Die Deutsche Bahn baut aus: 41 vielbefahrene Strecken sollen in den kommenden Jahren saniert werden, den Anfang macht die Riedbahn. Der Verkehrsminister Wissing macht vor dem drohenden Chaos ein Versprechen.
Verkehrsminister Volker Wissing ist zuversichtlich, dass die vollumfängliche Sanierung der Bahnstrecken in Deutschland bis 2031 gelingen kann. Es ist gut vorbereitet, die Kapazitäten sind bei der Bauindustrie vorhanden, die Materialien sind da. Also es gibt keinen Grund, warum das nicht klappen sollte“, sagte Wissing am Montagmorgen im Interview dem „Deutschlandfunk“. Etwa die Bauindustrie äußerte zuletzt Zweifel, dass die umfangreichen Sanierungen wie geplant gelingen werden.
In den kommenden Jahren sollen 41 vielbefahrene Bahnstrecken saniert werden. Den Beginn macht am Montagabend die Riedbahn. Auf der stark frequentierten Verbindung Frankfurt-Mannheim geht ab 23 Uhr nichts mehr. „Die Riedbahn ist etwas wie eine verstopfte Hauptschlagader in einem Organismus. Die wird jetzt abgeklemmt, saniert, und danach funktioniert das System besser“, sagte Wissing. Bis Mitte Dezember werden Gleise, Oberleitungen, Signale, Weichen, Brücken und Bahnhöfe modernisiert. Regional- und S-Bahnen werden in der Zeit vollständig durch Busse ersetzt, der Fernverkehr und der Güterverkehr umgeleitet.
Deutsche Bahn Streckensperrung 15:29
Die Sanierung wird sich nach Angaben der Bahn ab Dezember bundesweit positiv auf die Pünktlichkeit auswirken. In den kommenden Jahren bis Ende 2030 sollen weitere Hochleistungskorridore folgen, im kommenden Jahr ab August die 278 Kilometer lange Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Nach einer Generalsanierung sollen „in der Regel für mehrere Jahre“ keine größeren Baumaßnahmen mehr erforderlich sein.
„Historische Summen“ für Deutsche Bahn
Wissing kritisierte, dass in den vergangenen Jahren zu wenig Geld in die Sanierung der Bahn gesteckt worden sei. Er wolle hingegen „historische Summen in die Bahn investieren“. „Wir haben aber die Finanzlinien deutlich erhöht, und zwar auf eine Größenordnung von über plus 27 Milliarden Euro. Und am Ende wird man dann noch mehr Geld brauchen.“ Die Sanierung der Riedbahn koste etwa 1,3 Milliarden Euro.
Die Deutsche Bahn hat sich bei der Fußball-Europameisterschaft aus Sicht des Verkehrsministers zu viel zugemutet. „Was den Fans teilweise widerfahren ist, entspricht nicht dem Anspruch Deutschlands und nicht dem Anspruch, den ich an unsere Verkehrsinfrastruktur habe“, sagte er der „Welt am Sonntag“. „Mit der Ankündigung, während der EM täglich 10.000 zusätzliche Sitzplätze im Zugverkehr zur Verfügung zu stellen, hat sich die DB übernommen.“ Sicher sei die Absicht dahinter gut gewesen. Das Netz könne im derzeitigen Zustand diese zusätzlichen Kapazitäten allerdings nicht bewältigen.
Bahn-Vorstand spricht von Pech
Der häufige Starkregen in den ersten Turnierwochen habe die Situation noch verschärft. „Für solche Extremwetterlagen ist das Netz nicht ausgelegt, weil die Entwässerungssysteme diese Wassermassen nicht aufnehmen können“, sagte Wissing.
Bahn-Infrastrukturvorstand Berthold Huber verteidigte den eigenen Konzern. „Wir haben wirklich alles getan, was man tun konnte. Wir haben alle Baustellen, die nicht nötig gewesen sind, verschoben, abgesagt, um die Infrastruktur zumindest so wenig beeinträchtigt zu haben, wie es geht“, sagte er dem „Deutschlandfunk„. Manchmal käme zum Pech aber noch Unglück. „Wir hatten dann ja das Hochwasser, was uns vor allem zwischen Würzburg und Nürnberg einen Damm mehr oder weniger weggespült hat.“
Die Probleme der Bahn während der Fußball-EM kommen für den Verkehrsminister nicht überraschend. Man habe gewusst, „dass die Infrastruktur der Bahn nicht resilient genug ist“. „Es vor der EM zu beginnen, wäre nicht gut gewesen, denn die Beeinträchtigungen wären dann noch größer gewesen“, sagte der Verkehrsminister jedoch.