Die Flutkatastrophe im Juli 2021 traf vor allem das Ahrtal. Aber auch Orte an der Kyll und in der Eifel wurden geflutet. Bei Hopfenbauer Andreas Dick ist seitdem alles anders.
Drei Jahre nach der Flut steht der einzige Hopfenbauer in Rheinland-Pfalz in Reihen zwischen sattgrünem Hopfen, der acht Meter in die Höhe ragt. „Es gibt nichts Schöneres, als jetzt wieder in den Hopfengarten zu gehen“, sagt Andreas Dick in Holsthum in der Südeifel. Der Wiederaufbau der Anlagen sei praktisch abgeschlossen. „Wir erwarten dieses Jahr erstmals wieder eine normale Vollernte.“
Bei der Flut im Sommer 2021 hatten Wassermassen des Eifel-Flusses Prüm einen Großteil der Hopfengärten zerstört. „Es war alles abgerissen, umgerissen. Autos lagen dazwischen. Man war wie gelähmt und es sind viele Tränen geflossen“, erinnert sich Dick. Die Prüm, normalerweise um die fünf Meter breit, hatte sich vom 14. auf den 15. Juli über Nacht auf mehr als 100 Meter ausgebreitet und die Senke sechs Meter hoch mit Wasser geflutet.
Betrieb neu aufgestellt
Ans Aufgeben habe er damals nur ganz kurz gedacht. Denn schnell kamen Helfer quer aus Deutschland zum Aufräumen, beim Wiederaufbau halfen Landwirte und Hopfenbauern aus anderen Teilen Deutschlands. „Wir hatten zeitweise 50 Hopfenbauern aus Süddeutschland hier, die mit ihren Maschinen gekommen sind. Da kriege ich heute noch Gänsehaut.“ Es habe Spenden gegeben, das Land habe 80 Prozent des Schadens von 1,6 Millionen Euro ersetzt.
Den Wiederaufbau nutzte Dick für eine Neuaufstellung seines Betriebs. Von vorher 22 Hektar Anbaufläche reduzierte er auf 17 Hektar – die restlichen Flächen werden jetzt als Blühstreifen auch entlang der Prüm und als Überflutungsflächen genutzt. „Weil Hochwasser wird wieder kommen“, sagt er. Zudem seien Hopfen-Anlagen „gedreht“ worden, sodass die Gassen zwischen den Hopfen parallel zum Fluss verliefen – und das Wasser künftig durchfließen könnte. „Vorher war das wie so eine Wand.“
Ernte beginnt Anfang September
Außerdem wurden Holzmasten durch stabile Betonmasten ersetzt, die mit Ankern metertief in der Erde einbetoniert sind. Mit Blick auf den Klimawandel habe man neue Hopfensorten gepflanzt, die besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkämen, sagt der gelernte Brauer. Und man sei dabei, Tröpfchenbewässerung in der Höhe anzubringen. Zu möglichen weiteren Hochwasser meint er: „Die Schäden werden dann auf jeden Fall geringer ausfallen.“
In den vergangenen drei Jahren gebe es „keine fünf Tage“, an denen er nicht gearbeitet habe, sagt Dick. „Der Wiederaufbau war anstrengend.“ Nun blicke er erwartungsvoll auf die Ernte, die wohl Anfang September losgehen soll und ungefähr vier Wochen dauert. Er rechnet mit einer Menge von rund 750 Zentnern. Letztes Jahr seien es bei einer Teilernte noch 250 Zentner gewesen.
Krise als Chance
Dicks Anbaugebiet ist das nördlichste in Deutschland. Bundesweit gibt es rund 1.000 Hopfenbaubetriebe, die meisten davon in der Hallertau in Bayern. Der Rest verteilt sich auf die Gebiete Elbe-Saale, Spalt in Mittelfranken, Tettnang in Baden-Württemberg – und eben die Eifel. Die Anbaufläche beträgt gut 20.000 Hektar, wie der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Hopfenpflanzer, Erich Lehmair, im bayerischen Wolnzach mitteilt.
Die in der Eifel geernteten Dolden würden getrocknet und dann zur Verarbeitung nach Süddeutschland gebracht. Die komplette Ernte des „Bitburger Siegelhopfens“ gehe an die Bitburger Brauerei. Hopfen ist neben Malz, Hefe und Wasser eine der vier Bier-Zutaten, die nach dem Reinheitsgebot von 1516 verwendet werden dürfen.
Auch andere Landwirte getroffen
Bei der Flut nach heftigen Regenfällen im Juli 2021 stand das Ahrtal mit 135 Toten und Schäden in Milliardenhöhe besonders im Fokus. Aber auch in der Eifel und an der Kyll wurden Orte geflutet. In der Eifel seien 20 bis 30 landwirtschaftliche Betriebe betroffen gewesen, sagt der Sprecher des Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, Herbert Netter, in Koblenz. Sie hätten Fördergelder über den bäuerlichen Hilfsfonds erhalten. Im Ahrtal hatten mehr als 100 Winzer schwere Schäden zu verkraften.
„Irgendwie geht es immer weiter“, sagt Dick. „Wir haben gesagt, in jeder Krise ist eine Chance. Und die haben wir jetzt genutzt und gepackt.“