Mehr als zehn Jahre lang berät ein vermeintlicher Professor die NRW-Landesregierung in Islamfragen. Doch der Experte war wohl ein Hochstapler. Jetzt steht er als mutmaßlicher Betrüger vor Gericht.
Ein mutmaßlicher Hochstapler, der es bis zum Berater der NRW-Landesregierung gebracht hat, steht von heute (9.00 Uhr) an in Duisburg vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Urkundenfälschung, Betrug und den unbefugten Gebrauch akademischer Grade in 28 Fällen vor.
Mit seinen mutmaßlich erfundenen akademischen Abschlüssen hatte der vermeintliche Professor Karriere gemacht. Mehr als zehn Jahre lang beriet er die wechselnden NRW-Landesregierungen in Islamfragen. 2021 beendete das Land die Zusammenarbeit und schrieb, es gebe „begründete Zweifel in Bezug auf die akademische Laufbahn“. Außerdem erstattete das Land Anzeige.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, zunächst beim Schulamt in Duisburg gefälschte Urkunden über seine Staatsprüfungen als Lehrer vorgelegt zu haben. Zwölf Jahre lang soll er so als verbeamteter Lehrer gearbeitet haben, obwohl er die nötigen Qualifikationen tatsächlich gar nicht gehabt habe.
Später soll er etwa bei der Universität Duisburg-Essen gefälschte Zeugnisse über eine Dissertation, also die Grundlage für den Doktor-Titel, vorgelegt haben. Bei der Polizeihochschule bewarb er sich mit Professor-Titel als Lehrbeauftragter – und bekam den Job.
Dass der mutmaßliche Hochstapler die NRW-Landesregierung beraten hat, spielt juristisch übrigens keine Rolle: Für eine solche Tätigkeit sind keine speziellen Qualifikationen vorgeschrieben, so dass in diesem Punkt wohl keine Straftat vorliegt.
Für den Angeklagten gilt bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens die Unschuldsvermutung. Sein Anwalt äußerte sich auf Anfrage vorab nicht zu dem Fall.