Zwei Bundesliga-Stars. Zwei Teenager. Zwei Super-Sechser. Und zwei viel kritisierte Trainer. Sie alle stehen vor dem EM-Finale zwischen Spanien und England am Sonntagabend im Blickpunkt.
Spanien oder England – wer wird Fußball-Europameister? Über den Ausgang dieses Endspiels am Abend in Berlin (21.00 Uhr/ARD und MagentaTV) entscheiden auch mehrere spannende Duelle.
Duell der Bundesliga-Stars
Harry Kane von Bayern München und Dani Olmo von RB Leipzig: Beide können am Sonntagabend nicht nur Europameister werden, sondern auch noch Torschützenkönig dieser EM. Mit je drei Toren gehören sie zu jenen sechs Spielern, die die Torjägerliste des Turniers vor dem letzten Spiel anführen.
Die Bilanz ihrer bisherigen Duelle in Deutschland ist ausgeglichen: In Kanes erstem Spiel für den FC Bayern verlor der deutsche Rekordmeister das Supercup-Endspiel gegen Leipzig durch drei Olmo-Tore mit 0:3. Englands Kapitän revanchierte sich dafür mit zwei Treffern zum 2:1-Sieg gegen Leipzig im Februar dieses Jahres. Beim Bundesliga-Hinspiel fehlte Dani Olmo verletzt.
Duell der Teenager
Spaniens Lamine Yamal ist die Entdeckung dieses Turniers. Einen Tag vor dem Endspiel feierte er seinen 17. Geburtstag. Zuvor hatte er als jüngster Spieler (beim 3:0 gegen Kroatien) und jüngster Torschütze (beim 2:1 gegen Frankreich) der EM-Geschichte bereits zwei Rekorde gebrochen.
Aber auch die Engländer haben einen Jungstar mit bemerkenswert großen Entwicklungssprüngen. Noch im Herbst 2023 spielte der 19-jährige Kobbie Mainoo zweimal in der UEFA Youth League für Manchester United. Danach ging alles ganz schnell: Premier-League-Stammspieler seit Dezember, Länderspiel-Debüt im März, EM-Stammkraft seit dem Achtelfinale gegen die Schweiz.
Auch Mainoo hält bei diesem Turnier schon einen Rekord: Mit einer Quote von 96 Prozent angekommener Pässe hat er nach Angaben des Sportdaten-Analysten Opta den besten Wert aller Spieler, die bei dieser EM und bei allen anderen Europameisterschaften seit 1980 mehr als 100 Pässe gespielt haben.
Duell der Trainer
Spaniens Luis de la Fuente und Englands Gareth Southgate haben eine ähnliche Trainerbiographie: Zwei ehemalige Abwehrspieler, die jeweils nur einen Proficlub trainierten und dann früh zum Verband wechselten. Dort wurden beide später vom U21- zum Nationaltrainer befördert.
Den 63-jährigen de la Fuente hätten viele Spanier am liebsten gar nicht mehr bei diesem Turnier gesehen. Denn nicht nur die durchwachsenen Leistungen während der EM-Qualifikation sorgten für Kritik, sondern vor allem sein Umgang mit der Kussaffäre des mittlerweile zurückgetretenen und kurzzeitig sogar festgenommenen Verbandspräsidenten Luis Rubiales bei der Frauen-WM 2023. Dem nämlich spendete de la Fuente kräftig Beifall, als Rubiales eine krude Verteidigungsrede hielt. Erst später entschuldigte sich der spanische Coach dafür.
Verglichen damit war die Kritik an Southgate nach den schwachen Auftritten der Engländer zu Beginn der EM noch harmlos. Und auch Fußball-Legende Gary Lineker sagte der „Süddeutschen Zeitung“ in einem Interview zu diesem Finale: „Sollte er die EM gewinnen, kann er in den Sonnenuntergang gehen, seinen Ritterschlag entgegennehmen – und jeder wird ihn auf ewig lieben.“
Duell der Super-Sechser
Die Position des zentralen defensiven Mittelfeldspielers ist die strategisch wohl wichtigste des modernen Fußballs. Das ahnt man in Deutschland spätestens, seit Thomas Tuchel beim FC Bayern so flehentlich wie vergeblich die Verpflichtung eines solchen Sechsers forderte. Die Münchner wollten vor einem Jahr keine 120 Millionen Euro für den Engländer Declan Rice zahlen. Der FC Arsenal tat es. Und der 25-Jährige fehlte bei dieser EM noch keine Sekunde.
England hat den teuersten Sechser der Welt – Spanien dafür den besten. Der 27 Jahre alte Rodri von Manchester City gilt als Nonplusultra auf dieser Position. „Sollte Spanien gewinnen, wäre ich nicht überrascht, wenn er zum besten Spieler des Turniers gewählt würde“, sagte sogar Lineker.
Duell der U21-Finalisten
Spanien gegen England – dieses EM-Finale gab es im vergangenen Jahr schon einmal. Im Endspiel der U21-Europameisterschaft siegten die Engländer in Georgien mit 1:0. Ein Wiedersehen gibt es am Sonntagabend in Berlin für drei Spieler: Bei den Engländern haben es Cole Palmer (FC Chelsea) und Anthony Gordon (Newcastle United) in den aktuellen EM-Kader geschafft. Bei den Spaniern nur der Mittelfeldspieler Álex Baena (FC Villarreal).
Deutlich stärker vertreten sind in diesem EM-Finale die U21-Europameister von 2019. Das sind neben Torwart Unai Simón und Leipzigs Dani Olmo noch die Mittelfeldspieler Fabián Ruiz, Mikel Merino und Mikel Oyarzabal. Der spanische Trainer hieß damals wie heute de la Fuente. Nur der Endspiel-Gegner war ein anderer. Der hieß 2019 noch Deutschland.