, sagte Ramelow. Dank des Wahlsiegs bei der Landtagswahl 2019 stünde seine Landespartei dort diesmal ganz oben.

Phänomen gegen Phantom

Selbstverständlich will der Ministerpräsident seinem BBR-PR-Kniff mit „einem zugekniffenen Auge“ betrachtet wissen. „Ich werde ja oft als Phänomen bezeichnet“, sagte er. „Jetzt schlägt sich eben das Phänomen mit dem Phantom herum.“ Smileybefehl!

Einen taktischen Nachteil bringt das virtuelle Gegenbündnis dennoch mit sich: Der Vorwurf des Personenkults an Wagenknecht dürfte dem informellem BBR-Vorsteher Ramelow künftig schwerer fallen.