Geert Mackenroth ist CDU-Landtagsabgeordneter und Sachsens Ausländerbeauftragter. Bevor er nach über 20 Jahren in den Ruhestand geht, macht er nochmal Wahlkampf für seine Partei – auf neuem Terrain.
Am Ende seiner politischen Karriere hat Geert Mackenroth ein neues Medium für sich entdeckt: TikTok. „Hier ist wieder Euer alter Landtagshase und Politprofi“, begrüßt der 74 Jahre alte CDU-Politiker in vielen von bisher gut 100 Videoclips seine mittlerweile 1500 Follower. Mackenroth ist Landtagsabgeordneter, früherer Justizminister und amtierender Ausländerbeauftragter Sachsens. Zum Auftakt im März empfing der gebürtige Kieler online im Abgeordnetenbüro. Mitte Juni hatte er schon den Account der sächsischen Union eingeholt.
Eine affine Mitarbeiterin hat den gestandenen Politiker zu der Social Media-Plattform gebracht, die bei jungen Menschen sehr beliebt ist. „Mich hat es lange geärgert, dass die AfD da so extremen Erfolg hat und die Union da Chancen liegenlässt“, sagt Mackenroth. Und macht es nun vor. „Mein Ziel ist die Landtagswahl.“ TikTok sei eine Möglichkeit, „mit einer Zielgruppe zu interagieren, die keine Tageszeitung liest, keine Tagesschau guckt, sondern nur streamt“ – und mal die eine oder andere politische Botschaft mitbekommt.
Themen liegen auf der Straße
„Wir müssen zu denen, nicht die zu uns, müssen unsere Botschaften unter die jungen Leute bringen“, sagt der zwölffache Großvater. Dafür dreht er zusammen mit seiner Assistentin ein Mal pro Woche sechs bis sieben Videos, kommentiert, „was gerade auf der Straße liegt“, erklärt die Sachpolitik, kommentiert, was passiert und wirbt immer wieder dafür, am 1. September „das Kreuz an der richtigen Stelle“ zu machen. „Aber ich setze auch gern die eine oder andere Pointe“, sagt der Jurist.
Mackenroth war 2003 als Justiz-Staatssekretär nach Sachsen gekommen und 2004 bis 2009 Justizminister. Noch bis zur Konstituierung des neuen Landtags ist er Abgeordneter und macht CDU-Wahlkampf – ohne Kandidatur. „Ich will nicht, dass wir verlieren“, erklärt der Politiker kurz und knapp seine Motivation. Auch Ausländerbeauftragter bleibt er, bis das Parlament seine Nachfolge geregelt hat.
Der Komplettausstieg aus der Politik ist besiegelt. „Ich habe ein interessantes Leben hinter mir, in allen drei Staatsgewalten gedient und bin zehn Jahre über dem Ruhestandsalter; das macht mich dankbar“, resümiert der 74-Jährige. Nun habe er keinen Ehrgeiz mehr, es gebe neue und andere Akteure. Auch mit TikTok soll dann Schluss sein und die Zeit für den morgendlichen Check und die Vorbereitungen besser genutzt werden. „Es sei denn, ich werde auch noch süchtig.“