Geschichte: Widersprüchliche Aussagen zu Gedenkstätte Zeithain

Die Verbrechen des NS-Regimes in Deutschland bleiben unvergessen. Gedenkstätten an originalen Schauplätzen sind ein Teil der Erinnerungskultur. Was aber passiert mit der Gedenkstätte Zeithain?

Der Geschichts- und Naturlehrpfad Ehrenhain Zeithain steht nach Darstellung des SPD-Politikers Frank Richter vor dem Aus. Der Landtag habe dafür zwar 500.000 Euro freigeben, das Geld werde aber nach seinem Kenntnisstand nun anderen Vorhaben der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zugeführt, teilte Richter mit und sprach von einem „gedenkpolitischen Desaster“. 

Die Gedenkstättenstiftung widersprach dieser Darstellung. „Das Projekt des Geschichts- und Naturlehrpfades der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain steht nicht vor dem Aus. Es war und ist eines der wichtigsten erinnerungskulturellen Projekte der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und insbesondere für die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain von überragender Bedeutung“, sagte Geschäftsführer Markus Pieper. 

Stiftung: Kein Ende des Lehrpfades 

Laut Stiftung kam es bei dem Vorhaben aber zu Verzögerungen in der Abwicklung. Es sei nicht möglich, den Abschluss des Projektes bis zum Ende der Verwendungsfrist dafür vorgesehener Fördermittel Ende 2025 zu garantieren. „Diese Zusicherung war die notwendige Voraussetzung für die Antragstellung spätestens zum 30. April 2024, die deshalb nicht erfolgen konnte. Dies ist für die Stiftung Sächsische Gedenkstätten außerordentlich bedauerlich, bedeutet jedoch nicht das Ende Lehrpfades.“ 

Der Lehrpfad werde nun mit eigenen Haushaltsmitteln und in einer gegebenenfalls alternativen Form umgesetzt werden müssen. 

Die Gedenkstätte in Zeithain bei Riesa erinnert an die Opfer des Kriegsgefangenenlagers der Wehrmacht in den Jahren von 1941 bis 1945. Es war vor dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion eingerichtet worden. Ab Oktober 1943 kamen auch italienische, serbische, britische, französische und polnische Gefangene in das Lager. Nach Angaben der Gedenkstätte sind rund 25.000 bis 30.000 sowjetische und mehr als 900 Kriegsgefangene aus anderen Ländern in Zeithain gestorben. Gründe waren vor allem mangelhafte Ernährung und katastrophale hygienische Bedingungen.

Die Opfer sind auf vier Friedhöfen in der Umgebung des ehemaligen Lagergeländes am Bahnhof Jacobsthal begraben. Die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Zeithain wird in einer Dauerausstellung dargestellt. Jedes Jahr am 23. April – dem Tag der Befreiung des Lagers durch die Rote Armee – versammeln sich Menschen aus mehreren Ländern in Zeithain, um an das Leid der Gefangenen zu erinnern und der Opfer zu gedenken. 

„Die Realisierung des geplanten Geschichts- und Naturlehrpfades wäre geeignet gewesen, die Qualität des Erinnerns auf eine neue Stufe zu heben. Sie war gedacht als Zeichen der angemessenen Würdigung, die den Angehörigen der Opfer gebührt und uns Heutigen verpflichtet. Eine große Chance wurde vertan“, sagte Richter